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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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einen Schlag auf den Hinterkopf versetzte und nach einem fragenden Blick auf Löwenherz die Klinge in sein Herz trieb. »Heilige Mutter Gottes!«, entfuhr es Harold, der sich halb in Cirencesters Schatten verborgen hatte, um die blutigen Einzelheiten des Gemetzels nicht mit ansehen zu müssen. Das Wehgeschrei war inzwischen ohrenbetäubend, und der Gestank des frischen Blutes stach ihm mit Übelkeit erregender Schwere in die Nase. »Ja«, erwiderte Henry mit nur mühsam unterdrückter Abscheu. »Das ist nicht gerade eine Heldentat.« Erschrocken blickte Harold sich um, ob einer der hinter ihnen Stehenden diese despektierliche Bemerkung vernommen hatte. Doch die meisten der Ritter schienen dem Blutrausch erlegen und nur darauf aus, die ermüdeten Schlächter auf dem Schafott abzulösen. Zu ihrer Rechten fand in diesem Augenblick ein wahres Gerangel um die nächsten einhundert Gefangenen statt, und als die über und über mit Blut besudelten Henker die letzten Leichen hinab auf den Boden stießen, erklomm ihre Ablösung mit gierigem Blick die Leitern, um das Handwerk aufzunehmen.

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    Wenngleich das Schlachten zu seinen Füßen seinem Ehrempfinden und dem tief verwurzelten Ideal der Ritterlichkeit zuwiderlief, genoss Richard Löwenherz die Rache an Salah ad-Din in vollen Zügen. Nur noch wenige Dutzend Sarazenen warteten bebend darauf, ihr Ende zu finden. Und auf den Gesichtern der gefangenen Verräter, deren Tod den Höhepunkt dieses Tages bilden würde, zeichnete sich endlich das ersehnte Entsetzen ab. Zu Beginn noch scheinbar gleichgültig, waren sowohl der Earl of Essex als auch die Earls of Cornwall und Devon im Verlauf des Massakers zusehends bleicher geworden. Doch als der Kopf des letzten Sarazenen schließlich spritzend in der tiefen Blutlache auftraf, trat panische Furcht in die dunklen Augen der feigen Meuchelmörder. »Nun, Essex«, höhnte Richard. »Seid Ihr bereit, Eurem Schöpfer entgegenzutreten?« Als der Earl daraufhin schwankend auf die Beine gezerrt wurde, erhob sich ein ohrenbetäubender, mit durchdringenden Pfiffen durchsetzter Sprechchor, der einen langsamen, qualvollen Tod für die Hochverräter forderte. »Was meint Ihr, Essex?« Der Ausdruck in Richards Augen jagte Harold einen Schauer über den Rücken. Unter Gejohle und Gebrüll wurden die gefangenen Verräter auf eine Reihe starker Pfähle zugestoßen, die vorher in der Menge der Geiseln untergegangen waren, und mit dicken Stricken daran festgebunden. Auf den Wink des Königs hin trat einer seiner Ritter auf den Earl of Essex zu, trieb ihm ohne viel Federlesens die Klinge in den Unterleib und schlitzte ihn von Beckenknochen zu Beckenknochen auf. Während das tierische Gebrüll des Gefolterten die Zuschauer aufheizte, setzte der Mann den scharfen Dolch erneut an und führte ihn vom Bauchnabel bis zum Brustbein.
    Als die Bauchdecke des Earls aufklaffte, quollen seine Eingeweide hervor und sackten wie ein Gewirr aus nassen Tauen zu Boden. Kaum hatte er die Klinge herausgezogen, trat der Mann auf den zweiten Gefangenen zu und wiederholte das Vorgehen, sodass das Geschrei und Gewimmer der Gefolterten schließlich selbst die Rufe der Zuschauer übertönte. Als er sich Hugh – dem Wildhüter der Huntingdons – zuwandte, brach Harold ohne nachzudenken durch die Reihen der Ritter vor ihm und fiel vor Löwenherz auf die Knie. »Bitte, Sire«, flehte er, während der Henker verdutzt innehielt. »Gewährt diesem Mann einen schnellen Tod.« Erstaunt von der Geste hob Richard die Brauen und musterte Harold eindringlich. »Er ist gezwungen worden«, bettelte Harold, während ihm die Bilder seiner Kindheit durch den Kopf schossen. Hugh und dessen Sohn beim Wettschießen mit Harold und Robin. Er konnte ihn nicht einfach so aufgeben! »Gewährt«, brummte Richard schließlich und wandte sich von dem Knaben ab, um jeden Augenblick des Todeskampfes der Gemarterten zu verfolgen. Harold hatte gerade wieder den Platz an Cirencesters Seite erreicht, als die im Licht der Sonne funkelnde Waffe die Kehle des hünenhaften ehemaligen Wildhüters der Huntingdons durchschnitt.
     
     
    Vor den Stadttoren Akkons, 22. August 1191
     
    » Der König der Engländer thronte mit kaltem Blick und überwachte das Blutbad an den Unschuldigen. Die Ehrlosigkeit seines Handelns stand in solchem Gegensatz zu seiner viel gerühmten Tollkühnheit und Gerechtigkeit, dass sich großes Wehklagen unter den wenigen Überlebenden erhob.«
     
    »Ich würde Euch raten, diesen

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