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Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Titel: Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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...«
    »Ich denke und glaube nicht, ich weiß es«, erwiderte Fafhrd, ohne sich um Maras andere Bemerkung zu kümmern. »Eine ganze Welt ruft, und haben wir Augen nur für Schneewinkel? Komm, sieh weiter zu, Mara, und gewinn an Weisheit! Die Schauspielerin tanzt die Kulturen aller Länder und Zeiten vor. Jetzt ist sie eine Frau der Acht Städte.«
    Vielleicht waren Fafhrds Worte überzeugend. Vielleicht lag es auch daran, daß Vlanas neues Kostüm ihren Körper von Kopf bis Fuß bedeckte – lange Ärmel, grünes Wams, ein langer blauer Rock, rote Strümpfe und gelbe Schuhe – und daß die Kulttänzerin ein wenig heftig atmete und die Stränge ihres Halses die Anstrengungen des heftigen, wirbelnden Tanzes erkennen ließen. Jedenfalls zuckte das Schneemädchen die Achseln, lächelte großmütig und flüsterte: »Nun, ich muß zugeben, das alles ist irgendwie widerlich interessant.«
    »Ich wußte, daß du mich verstehen würdest, Liebling. Du hast mehr Grips als jede andere Frau unseres Stammes – und auch als jeder Mann«, behauptete Fafhrd und tätschelte sie zärtlich, wenn auch ein wenig geistesabwesend, denn er nahm den Blick nicht von der Bühne.
    Nach kurzen Kostümwechseln erschien Vlana hintereinander als Paradiesjungfrau der Ostländer, als sittenstrenge quarmallische Königin, als matte Konkubine des Königs der Könige und als hochmütige lankhmarische Lady mit schwarzer Toga.
    Diese letzte Szene offenbarte etwas künstlerische Willkür, denn in Lankhmar trugen nur die Männer eine Toga, aber dieses Kleidungsstück war Lankhmars bekanntestes Symbol überall in der Welt Nehwon.
    In der Zwischenzeit mühte sich Mara redlich, an dem exzentrischen Vergnügen ihres künftigen Mannes teilzuhaben. Zuerst war sie wirklich interessiert und merkte sich Einzelheiten an Vlanas Kostümen und Auftritten, die sie selbst einmal nutzen konnte. Aber mit der Zeit überwältigte sie die Erkenntnis, daß ihr die ältere Frau an Wissen und Erfahrung doch weit überlegen war.
    Vlanas Tanzerei und Schauspielerei war sicherlich das Ergebnis langjährigen Trainings. Und wie – und besonders wo – konnte ein Schneemädchen schon jemals solche Kleider tragen? Das Gefühl der Minderwertigkeit machte der Eifersucht Platz und dann dem Haß.
    Die Zivilisation war schrecklich. Man sollte Vlana aus Schneewinkel hinauspeitschen, und Fafhrd brauchte eine Frau, die sich um alles kümmerte und seine verrückten Phantastereien im Zaum hielt. Natürlich nicht seine Mutter – die auf schreckliche und inzestuöse Weise ihren eigenen Sohn beherrschte –, sondern eine hübsche, kluge junge Frau.
    Sie begann Fafhrd eindringlich zu beobachten. Er sah eigentlich gar nicht betört aus, sondern kalt wie Eis, aber er war von der Szene unten auf der Bühne entschieden gebannt. Sie dachte daran, daß einige Männer ihre wahren Gefühle gut zu verbergen wußten.
    Vlana warf ihre Toga ab und zeigte sich in einem großmaschigen Kleid aus feinen Silberdrähten. Wo sich die Drähte kreuzten, hingen winzige Silberglocken. Sie wand sich hin und her, und die Glocken läuteten wie ein Baum voller winziger Vögel, die zusammen eine zwitschernde Hymne auf ihren Körper sangen. Jetzt schien ihre Schlankheit die Jugend zu verkörpern, während ihre Augen zwischen den glatt herabfallenden Haarsträhnen geheimnisvoll und einladend schimmerten.
    Fafhrds kontrollierter Atem beschleunigte sich. Sein Traum im Zelt der Mingols war also wahr gewesen! Seine Aufmerksamkeit, die sich bisher halb auf die Länder und Episoden gerichtet hatte, die Vlana vortanzte, konzentrierte sich jetzt völlig auf sie und wurde zu Verlangen.
    Diesmal wurde seine Beherrschung noch mehr auf die Probe gestellt, denn ohne Vorwarnung griff ihm Mara zwischen die Beine.
    Aber ihm blieb wenig Gelegenheit, sich zur Ruhe zu ermahnen. Sie ließ los und brüllte: »Schmieriger Schuft! Dich lüstet!« Und im gleichen Augenblick schlug sie ihm unterhalb der Rippen in die Seite.
    Er versuchte ihre Handgelenke zu packen, ohne die Balance zu verlieren. Sie versuchte, ihn wieder zu schlagen. Die Pinienäste knirschten und warfen Schnee und Nadeln ab.
    Fafhrd landete einen Hieb auf Maras Ohr, und ihr Oberkörper rutschte ab, ohne daß ihre Füße den Halt an den kleinen Ästen verloren.
    »Gott soll dich erfrieren lassen, du Scheusal!« knurrte Fafhrd, ergriff den stärksten Ast mit einer Hand und langte mit der anderen nach unten, um Maras Arm dicht an der Schulter zu packen.
    Wer jetzt nach oben schaute –

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