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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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knackenden Gelenken. »Ich könnte versuchen, das Haus zu verpfänden«, hub er lahm an, verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder, als er im Kopf überschlug, wie viel er dafür erzielen konnte. Und wo sollten sie dann wohnen? Mit einem resignierten Seufzer trat er zu Rahel und legte ihr die Hand auf den Kopf. »Ich werde wohl oder übel zu Kreuze kriechen und um Aufschub betteln müssen«, beschied er düster. »Immerhin stehen noch die Erlöse dreier Karawanen aus.« Doch da diese nach Kairo gezogen waren, konnte es noch eine ganze Weile dauern, bis sie die Heimat wieder erreichten. Falls sie sie jemals wieder erreichten!, setzte er in Gedanken hinzu.
     
     
    Vor den Toren Akkons, Juli 1190
     
    Ein für diese Jahreszeit seltener Gewittersturm entlud sich über den Dächern der maurischen Zeltstadt. Während ununterbrochen Blitze über den bedrohlich dunklen Himmel zuckten, peitschte der von Windböen getriebene Regen durch die engen Gassen zwischen den Behausungen der Soldaten. Zitternd lagen die Ängstlicheren unter den Sarazenen auf den Knien, um Allah um Schutz und Verschonung vor dem göttlichen Zorn anzuflehen. Doch als nicht weit von den hoch aufgeworfenen Schutzwällen ein Blitz in eine der uralten Pappeln fuhr, sprangen die Männer auf und eilten stumm vor Entsetzen über dieses furchtbare Omen zu der Stelle, an der trotz des unablässigen Regengusses meterhohe Flammen gen Himmel schlugen. »Das bedeutet Unglück«, flüsterte einer der im Kampf unerschrockenen Mamelucken mit weit aufgerissenen Augen, während immer mehr Krieger zusammenliefen und den langsamen Fall des mächtigen Baumes beobachteten, dessen Krone sich nach wenigen Minuten spaltete und Funken sprühend zu Boden krachte. Unaufhaltsam sogen sich die Kaftane, Turbane und Umhänge der Sarazenen mit Wasser voll. Aber der Schrecken des Augenblicks ließ die Männer alles Andere vergessen. Immer mehr Stimmen wurden laut, die unkend den Untergang des moslemischen Heeres verkündeten, und erst als einer der Imame zwischen die hysterischen Aufwiegler trat und damit drohte, ihnen tatsächlich den Unwillen Allah s zu verschaffen, löste sich die Versammlung zäh und widerstrebend auf.
    Zufrieden mit den jüngsten Entwicklungen vor der belagerten Stadt hatte Salah ad-Din seinen jüngeren Bruder, al-Adil zu sich befohlen, um ihn in der Sache zu befragen, die ihn seit der Schlacht von Hattin nicht mehr losließ. Auch auf dem Dach seines prächtigen Pavillons vollführten die dicken Regentropfen einen trommelnden Tanz. Doch weder das Heulen des Windes noch das selbst durch die Leinwand sichtbare Aufleuchten der Blitze konnte den Sultan von dem ablenken, was ihm auf der Seele lastete. »Lass das«, fauchte er ungehalten, als der beinahe zehn Jahre Jüngere sich vor ihm auf den Boden warf und mit der Stirn eines der Löwenfelle berührte. »Die Förmlichkeiten können wir uns sparen.« Mit einem amüsierten Schmunzeln auf den gut aussehenden Zügen kam al-Adil federnd auf die Beine und trat näher an seinen Bruder heran, der trotz der Ruhe, die im feindlichen Lager herrschte, die schwere Rüstung trug, die er bei einem Schmied in Damaskus hatte anfertigen lassen. In den Augen des Prinzen lag ein erheitertes Leuchten, und die gerade Nase mit den kühn geschwungenen Flügeln zuckte leicht, als sich sein Mund zu einem Lächeln verzog. Die breiten Schultern wurden von einem im ägyptischen Stil bestickten Umhang bedeckt, der beinahe bis auf den Boden reichte.
    »Was hat dich bewogen, mich aus Ägypten hierher zu beordern?«, fragte er ehrlich erstaunt und bückte sich, um eine der süßen Teigtaschen mit Daumen und Zeigefinger zu angeln und zwischen die erstaunlich weißen Zähne zu schieben. »Mir ist nicht wohl dabei, die Dinge dort aus der Hand zu geben.« Er kaute genüsslich, bevor er den Leckerbissen schluckte und erneut nach dem silbernen Tablett langte. Fragend hob Salah ad-Din die Brauen, ging jedoch nicht näher auf die Andeutung ein, da er die Intrigen und Ränkespiele am Hof in Kairo nur zu genau kannte. »Du hast einen Sohn«, hub er ohne Vorrede an und betrachtete das Gesicht des Jüngeren forschend, als dieser die Hand sinken ließ und verwundert die Stirn runzelte. »Einen Sohn?«, fragte er zögernd, da keine der Konkubinen, die er sich bis zu diesem Tag genommen hatte, es vermocht hatte, ihm ein Kind zu schenken. »Wie meinst du das?« Ehrliches Erstaunen lag in seiner tiefen Stimme. Und obwohl er sich bemühte, die Verblüffung zu

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