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Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei

Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei

Titel: Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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abgebracht werden müssen, denn keiner der beiden erscheint mir zum Herrscher Quarmalls geeignet; noch ist es möglich, daß Hasjarl oder Gwaay jemals die nötige Reife erlangen. Ihr ständiger Hader würde Quarmall schaden und schließlich sterben lassen, wie schon die Gespensterhalle gestorben ist. Um seine Zaubereien abzusichern, hat jeder von ihnen auch noch verstohlen einen Schwertkämpfer aus dem Norden angeworben – du hast Gwaays Streiter selbst gesehen –, und das ist der Anfang vom Ende. Wenn die Söldner erst ungehindert nach Quarmall kommen können, ist es mit unserer Macht schnell vorbei.«
    Mit weit ausschwingender Handbewegung zeigte er auf die Reihen der Mumien- und Wachsgesichter an der Wand und fragte rhetorisch: »Haben die Herrscher Quarmalls unser verborgenes Land geschützt, damit seine Räte nun plötzlich von fremden Kriegern besetzt und schließlich übernommen werden?
    Jetzt zu einer viel wichtigeren Angelegenheit«, fuhr er leiser fort. »Eine Angelegenheit, die deine äußerste Diskretion erfordert. Kewissa, meine Konkubine, trägt ein Kind von mir unter dem Herzen, einen Jungen, wie die Orakel verheißen. Und dies ist nur Kewissa und mir selbst bekannt – und jetzt auch dir, Flindach. Wenn dieser Ungeborene bruderlos mannbar würde, könnte ich zufrieden sterben und dir vertrauensvoll seine Erziehung und Ausbildung überlassen.«
    Quarmal hielt inne und fuhr leidenschaftslos fort: »Doch es fällt mir immer schwerer, Hasjarl und Gwaay zuvorzukommen und ihre Angriffe abzuwehren; sie werden von Tag zu Tag stärker. Ihre natürliche Schlechtigkeit gewährt ihnen Zugang zu Regionen und Dämonen, die ihre Vorgänger nur erahnen konnten. Sogar ich, der ich wirklich kein Laie auf dem Gebiet der Zauberei bin, muß mich oft entsetzt abwenden.« Wieder schwieg er und musterte Flindach gespannt.
    Nun sprach auch Flindach, zum erstenmal, seit er den Raum betreten hatte. Er hatte eine Stimme, die wohlgeübt war im Intonieren von Gesängen und zeremoniellen Texten – ein tiefes, vibrierendes Organ. »Herr, du sprichst die Wahrheit. Doch wie willst du ihren Ränken entgehen? Du weißt so gut wie ich, daß die Tradition uns jenen einzigen Weg verstellt, auf dem sie von ihren Plänen abgebracht werden könnten.«
    Flindach unterbrach sich, als hätte er noch weitersprechen wollen, doch Quarmal fuhr hastig fort: »Ich habe einen Plan gefaßt, der durchaus Erfolg haben kann. Dieser Erfolg hängt fast völlig davon ab, ob du mitmachst oder nicht.« Er flüsterte nun fast und bedeutete Flindach, näher heranzutreten und sich herabzubeugen. »Ja, die Mauern haben vielleicht Ohren, o Flindach, und ich möchte, daß dieser Plan nur uns beiden bekannt ist.« Wieder winkte Quarmal, und Flindach schob sich näher heran, bis er seinem Herrn auf Armeslänge gegenüberstand. Er beugte sich vor, so daß sein Ohr dicht vor Quarmals Mund war. So nahe war er Quarmal noch nie gewesen, und eine seltsame Vorahnung erfüllte ihn, eine Erinnerung an das kindische Altweibergeschwätz seiner Jugend.
    Dieser uralte Mann mit den schimmernden Augen, wie auch er sie besaß, kam Flindach nicht wie sein Halbbruder vor, sondern eher wie ein seltsamer, gnadenloser Stiefvater. Das aufkeimende Entsetzen verstärkte sich, als sich die sehnigen Finger Quarmals um sein Handgelenk schlossen und ihn noch näher heranholten, ihn neben dem Stuhl fast auf die Knie herabzogen.
    Quarmals Lippen begannen sich zu bewegen, und Flindach unterdrückte das plötzliche Verlangen, aufzuspringen und zu fliehen, als der Plan vor ihm ausgebreitet wurde. Mit einem zischelnden Satz, der abschließenden Offenbarung, beendete Quarmal seine Rede, und Flindach wurde die Ungeheuerlichkeit des Vorhabens nun erst richtig bewußt. Und noch während seine Gedanken mit der Vorstellung rangen, wurde die letzte Flamme ausgelöscht. Es herrschte absolute Dunkelheit.
     
    Die Partie machte jetzt schnelle Fortschritte; neben dem endlosen Patschen nackter Füße und dem leisen Zischen der Lampendochte war nur das Schurren der Schachfiguren und das abgehackte Husten Hasjarls zu hören. Der niedrige Tisch, von dem die Brüder gegessen hatten, stand gegenüber der breiten Bogentür, die den einzigen sichtbaren Eingang in das Ratszimmer bildete.
    Es gab jedoch noch einen zweiten Zugang, der in die Burg hinaufführte; und auf diese durch einen Vorhang verdeckte Tür starrte Gwaay nun immer öfter. Obwohl er überzeugt war, daß das Horoskop nichts Neues bringen würde, plagte

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