Schwerter und Rosen
Catherine und rang verzweifelt die Hände. »Er hätte sich niemals zu so etwas hergegeben.« Ihr Blick fiel auf den Earl of Essex, der sie mit lüsterner Zufriedenheit anstarrte. Um den grausamen Mund spielte ein Lächeln, während seine Aufmerksamkeit der Knienden die Gewänder vom Leib zu brennen schien. Als die junge Frau des breitschultrigen Ritters gewahr wurde, schluckte sie trocken und nahm allen Mut zusammen. »Dieser Mann dort hat meinem Vater mehr als einmal gedroht«, stieß sie anklagend hervor und wies mit zitternder Hand auf den erbleichenden Essex. »Ihr solltet Eure Zunge im Zaum halten«, warnte dieser, kaum waren die Worte in dem inzwischen totenstillen Gemach verhallt, und machte drohend einen Schritt auf das Mädchen zu. Aber Berengaria von Navarra stellte sich schützend vor sie und funkelte ihn wütend an. »Sie hat mir alles über Euch erzählt«, zischte sie. »Und selbst wenn Ihr bis zum Jüngsten Tag wartet, werdet Ihr sie niemals zur Frau haben!«
»Einen Augenblick«, donnerte Richard, der sich auf seinem Thron vorgebeugt hatte, und blickte mit ärgerlich gerunzelten Brauen in die Runde. »Habe ich da nicht vielleicht auch noch ein Wörtchen mitzureden?«, fragte er sarkastisch, während seine Augen kalt über das Tableau vor ihm strichen. Die steile Falte zwischen seinen Brauen wirkte wie aus Stein gemeißelt, und wer den aufbrausenden König kannte, konnte in der Spannung seines mächtigen Körpers die Anzeichen des sich unaufhaltsam zusammenbrauenden Jähzorns lesen. »Verzeiht, Sire«, ließ sich jetzt auch der Earl of Gloucester – Cirencesters Dienstherr – vernehmen. »Mir will es auch ein wenig seltsam vorkommen, dass Henry sich auf eine solch hinterhältige Sache eingelassen haben soll.« Sein Blick wanderte zu Essex und weiter zu dem von diesem halb verdeckten Littlebourne, dessen Gesicht ein grimmiger Ausdruck zierte. »Auch habe ich mit angesehen, wie dieser Ritter dem Bogenschützen Huntingdons beim Würfeln das letzte Hemd abgenommen hat.« Als die Köpfe der Umstehenden in seine Richtung zuckten, schoss dem vierschrötigen Littlebourne das Blut in die fleischigen Wangen. »Unsinn«, brauste Essex auf, um den Beschuldigten zu schützen. Was zum Teufel geschah hier?, fragte er sich zornig. Warum ließen diese Narren die Angelegenheit nicht auf sich beruhen?! »Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass der Deutsche den Anschlag geplant haben soll«, warf einer der Ritter des verstorbenen Derby ein, dessen linkes Auge von einer blutigen Bandage verdeckt wurde. »Ich habe selbst gesehen, wie er Dutzende von Sarazenen erschlagen hat!« Die noch vor wenigen Minuten vorherrschende Selbstgerechtigkeit wich mit zunehmender Geschwindigkeit dem Zweifel und einem nicht mehr von der Hand zu weisenden Misstrauen dem Hauptankläger Essex gegenüber.
»Auch ich kann nicht schweigend dabei stehen, wie Unschuldige gerichtet werden«, sagte der Earl of Salisbury schließlich seufzend und trat vor seinen König. Nervös nestelten die unter Ringen begrabenen Wurstfinger am Saum seines Gewandes. »Es gibt in Euren Reihen mehr Verräter, als Ihr denkt, Sire«, fuhr er fort, fing jedoch die Blicke der Earls of Essex und Cornwall auf, die mit den Augen schweigend auf die schwer bewaffneten, ebenfalls im Raum anwesenden Männer des Erzbischofs of Canterbury wiesen. Die Drohung ignorierend, fuhr der beleibte Adelige, auf dessen Stirn sich dicke Schweißperlen bildeten, unbeirrt fort: »Es ist wahr, dass ein Komplott gegen Euch am Aufkeimen ist, und dass Euer Bruder in England bereits über eine zahlreiche Anhängerschaft verfügt.« Seine weiche Stimme hing einen Augenblick in der Luft, bevor er weitersprach. »Was als ein rein wirtschaftliches Zweckbündnis begann, hat sich jedoch inzwischen zu einem politischen Streich entwickelt, dem ich nicht mehr schweigend zusehen kann.« Sein fettes Kinn lag zitternd auf dem hochgeschlossenen Kragen seines Surkots. Als er die Hand hob, um auf den Earl of Essex zu weisen, lief ein erzürntes Raunen durch die Reihen. »Und dieser Mann ist der Drahtzieher des Ganzen!«
Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, als sowohl Cornwall als auch Essex, Devon und die Ritter des Erzbischofs beinahe zeitgleich die Waffen bleckten und drohend auf die um Richard Löwenherz Versammelten zuschritten. »Ihr wagt es?!«, bellte der König, kam mit erstaunlicher Behändigkeit auf die langen Beine und zog das stets gegürtete Schwert, um es dem ersten Verschwörer auf die
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