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Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei

Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei

Titel: Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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ausgeschickt (dazu zwei Leute, die sie unter Beobachtung halten sollten), um die Tatsachen von den Vermutungen zu trennen. Von den Männern kehrte keiner zurück, auch erhielt ich keine Nachricht oder irgendeine sonstige Erklärung. Ich hörte nie wieder von ihnen. Ich war natürlich interessiert, doch da ich es mir damals nicht leisten konnte, wertvolles Material für ungewisse und gefährliche Erkundungen dieser Art aufs Spiel zu setzen, wartete ich ab, bis neue Informationen ihren Weg zu mir fanden, was unweigerlich irgendwann geschieht.
    Nach zwanzig Jahren wurde meine Geduld belohnt (ging der hingekritzelte Text weiter, dem Fafhrd gebannt folgte) . Ein alter Mann, völlig zernarbt und unnatürlich bleich, wurde zu mir gebracht. Er hieß Tamorg, und was er zu erzählen hatte, interessierte mich, obwohl er seine Geschichte ziemlich unzusammenhängend vortrug. Er behauptete, er wäre als kleiner Junge aus einer vorbeiziehenden Karawane entführt und in Quarmall festgehalten worden. Hier diente er als Sklave in den Unteren Regionen, tief unter dem Erdboden. Es gab dort in der Tiefe kein natürliches Licht, und die Luft wurde mit gigantischen, menschengetriebenen Holzflügeln durch Schächte in das unterirdische, nachtschwarze Höhlenlabyrinth gesaugt; daher auch seine Blässe und seine ungewöhnliche Erscheinung.
    Tamorg beklagte sich bitter über diese Ventilatoren, denn er war an einen der Antriebsriemen angekettet gewesen – länger, als er sich vorzustellen wagte. Er wußte wirklich nicht, wie lange er dort seinen Dienst versehen hatte, denn nach seinen eigenen Worten gibt es in den Unteren Regionen keine Möglichkeit der Zeitmessung. Endlich wurde er jedenfalls von der Marschiererei erlöst, und soweit ich seinem bruchstückhaften Bericht entnehmen konnte, lag das an der Erfindung oder am Heranwachsen einer bestimmten Art von Sklave, die für diese Aufgabe besser geeignet war.
    Ich schließe daraus, daß die Herrscher von Quarmall hinreichend an ihrem Reich interessiert waren, um die Wirtschaftlichkeit einzelner Vorgänge zu verbessern; was in solchen Kreisen wirklich eine Seltenheit ist. Wenn dafür spezialisierte Sklaven gezüchtet wurden, mußte die Lebensspanne der quarmallischen Herrscher übrigens länger sein als normal – oder die Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn schien besser zu klappen als in allen sonstigen Herrscherhäusern.
    Tamorg berichtete auch, daß er dann beim Tunnelgraben eingesetzt wurde, zusammen mit acht anderen Sklaven, die ebenfalls von den Antriebsriemen kamen. Sie mußten bestimmte Passagen und Zimmer vergrößern und verlängern, und lange Zeit hindurch war er mit solchen Aufgaben beschäftigt. Wie lange diese Periode dauerte, läßt sich vielleicht daraus ersehen, daß er ganz allein einen Tunnel von tausendundzwanzig Schritten gegraben und gemauert hat. Die Sklaven dort unten waren nicht angekettet, auch war es nicht nötig, sie nach der Arbeit anzubinden, denn die Unteren Regionen scheinen eine Wirrnis von Gängen zu sein; wenn ein armer Sklave erst einmal vom vertrauten Wege abkommt, hat er kaum ein Chance, den Rückweg zu finden. Den Gerüchten zufolge, so berichtete Tamorg, hielten sich die Herrscher von Quarmall besondere Sklaven, die sich jeden Teil der Labyrinthe eingeprägt hatten. So waren sie in der Lage, sich unbesorgt zu bewegen und auch von einem Stockwerk in das andere zu wechseln.
    Tamorg entkam seinem Schicksal schließlich dadurch, daß er zufällig durch eine Wand brach, an der er arbeitete. Er erweiterte die Öffnung mit seiner Hacke und beugte sich hindurch. In diesem Augenblick rempelte ihn ein anderer Sklave an, und Tamorg wurde mit dem Kopf voran in das Loch gestoßen, das er geschaffen hatte. Glücklicherweise führte es in einen senkrechten Schacht, der über einem schnellen und tiefen Unterwasserfluß endete, in den Tamorg nun stürzte. Da man das Schwimmen nicht so leicht verlernt, gelangt es ihm, an der Oberfläche zu bleiben, bis er die Außenwelt erreichte. Mehrere Tage lang blendeten ihn die Sonnenstrahlen so sehr, daß er sich überhaupt nicht zurechtfinden konnte und sich nur bei sehr dämmrigem Fackellicht wirklich wohl fühlte.
    Ich befragte ihn in allen Einzelheiten über die interessanten Dinge, die ihn dort ständig umgeben hatten, doch seine Antworten waren wenig befriedigend, da er die Kunst des Beobachtens nicht beherrschte. Ich brachte ihn schließlich als Pförtner im Palast von D... unter, dessen Schalten und Walten ich ein wenig

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