Schwerter und Rosen
wie möglich zu verleihen. Zwar machte ihn die Gier, die er im Blick des englischen Earls gelesen hatte, sicher, dass dieser seine Aufgabe gemäß der getroffenen Vereinbarung erfüllen würde. Doch konnten auch ihm die Umstände Steine in den Weg werfen. »Warum verhandeln wir nicht mit ihm?«, ließ sich al-Adil vernehmen, der am entfernten Ende des Zeltes Platz genommen hatte und gierig an den mit Zimt gewürzten Orangenschnitzen lutschte, die ein schweigsamer Sklave dort für sie bereitgestellt hatte. Eine steile Falte grub sich zwischen die kühn geschwungenen Brauen, als er den Assassinen mit einem abfälligen Blick bedachte. »Das haben wir doch schon oft genug besprochen«, fauchte Salah ad-Din und befahl dem Kauernden mit einer ungeduldigen Geste, sich zu entfernen. »Wenn er nicht innerhalb der nächsten beiden Tage stirbt, habt Ihr Euer Leben verwirkt«, schickte er dem Mann hinterher, der lautlos in die Nacht verschwand. »Aber er hat Verhandlungen angeboten«, versetzte Adil beschwichtigend. »Vielleicht wäre es besser …« Mit einem herrischen Ausdruck auf den energischen Zügen gebot Salah ad-Din Schweigen und ließ sich schwer in die Kissen eines Diwans fallen.
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Wie um der Stimmung im Lager der moslemischen Truppen zu spotten, hatte Richard Löwenherz – kaum war die Sonne im Meer versunken – den Befehl gegeben, ein üppiges Bankett auszurichten, zu dem die wichtigsten Würdenträger der christlichen Streitmacht geladen waren. Der Duft der von den Engländern mitgebrachten Speisen erfüllte die trockene Luft und vertrieb den metallischen Geruch des an diesem Tag reichlich vergossenen Blutes. »Ihr seid ekelhaft!«, zischte Philipp von Frankreich dem neben ihm sitzenden Leopold von Österreich zu, der sein vom Blut der Erschlagenen rot gefärbtes Surkot an einer Fahnenstange befestigt und mit zum Festmahl gebracht hatte. Einzig ein schmales weißes Band lief – dort wo der Schwertgürtel des Herzogs gesessen hatte – diagonal über den ansonsten roten Stoff. »Ich habe beschlossen, diese Farben in mein neues Banner aufzunehmen«, gab der feiste Herzog süffisant lächelnd zurück, was ihm jedoch lediglich ein angewidertes Naserümpfen seines Nachbarn eintrug. »Seht Euch diesen großspurigen Angeber an«, hetzte der zu Philipps Rechten sitzende Konrad von Montferrat und wies mit dem Kinn auf Richard Löwenherz, der am Kopf der langen Tafel neben einem zufrieden lächelnden Guy de Lusignan thronte. »Viel interessanter finde ich den jungen Mann dort unten am Tisch der Templer«, warf einer der deutschen Fürsten ein, der unlängst seine Festung südlich von Aleppo verloren hatte, und deutete auf Curd von Stauffen. Dieser stocherte an der Seite seiner bleichen Gemahlin mit umwölkter Miene in den aufgetischten Köstlichkeiten. »Ich frage mich, ob Löwenherz nicht auffällt, wen er da in seinem Lager hat.« Als die Brauen seiner Tischnachbarn fragend in die Höhe wanderten, zuckte er die Schultern und setzte ungeduldig hinzu: »Es ist doch offensichtlich, dass das der Bastard al-Adils ist, von dem die seit Monaten kursierenden Gerüchte berichten!«
Bevor die so Belehrten etwas darauf erwidern konnten, erhob sich Richard Löwenherz und verschaffte sich mit einem durchdringenden Räuspern Gehör. Unvermittelt verstummten die Gespräche der Geladenen, und die von Met und Wein glänzenden Augenpaare der Männer und Frauen richteten sich erwartungsvoll auf die imposante Gestalt des Oberbefehlshabers. »Diese Schlacht wird in die Geschichte eingehen«, hub der englische König an, erbat sich jedoch ungeduldig Ruhe, als ein zustimmendes Gemurmel durch die Reihen lief. »Der morgige Tag wird das Ziel unserer Bemühungen bringen!« Kaum waren die Worte verhallt, als die Barone, Ritter und Herzöge sich halb ungläubig, halb freudig erregt von den Bänken erhoben und anfingen, wild durcheinander zu rufen. »Ruhe!«, donnerte der hünenhafte Engländer. »Der Statthalter von Akkon hat einen Boten entsandt, der die Nachricht von der bevorstehenden Kapitulation überbracht hat. Sobald die Sonne aufgeht, werden die angebotenen Bedingungen hier eintreffen.« Während in dem durch Verbindung mehrerer Zelte geschaffenen, riesigen Pavillon ungezügelte Freude ausbrach, ließ Harold, der hinter seinem Dienstherrn stand, um ihm falls nötig Kelch und Teller neu zu füllen, die müden Augen durch das vom Fackelschein erleuchtete Innere wandern. Der Tod des Earls of Derby hatte ihn hart getroffen, und
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