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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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dunkelhaarige Cecile zu und warf lustlos den Schläger in das gelbliche Gras. »So macht es überhaupt keinen Spaß!« Die Augen der fünfzehnjährigen Schönheit glühten vor Enttäuschung und Zorn, da sie es nicht gewohnt war, Niederlagen hinzunehmen. Als jüngste Tochter eines reichen aquitanischen Adeligen diente der Aufenthalt am Hof in Poitiers lediglich dazu, einen geeigneten Ehemann für sie auszuwählen, und sie tat sich schwer, Anschluss zu finden.
    »Lasst es uns noch einmal versuchen«, lenkte Catherine ein und trat auf die beiden Freundinnen zu, um ihnen versöhnlich die Arme um die Schultern zu legen. »Es ist doch so schön hier in der Sonne.« Der Duft, der von den in kunstvollen Mustern angepflanzten Büschen und Blumen ausging, war betörend, und die Blütenpracht des kleinen Gärtchens raubte Catherine immer wieder aufs Neue den Atem. Verborgen zwischen den abweisenden Mauern der Gebäude, lud dieses kleine Juwel zum Lustwandeln und Spielen ein. Doch da es die meisten der älteren Damen vorzogen, ihre Zeit im Inneren der Festung zuzubringen, genoss Catherine jede Gelegenheit zur Zerstreuung mit ihren Altersgenossen. Auf keinen Fall wollte sie die beiden dadurch vertreiben, dass sie ihnen den Spaß an dem Jeu du Mail nahm. »Hier«, bot sie der immer noch mürrisch dreinblickenden Cecile an. »Nimm meinen Schläger. Vielleicht geht es damit besser.« Bevor sich das Mädchen jedoch dazu durchringen konnte, die freundschaftliche Geste huldvoll anzunehmen, wurden die drei jungen Hofdamen von einem Pagen unterbrochen, der wild mit den Armen rudernd auf sie zugerannt kam. »Die Königinmutter will Euch sprechen«, presste er an Catherine gewandt keuchend hervor, nachdem er zum Stehen gekommen war und sich kurz – und etwas spöttisch – vor dem Kleeblatt verneigt hatte. »Ich soll Euch zu ihr bringen.« Verwirrt und neugierig zugleich warf Catherine ihren beiden Begleiterinnen einen fragenden Blick zu, den diese mit einem Schulterzucken quittierten, und folgte dem strohblonden Burschen, der sich bereits wieder auf den Weg zurück in die Halle des Haupthauses machte.
    Als sie die Kühle der Eingangshalle betrat, fröstelte sie, zog den dünnen Schleier um die Schultern und harrte mit klopfendem Herzen darauf, dass die hohen Flügeltüren der Grande Salle sich öffneten. Kaum hatten die beiden rechts und links der Tür postierten Bediensteten das Mädchen hereingewunken, hob die nahe der prächtigen Feuerstelle thronende Aliénor von Aquitanien den Kopf und gab ihr mit einer ungeduldigen Handbewegung zu verstehen, dass sie näher treten solle. Ein viel zu hohes Feuer loderte in dem ausladenden Kamin, vor dem sich im Halbkreis zwei Dutzend Damen drängten. Die Hitze, die unter dem mit Schnitzereien verzierten Dachstuhl flimmerte, war nach der erfrischenden Luft im Garten beinahe unerträglich, und zu ihrem Entsetzen spürte Catherine, wie ihr schwindelig wurde. Hastig sank sie nach einigen Schritten in einen Knicks und wartete darauf, dass sich die bleierne Schwere von ihren Sinnen hob. Aus allen Poren schien Schweiß ausbrechen zu wollen, und sie kämpfte noch mit dem Gefühl der Übelkeit, als wie aus weiter Ferne Worte an ihr Ohr drangen. »Berengaria von Navarra wird dem König ins Heilige Land folgen.« Erstaunt konzentrierte sich Catherine einige Herzschläge darauf, den Schwindel und das Hitzegefühl unter Kontrolle zu bringen, und wartete. »Er will sich so schnell wie möglich trauen lassen«, setzte Aliénor hinzu und räusperte sich vernehmlich. Warum um alles in der Welt teilte sie ausgerechnet ihr diese Neuigkeit mit?, fragte sich Catherine, die nicht wusste, wie sie auf die Mitteilung reagieren sollte. Weshalb war diese Nachricht so wichtig, dass man sie durch einen Pagen hatte suchen lassen?
    »Du wirst sie begleiten!« Starr vor Erstaunen hob Catherine den Blick und sah der Königinmutter – allen gebotenen Respekt vergessend – direkt in die Augen. Immer noch in der unbequemen Haltung des tiefen Knickses verweilend, hätte sie die abrupte Bewegung, als ihr Kopf nach oben zuckte, beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht. Aber die hastig nach hinten gestreckte Hand verhinderte das Schlimmste. »Denk nur nicht, mein Kind, dass mir nicht aufgefallen ist, wie sehr du für den Knappen dieses abscheulichen Essex schwärmst!« Ein gänzlich unmajestätisches Schmunzeln verzog die edlen Züge, aus denen alle Förmlichkeit gewichen war, und in den dunkelgrauen Augen lag ein schelmisches Leuchten.

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