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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Autoren: Fritz Leiber
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tatsächlich richtig prophezeit – ohne es natürlich zu wissen«, sagte der Mausling lächelnd. »Wir haben ihr kleines Spielchen gespielt – ›Um-die-Lichtung-und-Achtung-vor-der-Zaubergrenze‹!«
    Das Schatzhaus flößte ihm heute keine Angst ein. Er dachte an die Unruhe, die ihn am Vorabend befallen hatte, doch vermochte er sie nicht mehr zu verstehen. Der bloße Gedanke an einen Wächter kam ihm lächerlich vor. Für das Skelett im Eingang gab es bestimmt natürliche Erklärungen.
    Diesmal war es also der Mausling, der als erster das Schatzhaus betrat. Das Innere des Gebäudes, so leer und schmucklos wie die Außenmauern, war eine Enttäuschung. Ein einziger großer niedriger Raum. Zu beiden Seiten führten gedrungene Türöffnungen in die kleineren Kuppeln, während im Hintergrund ein langer Flur zu sehen war und eine Treppe, die offenbar in den oberen Teil der Hauptkuppel führte.
    Der Mausling streifte den Schädel und das zerbrochene Skelett mit kurzem Blick und hielt sofort auf die Treppe zu.
    »Unser Dokument«, sagte er zu Fafhrd, der sich jetzt neben ihn geschoben hatte, »beschreibt den Lagerort des Schatzes – unmittelbar unter dem Schlußstein der Hauptkuppel. Wir müssen also im Raum oder in den Räumen oben suchen.«
    »Stimmt«, erwiderte der Nordling und sah sich um. »Aber ich möchte zu gern wissen, Mausling, welchen Zweck das Gebäude einmal gehabt hat. Ein Mann baut ein Haus einzig und allein zu dem Zweck, einen Schatz darin aufzubewahren – und schreit dann in die Welt hinaus, daß er diesen Schatz besitzt. Meinst du, das Haus war einmal ein Tempel?«
    Der Mausling stieß plötzlich einen Zischlaut aus und fuhr zurück. Ein Stück weiter oben auf der Treppe lag hingebreitet ein zweites Skelett, das im wesentlichen noch zusammenhielt. Die Schädeldecke war zu kleinen Knochensplittern zerschmettert, die hellweiß schimmerten.
    »Die Hausherren hier sind ganz schön alt und unanständig nackt«, zischte der Mausling, der sich über sein Erschrecken ärgerte. Er hastete die Stufen hoch und untersuchte den grausigen Fund. Seine scharfen Augen machten verschiedene Gegenstände zwischen den Knochen aus. Da waren ein rostiger Dolch, ein fleckiger Goldring, der einen Fingerknöchel umschloß, eine Handvoll Hornknöpfe und ein schmaler, grünspaniger Kupferzylinder.
    Dieser Zylinder erweckte des Mauslings Interesse. Er nahm ihn auf und brachte dabei einige Handknochen durcheinander. Mit der Dolchspitze entfernte er den Deckel der Rolle und schüttelte ein fest zusammengerolltes altes Pergamentblatt heraus. Vorsichtig rollte er es auf. Im Licht eines kleinen Fensters auf dem Treppenabsatz entzifferten Fafhrd und er eine winzige rote Schrift:
     
    Ich habe einen versteckten Schatz. Orichalchum besitze ich und Kristalle und blutroten Bernstein. Rubine und Smaragde, um die selbst Dämonen streiten würden, und einen Diamanten, der die Größe eines Menschenschädels hat. Und doch hat niemand diesen Schatz zu Gesicht bekommen – niemand außer mir. Ich, Urgaan von Angarngi, habe nichts übrig für die Schmeichelei und den Neid der Narren. Ein einsames Schatzhaus habe ich für meine Juwelen gebaut. Dort, versteckt unter dem Schlußstein, mögen sie ungestört träumen, bis Erde und Himmel vergehen. Ein Tagesritt jenseits des Dorfes Soreev, im Tal der zwei doppelten Hügel liegt dieses Haus, überdacht mit drei Kuppeln und einem Turm. Es ist leer. Jeder Narr kann es betreten. Lasset ihn. Es ist mir gleich.
     
    »Die Einzelheiten sind etwas anders«, murmelte der Mausling, »doch sonst hören sich die Sätze fast so an wie in unserer Urkunde.«
    »Der Mann muß verrückt gewesen sein«, stellte Fafhrd stirnrunzelnd fest. »Warum sollte er sonst einen Schatz sorgsam verstecken und dann mit gleicher Sorgfalt verbreiten, wie er zu finden ist?«
    »Wir hielten unser Dokument für eine Notiz oder ein Versehen«, sagte der Mausling nachdenklich. »Doch bei zwei Urkunden läßt sich das kaum noch vermuten.« Gedankenverloren wandte er sich dem letzten Stück der Treppe zu, nur um sich erneut einem grinsenden Schädel gegenüberzusehen, der in einem schattigen Winkel ruhte. Diesmal erschrak er nicht, doch kam er sich wie eine Fliege vor, die – im Netz einer Spinne gefangen – die leeren Hüllen von einem Dutzend Artgenossen herumbaumeln sieht. Hastig begann er zu sprechen.
    »Auch würden sich drei oder vier oder womöglich ein Dutzend Schriftstücke nicht erklären lassen. Denn wie kamen diese anderen
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