Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel
auch an ihren Begleitern nicht spurlos vorüber, die schneller sprachen und lauter mit ihren Schwertern rasselten, als eigentlich nötig war.
Es war eine Gruppe junger Aristokraten, die sich in diesem allgemein als verrucht und nicht ungefährlich bekannten Lokal einen Nervenkitzel gönnen wollten. Sie waren kostbar und phantasievoll gekleidet, nach der Mode des dekadenten lankhmarischen Adels. Doch eines war sogar im exotischen Lankhmar etwas übertrieben: Die Köpfe der Frauen steckten in kleinen, kostbar verzierten Vogelkäfigen.
Wieder öffnete sich die Tür und ließ zwei Männer heraus, die hastig davonschritten. Der eine war groß und schien unter seinem Mantel etwas zu verbergen. Der andere war klein und wendig und von Kopf bis Fuß in weichen grauen Stoff gekleidet, der im bleichen Mondlicht kaum zu sehen war. Er trug eine Angelrute über der Schulter.
»Ich möchte wissen, was Fafhrd und der Graue Mausling da wieder vorhaben«, murmelte ein Gast in der Taverne und blickte sich neugierig um. Der Wirt zuckte die Achseln.
»Nichts Gutes, würde ich meinen«, fuhr der Gast fort. »Ich habe gesehen, daß sich das Ding unter Fafhrds Mantel bewegte, als lebte es. Heutzutage ist das höchst verdächtig in Lankhmar. Wissen Sie, was ich meine? Und dann die Angel.«
»Vorsicht«, sagte der Wirt. »Die beiden sind ehrliche Schurken, obwohl sie mal wieder dringend Geld brauchen, nach dem Betrag zu urteilen, mit dem sie bei mir in der Kreide stehen. Sagen Sie nichts gegen die beiden.«
Aber er schaute doch ein wenig verwirrt drein, als er seine Arbeit wieder aufnahm.
Drei Monate waren vergangen, seit die Angst in Lankhmar Einzug hielt, und zuerst war es noch gar nicht so schlimm gewesen. Es begann mit einer ungewöhnlich langen Serie von Diebstählen. Stets verschwand billiger und kostbarer Schmuck, und meistens waren Frauen die Beraubten. Hell leuchtende Objekte, wertvoll oder nicht, gehörten zur bevorzugten Beute.
Zuerst hieß es, verantwortlich sei eine Bande außerordentlich geschickter und wagemutiger Diebe, die sich besonders der Schlafzimmer großer Damen annahmen, obwohl das Auspeitschen von Zofen und Leibsklaven keine Hinweise auf Spione erbrachte. Dann äußerte jemand die Theorie, daß hier schlaue Kinder am Werk sein müßten, die zu jung waren, um den Wert der Objekte wirklich zu ermessen.
Aber nach und nach änderte sich der Charakter der Diebstähle. Bald wurden kaum noch wertlose Stücke genommen. Immer öfter verschwanden nun kostbarste Edelsteine, die zwischen weniger wertvollen Juwelen herausgepickt wurden – was den seltsamen Eindruck hervorrief, daß die Diebe erst mit zunehmender Praxis die richtige Unterscheidung zu treffen lernten.
Etwa in diesem Stadium begann man auch zu vermuten, daß die alte und renommierte Diebeszunft Lankhmars eine neue Strategie entwickelt hätte, und es wurde davon gesprochen, einige besonders verdächtigte Anführer zu foltern oder den Westwind abzuwarten und die Straße der Seidenhändler abzubrennen.
Doch da die Diebeszunft eine konservative, wenig aufgeschlossene Organisation war, die den traditionellen Diebesmethoden verhaftet blieb, verlagerte sich der Verdacht doch wieder, als das besonders mutige und geschickte Vorgehen der Diebe immer deutlicher zutage trat.
Wertstücke verschwanden nun schon bei Tageslicht, sogar aus Zimmern, die verschlossen und sorgfältig bewacht waren, oder aus umschlossenen Dachgärten. Eine Dame legte ein Armband auf ein unzugängliches Fensterbrett; das Schmuckstück verschwand, während sie mit einem Freund plauderte. Die Tochter eines Herzogs, die in einem Privatgarten spazierenging, spürte aus einem dicht belaubten Baum etwas herablangen, und im nächsten Augenblick war eine Diamantennadel aus ihrem Haar verschwunden; sofort stiegen Diener in den Baum und durchsuchten ihn, fanden jedoch nichts.
Dann kam ein Stubenmädchen hysterisch zu ihrer Herrin gelaufen und brachte ihr die Nachricht, daß sie einen großen pechschwarzen Vogel gesehen hätte, der soeben aus einem Fenster geflattert war, einen Smaragdring in den Klauen.
Diese Geschichte stieß zunächst auf Unglauben. Man kam zu dem Schluß, daß das Mädchen den Ring selbst gestohlen haben mußte. Sie wurde unter großem Beifall der Öffentlichkeit fast zu Tode gepeitscht.
Am nächsten Tag stieß ein großer schwarzer Vogel auf die Nichte des Oberherrn herab und riß ihr einen Edelstein aus dem Ohr.
Sofort wurden weitere Umstände bekannt, die für die
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