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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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der Teufel das Weihwasser; und dass dieses Gefühl etwas mit der schönen Tochter des Verstorbenen zu tun hatte. »Wenn es nun möglich wäre«, flüsterte sie atemlos, während sie krampfhaft Harolds Arm umfasste. »Ich habe dir nie von dem Abend im Tower erzählt, an dem er mir aufgelauert hat«, versetzte sie, und berichtete mit zitternder Stimme von dem Erlebnis, das ihr beinahe den Glauben an die Ritterlichkeit genommen hatte. »Dieser Bastard!«, stieß Harold hervor und sprang auf, um erregt den beengten Raum vor der schmalen Bettstatt zu durchmessen. »Und ich dachte, sie wollten sich lediglich auf Kosten der byzantinischen Christen bereichern«, zischte er und fasste seinerseits den Verdacht zusammen, der ihm inzwischen von den Taten der Männer um Essex bestätigt worden war. »Vielleicht steckt doch mehr dahinter als vermutet«, grollte er und hieb die Faust in die Handfläche. »Und dein Vater war ihnen im Weg!« Catherine keuchte erschrocken auf. »Ich werde herausfinden, was sie im Schilde führen!« Nachdem sie die dunklen Beweggründe, die hinter dem Mord an Derby und dem von Harold vermuteten Komplott gegen Löwenherz stecken könnten, bis zur geistigen Erschöpfung durchgespielt hatten, schliefen die beiden schließlich erschöpft ein, ohne sich die Mühe gemacht zu haben, mehr als ihre unbequemen Übergewänder abzulegen.
    Als am folgenden Morgen der frühe Sonnenaufgang in flammender Herrlichkeit den Sieg der Kreuzfahrer über die so lange belagerte Hafenstadt verkündete, war Harold bereits seit Stunden auf den Beinen, um im Schatten seines Dienstherrn die Vorbereitungen der Unterwerfungszeremonie zu verfolgen. Während viele der bei der feierlichen Kapitulation Anwesenden mit einem nicht zu verachtenden Kater zu kämpfen hatten, wirkte der zwar bleiche, aber zufriedene Richard überlegen und kühl, als er die Delegation des Statthalters empfing, die ihm die angebotenen Bedingungen überbrachte. Um den Besiegten den Gang noch schwerer zu machen, hatte Löwenherz am südlichsten Ende des Lagers eine Plattform mit einem Thron errichten lassen, was bedeutete, dass die Sarazenen einen förmlichen Spießrutenlauf durch die Reihen der Christen hinter sich bringen mussten, bevor sie vor dem prächtig herausgeputzten Oberbefehlshaber und seiner schönen Gemahlin auf die Knie fielen. Für die Schonung der Garnison bot der Herr der Stadt, der die Verhandlungen ohne Wissen Salah ad-Dins führte, die Herausgabe des bei Hattin geraubten Wahren Kreuzes, zweihunderttausend Goldstücke, alle Güter in der Stadt und die Freilassung der christlichen Gefangenen.

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    In der ersten Reihe der Schaulustigen musterte der Earl of Essex, dessen Augen von der betörenden Berengaria von Navarra zu Richard zurückzuckten, den auf den ersten Blick kerngesund wirkenden König misstrauisch. Außer einem leichten Schweißfilm auf der Stirn des Hünen ließ nichts erahnen, dass der Earl persönlich ihm am Abend das Gift des Assassinen in den schweren Wein gemischt hatte. Warum war er nicht schon längst tot?, fragte Robert de Mandeville sich ungehalten und verfolgte die pompöse Vertragsunterzeichnung ungeduldig. Zwar griff sich Richard immer wieder mit einer schmerzverzerrten Grimasse an den Bauch. Aber außer dieser Geste verriet nichts, dass ihm nicht wohl sein könnte. Hatte sich der Meuchelmörder des Sultans geirrt und Littlebourne das falsche Fläschchen zugesteckt? Das war kaum vorstellbar, und doch war offensichtlich, dass einem von ihnen ein Fehler unterlaufen sein musste. Verdammt!, fluchte Essex in Gedanken, als er sich dem aufbrechenden Zug der Sieger anschloss, um in die niedergeworfene Stadt einzureiten. Sobald er aufgesessen war, galoppierte er mit kurzem Zügel an die Seite des Earls of Cornwall, der ihn mit fragend in die Höhe gezogenen Brauen musterte, und zuckte die Achseln. Dieses Problem würde warten müssen, bis sie sich innerhalb der mächtigen Mauern häuslich niedergelassen hatten. Mit donnernden Hufen preschte die Armee der Sieger auf die gähnenden Tore Akkons zu, über denen mehrere weiße Banner aufgezogen worden waren.

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    Harold, der den etwa zehn Steinwürfe vor ihm reitenden Essex mit einer Mischung aus Hass und Rachedurst betrachtete, wurde aus den düsteren Gedanken gerissen, als er inmitten des scheinbar endlosen Zuges der berittenen Belagerer über die dickbohligen Brücken trabte. Diese überspannten die tiefen, zum Teil mit messerscharfen Spitzen gespickten Gräben, mit

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