Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei
drohte, dachte er an Vlana.
Plötzlich duckte er sich zusammen und lockerte sein Messer.
Im Schatten bleibend, näherte sich eine Gestalt dem Zelt der Schauspielerin. Sie schien schwarzgekleidet zu sein.
Fafhrd huschte leise näher.
Durch die stille Luft tönte leise das Kratzen von Fingernägeln auf Leder.
Ein Lichtschimmer, als der Zelteingang geöffnet wurde.
Es war hell genug, um das Gesicht Vellix, des Verwegenen zu erkennen. Er betrat das Zelt, und dann wurden die Schnüre wieder festgezogen.
Fafhrd hielt zehn Schritte vor dem Zelt inne und rührte sich etwa zwei Dutzend Atemzüge lang nicht von der Stelle. Dann, die Entfernung wahrend, ging er leise um das Zelt herum.
Aus dem Eingang des hohen konischen Zeltes von Essedinex fiel ein Lichtschein. In den dahinterliegenden Ställen schnaubte ein Pferd.
Fafhrd duckte sich und starrte einen Messerwurf entfernt durch den schmalen erleuchteten Eingang und bewegte sich langsam hin und her. Er erblickte vor der hinteren Zeltwand einen Tisch voller Krüge und Trinkschalen.
An einer Seite des Tisches saß Essedinex. Ihm gegenüber hockte Hringorl.
Vorsichtig nach Hor, Harrax oder Hrey ausschauend, umkreiste Fafhrd das Zelt. An der Stelle, an der sich der Tisch und die beiden Männer als schwache Silhouetten abzeichneten, schlich er näher. Er strich Kapuze und Haar zur Seite und legte vorsichtig das Ohr an das Zeltleder.
»Drei Goldbarren – das ist mein letztes Angebot«, sagte Hringorl mürrisch. Das Leder ließ seine Stimme hohl klingen.
»Fünf«, erwiderte Essedinex, und es ertönte ein kurzes Schlürfen, und eine Silhouette setzte ihre Trinkschale ab.
»Hör mal, Alter«, erwiderte Hringorl mit drohender Stimme. »Ich brauche dich überhaupt nicht. Ich kann mir das Mädchen schnappen und brauche dir dann überhaupt nichts zu zahlen.«
»O nein, das geht nicht, lieber Hringorl«, erwiderte Essedinex ungerührt. »Denn dann würde die Show nie wieder nach Schneewinkel kommen, und wie würde das deinen Stammesgenossen gefallen? Auch würde ich dir keine Mädchen besorgen.«
»Was macht das schon?« erwiderte der andere gleichgültig. Die Worte gingen in einem Schlucken unter, doch Fafhrd hörte heraus, daß der Mann bluffte. »Ich habe mein Schiff. Ich könnte dir jetzt die Kehle durchschneiden und mir das Mädchen heute nacht nehmen.«
»Dann tu's doch«, sagte Essedinex fröhlich. »Laß mir nur Zeit für einen letzten Schluck.«
»Na gut, du knickriger Bock. Vier Goldbarren.«
»Fünf.«
Hringorl fluchte ausgiebig. »Irgendwann treibst du mich noch mal zu weit, du Zuhälter. Außerdem ist das Mädchen alt.«
»Aye, alt und erfahren im Geschäft der Wonnen, gewiß. Habe ich dir schon erzählt, daß sie Lehrling der Zauberer von Azorkah gewesen ist? Sie wollte sich von ihnen ausbilden lassen, damit sie eine Konkubine des Königs der Könige werden und zugleich ihre Spionin am Hofe von Horborixen sein konnte. Aye, und dann ist sie diesen schlimmen Hexern geschickt entkommen, als sie das gewünschte erotische Wissen erlangt hatte.«
Hringorl lachte gezwungen. »Warum soll ich auch nur einen einzigen Silberbarren für ein Mädchen ausgeben, das Dutzende von Männern besessen haben? Das das Spielzeug jedes Mannes gewesen ist?«
»Von Hunderten«, berichtigte ihn Essedinex. »Können läßt sich nur durch Erfahrung gewinnen, wie du selbst weißt. Und je größer die Erfahrung, desto größer auch das Können. Und doch ist dieses Mädchen niemals nur Spielzeug. Sie ist die Unterweiserin; sie offenbart, sie spielt mit einem Mann zu seinem Vergnügen, sie schafft es, daß er sich wie der König des Universums vorkommt und daß er – wer weiß? – vielleicht einen Moment auch König ist . Was ist einem Mädchen unmöglich, das die Vergnügungen der Götter selbst kennt – aye, und der Erzdämonen ebenfalls? Und doch – du wirst es mir nicht glauben, aber es stimmt –, und doch bleibt sie auf ihre Art stets jungfräulich. Denn kein Mann hat sie jemals wirklich gemeistert.«
»Dafür läßt sich sorgen!« Hringorls Worte waren fast ein fröhliches Auflachen. Wieder waren Trinkgeräusche zu hören. Dann wurde seine Stimme leise. »Na gut, fünf Goldbarren also, du Schacherer. Lieferung nach der Show morgen abend. Das Gold wird bezahlt, wenn du mir das Mädchen übergibst.«
»Drei Stunden nach der Show, wenn das Mädchen betäubt und alles ruhig ist. Es wäre unklug, die Eifersucht deiner Stammesgenossen zu früh zu wecken.«
»Sagen wir zwei
Weitere Kostenlose Bücher