Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei
wir die Feinde!«
Fafhrd blieb nichts anderes übrig, als die großen Töne, die er angeschlagen hatte, bis zum Ende durchzuhalten und sich nicht durch die seltsamen Vorgänge ablenken zu lassen, die nun begannen. Während Hasjarl mit zur Seite geneigtem Kopf still verharrte, war ein bleicher Badesklave damit beschäftigt, Hasjarls linkes Augenlid an den Wimpern hochzuheben und in das Loch in der Haut einen winzigen roten Ring einzusetzen. Das Gebilde hing über der Spitze eines Elfenbeinstabes, der dünn wie ein Strohhalm war. Die Vorsicht, mit der der Sklave seine schwere Aufgabe erfüllte, war vielleicht mit dem Respekt eines Mannes vergleichbar, der die Giftbeutel einer Klapperschlange nachfüllen mußte – wenn es möglich ist, sich eine solche Handlung überhaupt vorzustellen.
Doch die Operation war schnell vorüber und wurde nun am rechten Auge wiederholt – und offenbar zur vollsten Zufriedenheit Hasjarls, der den Sklaven entließ, ohne ihn mit der Peitsche zu schlagen, die noch immer an seinem Handgelenk baumelte – und als sich Hasjarl aufrichtete, grinste er Fafhrd erfreut an.
»Du rätst mir gut, mein Krieger«, rief er aus. »Diese Narren tun nichts anderes als zittern! Es gibt tatsächlich einen Angriffsplan, den ich schon lange mit mir herumtrage und der die Tradition der Trauerfeierlichkeiten nicht verletzt. Essem, nimm Sklaven, hol das Pulver – du weißt schon, welches Zeug ich meine. Und komm mit zu den Luftschächten! Mädchen wascht mir die Seife mit heißem Wasser ab! Junge, gib mir meine Schuhe und meinen Badeumhang! Die anderen Sachen können warten. Folge mir, Fafhrd!«
Doch da fiel sein Blick auf die vierundzwanzig bärtigen, kapuzenverhüllten Zauberer, die nervös hinter ihren Stühlen standen.
»Los, macht euch an eure Zaubersprüche, ihr Nichtskönner!« brüllte er. »Habe ich etwas von aufhören gesagt? Nur weil ich bade, faulenzt ihr herum! Macht euch an die Arbeit und schickt Gwaay die Krankheiten der Hölle auf den Hals, den Roten, Schwarzen und Grünen Brand, das Nasentropfen und das Blutige Verfaulen – oder ich senge euch die Bärte ab als kleinen Vorgeschmack auf meine richtigen Folterkünste! Beeil dich, Essem. Komm, Fafhrd!«
Der Graue Mausling und Ivivis verließen in dem Augenblick die kleine Kammer, als Gwaay, in Samt gekleidet und von barfüßigen Sklaven begleitet, um eine Ecke des dämmrigen Korridors bog und in seinen Schwertkämpfer hineinrannte.
Der junge Herrscher der Unteren Regionen wirkte auf den ersten Blick unnatürlich ruhig und beherrscht, doch schnell ergab sich der Eindruck, daß unter der ruhigen Schale eine unbändige Erregung tobte, daß seine Gedanken sich überstürzten – in einem Maße, daß der Mausling kaum überrascht gewesen wäre, Gwaay von einer Aura blauer Blitze umgeben zu sehen. Tatsächlich spürte der Mausling ein seltsames Brennen und Kribbeln auf der Haut, als ging wirklich ein solcher Einfluß von seinem Herrn und Meister aus.
Gwaay streifte den Mausling und das hübsche Sklavenmädchen mit kurzem Blick und sagte hastig, überstürzt:
»Wie ich sehe, mein lieber Mausling, hast du deine Belohnung schon vorzeitig kassiert. Ah, Jugend und ein dämmriges Plätzchen und weiche Träume und amouröse Gesten – was gibt es Besseres, das Leben zu verschönen oder es überhaupt lebenswert zu machen? War das Mädchen geschickt? Gut. Ivivis, meine Liebe, ich muß deinen Eifer belohnen. Ich habe Divis ein Halsband geschenkt – möchtest du auch eins? Ich habe eine Brosche, die wie ein Skorpion geformt ist, mit roten Augen ...«
Der Mausling spürte, wie die kalte Hand des Mädchens in seinen Fingern zitterte, und er unterbrach Gwaay hastig: »Mein Dämon wendet sich an mich, Lord Gwaay, und sagt mir, heute ist die Nacht, da das Schicksal umgeht.«
Gwaay lachte. »Dein Dämon hat hinter den Wandteppichen gelauscht. Er hat die Nachricht schon gehört, daß mein Vater von uns gegangen ist.« Während er sprach, entstand ein Tropfen an seiner Nasenspitze. Fasziniert sah der Mausling zu, wie der Tropfen wuchs. Gwaay machte Anstalten, die Flüssigkeit mit dem Handrücken fortzuwischen, doch dann schüttelte er sie nur einfach ab. Einen kurzen Augenblick runzelte er die Stirn und lachte wieder.
»Aye, das Schicksal geht um in der Quarmall-Burg heute nacht«, sagte Gwaay, dessen fröhliche, schrille Stimme plötzlich wenig heiser geworden war.
»Mein Dämon flüstert mir auch zu, daß sich gefährliche Mächte umtun«, fuhr der
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