Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
Handbewegung zur Seite und sagte langsam: »Er gehört dir, Mausling. Bring ihn um.«
    Und jetzt begann das Katz-und-Maus-Spiel. Lord Rannarsh zog ein schimmerndes Schwert aus goldverzierter Scheide und griff mit kräftigen Hieben und Stichen an. Der Mausling gab etwas nach, und seine schlanke Klinge zuckte in defensivem Gegenangriff; ein wenig zögernd und ausweichend, doch tödlich. Er brachte Rannarshs Attacke schnell zum Stillstand. Sein Schwert bewegte sich so schnell, daß es ein stählernes Netz um den Mann zu weben schien. Dann sprang es in schneller Folge dreimal vor. Beim ersten Hieb traf es auf ein verborgenes Kettenhemd und bog sich sichtlich durch. Der zweite Stich jedoch traf den Magen und der dritte den Hals. Lord Rannarsh fiel zu Boden, keuchend und würgend, und seine Finger umschlossen seinen Hals. Dann starb er.
    »Ein böses Ende«, sagte Fafhrd düster, »obwohl wir fairer mit ihm umgesprungen sind, als er es verdiente, und obwohl er sein Schwert zu handhaben wußte. Mausling, dieser Tod gefällt mir nicht, auch wenn er sicher berechtigter war als die anderen.«
    Der Mausling, der seine Waffe am Schenkel seines Gegners abwischte, wußte, was Fafhrd meinte. Auch ihm brachte der Sieg keine Freude; er erfüllte ihn vielmehr mit kaltem Widerwillen. Eben noch hatte er gewütet und gekämpft, doch jetzt war seine Wut verpufft. Er öffnete seine graue Jacke und untersuchte die Dolchwunde an seiner linken Schulter. Ein wenig Blut sickerte heraus und lief am Arm herab.
    »Lord Rannarsh war kein Feigling«, sagte er langsam. »Er hat sich selbst umgebracht – oder wenigstens seinen Tod verursacht, weil wir ihn entnervt gesehen und seinen Angstschrei gehört hatten.«
    Und bei diesen Worten, ohne die geringste Vorwarnung, wurden der Graue Mausling und Fafhrd von eisigem Entsetzen befallen. Es war, als hätte ihnen Lord Rannarsh ein Vermächtnis der Angst hinterlassen, das mit seinem Tod nun auf sie überging. Und das Unheimliche war, daß es vorher überhaupt keine Ankündigung dafür gegeben hatte, nicht das geringste Anzeichen von Angst oder düsterer Vorahnung.
    Das Entsetzen faßte nicht langsam Fuß und wuchs allmählich an, sondern kam mit einem Schlag – überwältigend, lähmend. Und was noch schlimmer war – es schien überhaupt keinen Grund dafür zu geben. Noch eben hatten sie ganz gleichgültig auf Lord Rannarshs Leiche hinabgeschaut, doch im nächsten Augenblick wurden ihnen die Beine weich, ein kaltes Gefühl fuhr ihnen durch den Magen, ein Prickeln überlief ihr Rückgrat, ihre Zähne begannen zu klappern und ihre Herzen heftig zu schlagen, und ihnen standen die Haare zu Berge.
    Fafhrd hatte das Gefühl, in das Maul einer Riesenschlange geraten zu sein. Sein barbarischer Geist wurde völlig aufgewühlt. Er dachte an den bösen Gott Kos, der in der kalten Stille der Eis-Öde schlummerte. Er dachte an die maskierten Mächte ›Geschick‹ und ›Chance‹, die um das Blut und die Seelen der Menschen Spiele veranstalten. Und diese Gedanken beschwor er nicht willentlich herauf. Vielmehr schienen sie sich aus seiner eisigen Angst herauszukristallisieren und wie Schneeflocken in sein Bewußtsein zu fallen.
    Langsam gewann er wieder die Kontrolle über seine zitternden Glieder und zuckenden Muskeln. In seinem Alptraum befangen, sah er sich langsam um und nahm die Einzelheiten seiner Umgebung wieder in sich auf. Der Raum, in dem sie sich befanden, war halbkreisförmig; er nahm die Hälfte der großen Kuppel ein. Zwei kleine Fenster, hoch unter der einwärts gekrümmten Decke, spendeten Licht.
    Eine innere Stimme wiederholte immer wieder: Mach keine plötzliche Bewegung. Langsam. Langsam. Vor allem darfst du nicht rennen. Das haben die anderen getan. Deshalb sind sie so schnell gestorben. Langsam. Langsam.
    Er warf einen Blick auf das Gesicht des Mauslings, in dem das gleiche Entsetzen stand. Er fragte sich, wie lange das noch dauern mochte, wie lange er diesem Gefühl noch widerstehen konnte, ohne Amok zu laufen, wie lange er das Gefühl ertragen konnte, daß sich eine große unsichtbare Klaue drängend über ihn schob ...
    Leise Schritte klangen im Raum unter ihnen auf. Gleichmäßige, langsame Schritte. Jetzt näherten sie sich dem hinteren Gang. Dann waren sie auf der Treppe. Und schließlich erreichten sie den Treppenabsatz und kamen die letzten Stufen herauf.
    Der Mann, der den Raum betrat, war groß und alt und sehr hager. Einige tiefschwarze Haarlocken hingen ihm in die hohe Stirn. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher