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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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riss Richard den jungen Templer aus seinen Betrachtungen. »Wir brechen in einer halben Stunde auf.« So entlassen eilte Curd zu seiner Unterkunft vor den Stadttoren zurück, wo Rahel bereits dafür gesorgt hatte, dass alles auf den Wagen des Trosses verstaut worden war, und Curds Schlachtross im Schatten einer Palme angebunden auf ihn wartete. Hastig legte er die letzten Teile seiner Rüstung an, hauchte einen Kuss auf die Wange seiner Gemahlin und schwang sich in den Sattel, um an seinen Platz an der Spitze der Kavallerie zu galoppieren. Als sein wehender Umhang inmitten des Meeres der Bewaffneten verschwunden war, wandte Rahel sich mit einem Seufzen um und eilte auf die Abteilung des Zuges zu, in dem die Damen den Kriegern unter schwerster Bewachung folgen würden.
     
     
    Die Mittelmeerküste, auf der Höhe des Chastel Pèlerin, 22. August 1191
     
    Es dämmerte bereits, als die bis an die Zähne bewaffnete Kolonne der Marschierenden am Fuß der mächtigen Kreuzfahrerburg Chastel Pèlerin einen nach außen hin geschützten Kreis bildete, in dem die Unterkünfte errichtet wurden. Mächtig und uneinnehmbar erhob sich das auf einer schmalen Landzunge errichtete Bollwerk über den Köpfen der Kreuzfahrer, während die gegen das schroffe Ufer schlagenden Wellen des Mittelmeeres das Gefühl der Abgeschiedenheit verstärkten. Kaum zwei Stunden vergingen, bevor die Wälle aufgeschüttet, verstärkt und mit Bogenschützen bemannt waren, um die ununterbrochen von der Landseite her angreifenden Sarazenen auf Abstand zu halten. Den ganzen Tag über hatten den Christen zwar die auf die Schiffe verladenen Katapulte und Steinschleudern einen gewissen Schutz bieten können. Doch der Rachedurst der Sarazenen schien unstillbar. Und so hatten an diesem Tag mehrere hundert Männer den Tod gefunden. Die Gefahr ignorierend, war der englische König – wie schon so oft – an vorderster Front geritten und hatte mehr als einen Ausfall hinter die feindlichen Linien persönlich angeführt. Was jedoch das gleiche Resultat erzielt hatte wie ein Stock in einem Wespennest.
    Durstig und erschöpft ließ Harold sich neben Henry of Cirencester auf eine der Bänke in dem hastig errichteten Verpflegungszelt fallen und stopfte sich beidhändig gebratenen Fisch und zähflüssigen Haferbrei in den Mund. Seit seiner Freilassung hatte er sich immer wieder zwingen müssen, seine Aufmerksamkeit nicht zu dem Dilemma abschweifen zu lassen, das ihn in England erwartete, wenn er aus diesem Krieg lebend zurückkehrte. Botenberichten zufolge hatte sein Bruder nach dem Tod seines Vaters den Besitz der Huntingdons an sich gerissen, sich mit Prinz John verbündet und das feierliche Versprechen geleistet, den inzwischen für vogelfrei erklärten Robin of Loxley – dem die Bevölkerung den Namen Robin Hood gegeben hatte – gefangen zu setzen und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Wenn Harold die durch viele Meinungen und Standpunkte sicherlich verfälschten Berichte richtig verstanden hatte, dann hatte Robin sich in den Wald von Sherwood zurückgezogen, um der von John und seinen Männern erbarmungslos ausgebeuteten Bevölkerung zur Seite zu stehen, indem er die Reichen beraubte und das von ihnen Erbeutete den Hungernden und Armen zurückgab. Wie sollte er seinem treulosen Bruder das ihm Zustehende je wieder abjagen? Denn einer Sache war er sich völlig sicher: dass Guillaume dafür gesorgt hatte, genügend Verbündete auf seiner Seite zu haben, die den Betrug an dem Halbbruder kalt lächelnd rechtfertigen würden.
    Er seufzte. Nachdem er den letzten Bissen mit einem Schluck lauwarmem Met hinuntergespült hatte, begann er, unruhig auf der grob gezimmerten Sitzfläche hin und her zu rutschen, bis sich Cirencester, der sich mit einem anderen Ritter unterhalten hatte, schließlich mit einem breiten Grinsen umwandte und trocken bemerkte: »Ich brauche dich heute nicht mehr.« Harold errötete leicht, da die anderen Männer am Tisch ihn nun ebenfalls mit einem wissenden Feixen bedachten. »Sieh zu, dass du dich bei Sonnenaufgang bei mir meldest.« Mit diesen Worten war der Knabe entlassen, und nach einem letzten Griff in eine Schale voller frischer Datteln, stob er in Richtung Lagermitte davon, wo er Catherine in ihrer Unterkunft zu finden hoffte.

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    Mit einem kunstvollen Knoten vollendete diese soeben ihr Werk im Pavillon der Königin und trat bescheiden lächelnd von Berengaria zurück, um die perfekte Frisur mit etwas Abstand zu betrachten. »Ich weiß

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