Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel
Rubin abgekauft hatte und ihn seiner Frau schenken wollte. Woraufhin der Mausling und Fafhrd weitere Erkundigungen einzogen und geheimnisvolle Vorbereitungen trafen und nun in mondheller Nacht vom Silbernen Aal fortschlichen und dabei Dinge bei sich trugen, die beim Wirt und anderen Zweifel und Mißtrauen weckten.
Denn es ließ sich nicht leugnen, daß sich das Gebilde unter Fafhrds Umhang regte, als ob es lebte, und daß es die Größe eines Vogels erreichte.
Im Licht des Mondes traten die Umrisse des großen Steinhauses, das dem Geldverleiher gehörte, deutlich hervor. Eckig, mit flachem Dach und kleinen Fenstern, zwei Stockwerke hoch, so stand es zwischen den ähnlichen Häusern der reichen Kornhändler, ein wenig abseits, als sei es nicht recht willkommen.
Ganz in der Nähe floß der Hlal vorbei, der hier ein wenig unruhig war. Die Stadt ragte an dieser Stelle wie ein Ellenbogen in das Bett des Flusses, und beschleunigte das Tempo des Wassers. Dicht am Fluß, an der äußersten Spitze der Halbinsel ragte ein dunkles turmartiges Gebilde auf – einer der zahlreichen verfluchten Tempel Lankhmars, vor Urzeiten verlassen aus Gründen, die nur wenigen Priestern und Zauberern bekannt waren.
Am gegenüberliegenden Ufer drängten sich in dunklen Umrissen die Lagerhäuser. Muulshs Haus strahlte eine seltsame Macht aus und legte Zeugnis ab von großem Reichtum und gut behüteten wichtigen Geheimnissen.
Doch der Graue Mausling, der durch eines der Dachfenster in das Schlafzimmer der Hausherrin starrte, erlebte einen völlig anderen Muulsh. Der allgemein als herzlos bekannte Geldverleiher ließ zitternd eine eheliche Schimpfkanonade über sich ergehen und sah wie eine ängstliche Henne aus.
»Du Wurm! Du Schurke! Du fettes Ungeheuer!« tobte seine schlanke, junge Frau. »Du hast mein Leben ruiniert. Keine einzige Frau von Rang will mit mir sprechen. Kein Herr oder Kornhändler wagt, mit mir zu flirten. Überall werde ich geschnitten. Und nur weil deine Finger schmutzig und fett sind vom Umgang mit Geld!«
»Aber Atya«, murmelte Muulsh verschüchtert. »Ich dachte doch, du hättest deine Freunde. Jeden Tag bist du stundenlang unterwegs – ohne mir zu sagen, wo du hingehst.«
»Du gefühlloser Patron!« rief sie. »Ist es ein Wunder, wenn ich in die Einsamkeit fliehe, um Trost zu suchen in mir selbst? Du wirst meine Gefühle nie verstehen. Warum habe ich dich überhaupt geheiratet? Ich hätte niemals eingewilligt, darauf kannst du dich verlassen, wenn du meinen Vater nicht dazu gezwungen hättest. Du hattest ihn ja in der Hand. Du hast mich gekauft. Anders weißt du auch nichts für dich zu gewinnen.
Und als mein armer Vater starb, hattest du die Stirn, dieses Haus zu kaufen, sein Haus, das Haus in dem ich geboren bin. Du hast das getan, um meine Erniedrigung vollkommen zu machen. Um mit mir in einer Gegend zu wohnen, wo mich jeder kannte und sagen konnte: (Da geht die Frau dieses unmöglichen Geldverleihers) – wenn man sich überhaupt so höflich ausdrückt und mich als deine Frau bezeichnet! Du willst mich quälen und erniedrigen, mich auf deine Stufe herabziehen. Oh, du Schwein!«
Und sie ließ ihre Schuhe auf dem schimmernden Parkett klappern. Sie war ein hübsches Persönchen in einer gelben Seidentunika mit Hosen. Ihr schmales Gesicht mit den leuchtenden Augen übte eine seltsame Anziehung aus unter dem schimmernd schwarzen Haar. Ihre Bewegungen hatten etwas Hektisches. Im Augenblick drückte jede Geste ihre unerträgliche Wut aus, aber das Ganze hatte doch etwas Routinemäßiges an sich, und der Mausling war sicher, daß diese Szene nicht zum erstenmal abrollte.
Das Zimmer mit seinen Seidenbehängen und den zierlichen Möbeln paßte zu ihr. Auf niedrigen Tischen, die überall im Raum verstreut standen, drängten sich Kosmetikflaschen, Schalen mit Süßigkeiten und alle möglichen Spielereien. Die Flammen der schmalen Wandleuchter bewegten sich in der warmen Brise, die durch das offene Fenster hereinwehte.
An dünnen Ketten hing ein ganzes Dutzend Käfige voller Kanarienvögel, Nachtigallen, Liebesvögel und anderer winziger Sänger, die bereits schlummerten oder leise schilpten. Hier und dort lagen flauschige Teppiche. Alles in allem, ein sehr molliges Nest in der Steinwüste Lankhmars.
Muulsh entsprach etwa der Beschreibung seiner Frau – er war fett und häßlich und rund zwanzig Jahre älter als sie. Seine bunte Tunika hing wie ein Sack an ihm herab. Der ängstliche und zugleich lüsterne Blick, den
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