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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Blase nicht zu verlieren.
    Mit einem dröhnenden Krachen flog die eisenbeschlagene Tür auf und mehrere Männer schleuderten einen schlaffen Körper auf den Boden zwischen den Angeketteten, wo dieser regungslos liegen blieb. Da in dem aus dem Korridor hereinfallenden Zwielicht zuerst nicht viel zu erkennen war, hätte Harold beinahe der Schlag getroffen, als der flackernde Schein auf die scharfen Züge des Earls of Essex fiel. In der linken Schulter seines ehemaligen Herrn steckte ein abgebrochener Armbrustbolzen, und sein nackter Körper war über und über mit Striemen, Schnitten und Brandmalen bedeckt. Keuchend versuchte Harold, vor dem englischen Soldaten zurückzuweichen, der energisch auf ihn zutrat und die Hand hob. Aber die Fesseln um seine Gelenke hielten ihn unerbittlich zurück. »Halt still«, erboste sich der Scherge, griff grob nach Harolds Handgelenk und führte einen Schlüssel in das rostige Schloss der Ketten. Als der Zug nachließ, sank der Knabe ermattet zu Boden und blieb einige Momente auf dem alten Stroh liegen, während auch Cirencester und der Deutsche schlaff in sich zusammensackten. »Ihr seid frei«, brummte ein weiterer Mann, der dem Soldaten mit angewidertem Blick in die Zelle gefolgt war. »Alle, außer ihm.« Mit der bewehrten Hand wies er auf den stöhnend erwachenden Hugh, der erfolglos versuchte, den beinahe zu doppelter Größe angeschwollenen Kopf zu heben. »Hätten wir sie nicht schon längst freilassen sollen?«, flüsterte einer seiner Begleiter, aber dieser fauchte mit einem Blick auf Essex: »Es gab Wichtigeres! Aber jetzt, wo er gestanden hat …«
    Ohne zu begreifen, wie ihm geschah, nahm Harold dankbar die hölzerne Kelle, die einer der Wächter ihm reichte, zwischen die Lippen und trank gierig von dem wunderbar kühlen, frischen Wasser, das innerhalb weniger Augenblicke seine Wirkung tat. Nachdem auch Cirencester und der Deutsche sich gestärkt hatten, kehrten ihre Kräfte so weit zurück, dass sie sich – von den Soldaten des Königs gestützt – die ausgetretenen Stufen in den schwer bewachten Hof der Zitadelle hinaufschleppen konnten, in dem zu dieser Tageszeit bereits reges Treiben herrschte. Da die Sonne schon seit einigen Stunden am Himmel stand, war die Hitze niederdrückend, und auch die gleißende Helligkeit, die von Rüstungen und Waffen zurückgeworfen wurde, schlug den Befreiten wie eine Faust ins Gesicht. »Richard Löwenherz verlangt, Euch zu sehen«, informierte sie der Anführer des Trupps und gab seinen Männern ein Zeichen, die zerschundenen Gefangenen durch das Haupttor in die engen Gassen der Stadt zu führen. Unendlich lang schien der Weg zwischen den Häuserzeilen hindurch, bis die Abordnung schließlich den Palast erreichte, in dem der englische König Unterkunft genommen hatte. »Hier entlang«, forderte einer der dort wartenden Ritter die zerlumpten Neuankömmlinge auf und geleitete sie ins Innere der kühlen Säulenhalle.
    Einige Zeit später schlang Catherine, die in der Eingangshalle des Palastes auf das Erscheinen ihres Geliebten gewartet hatte, mit einem Schrei die Arme um seinen Hals. »Oh, Harold!« Während ein wahrer Sturzbach über ihr bleiches, übernächtigtes Gesicht strömte, presste sie den schmutzigen, stinkenden Harold an sich und klammerte sich an ihn. Über ihren schlanken Hals lief eine dünne, schon leicht verschorfte Schnittwunde, die der Dolch des Earls of Essex dort hinterlassen hatte, bevor ihm der Pfeil eines der königlichen Armbrustschützen die Schulter durchbohrt hatte. »Oh, mein Gott, Harold!« Ihr ganzer Körper bebte, als sie erneut von einem erleichterten Schluchzen geschüttelt wurde. Und trotz all der Schmerzen und des unstillbaren Bedürfnisses, vierundzwanzig Stunden zu schlafen, drückte Harold ihren Kopf an seine Brust und strich ihr tröstend über die zerzausten Locken. »Es ist alles gut«, flüsterte er nahe an ihrem Ohr. »Er wird seine gerechte Strafe erhalten.« Ein kleiner Schluckauf sorgte dafür, dass Catherine ihn auf Armlänge freigab und besorgt musterte. »Du brauchst dringend ein Bad«, stellte sie schniefend fest, wischte sich mit dem Handrücken die roten Augen und ließ den Blick seinen geschundenen, nur von einer zerfetzten Cotte bedeckten Körper hinabwandern. »Ich werde den Arzt rufen lassen, damit er deine Wunden reinigt.« Ihre Stimme bebte immer noch leicht.
    Mit einem ungeduldigen Schnauben winkte Harold ab. »Ach was, es ist nur halb so schlimm.« Und tatsächlich schienen die

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