Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei
ihn eine seltsame Spannung; er spürte die leise Vorahnung eines ungewöhnlichen Ereignisses, eine Art Windstille vor dem Sturm.
Von den Göttern war Gwaay heute ein Omen verheißen worden; ein Omen, das weder seine Zauberer noch seine eigene magische Geschicklichkeit zu seiner Zufriedenheit auszudeuten vermochten. So hielt er es für klüger, die Entwicklung der Dinge abzuwarten und sich dabei auf alle Möglichkeiten einzustellen.
Während sein Blick noch auf dem Wandteppich vor der Tür ruhte, durch die Flindach kommen würde, um das Ergebnis des Horoskops zu verkünden, geriet das Gewebe in Bewegung, wallte ein wenig vor und begann zu zittern, als bliese ein Wind hinein, als stieße eine Hand leicht dagegen.
Hasjarl warf sich überraschend in seinem Stuhl zurück und rief mit schriller Stimme: »Schach mit meinem Turm für deinen König und matt in drei Zügen!« Er senkte ein Lid, was ihm ein furchterregendes Aussehen gab, und starrte Gwaay triumphierend an.
Ohne den Blick von den schwankenden Wandteppichen zu nehmen, sagte Gwaay mit leiser Stimme: »Der Läufer kommt dir dazwischen, Bruder, und wehrt den Angriff ab. Ich setze dich matt in zwei Zügen. Du liegst wieder mal falsch, mein Freund.«
Als Hasjarl die Figuren mit ärgerlicher Handbewegung vom Brett fegte, zitterte der Vorhang noch mehr.
Er wurde von zwei Sklaven geöffnet, und es ertönte ein harter Gongschlag, der den Eintritt eines hohen Hofbeamten ankündigte.
Hochaufgerichtet und stumm, so trat nun Flindach durch die Öffnung. Sein beschattetes Gesicht strahlte trotz der entstellenden Muttermale und der drei Warzen eine seltsame Würde aus. Und seine düstere Ausdruckslosigkeit – eine Ausdruckslosigkeit, die in seltsamem Widerspruch zu dem wissenden Schimmer in den weißroten Augen stand – schien schlimme Neuigkeiten anzukündigen.
Jegliche Bewegung erstarrte in dem langen niedrigen Saal, als nun Flindach, eingerahmt von den zur Seite geschlagenen Wandteppichen, einen Arm hob und Schweigen gebot. Die gut ausgebildeten Sklaven standen auf ihren Posten, die Köpfe ehrerbietig gesenkt; Gwaay rührte sich nicht von der Stelle und starrte Flindach offen an, auch Hasjarl, der bei dem Gongschlag eine halbe Drehung gemacht hatte, erwartete die Verkündigung. Gleich – so war es Tradition – würde ihr Vater hinter Flindach erscheinen und mit bösem Lächeln sein Horoskop verkünden. So war es immer gewesen, und soweit sie zurückdenken konnten, hatten sich Hasjarl und Gwaay in diesem Augenblick stets den Tod ihres Vaters gewünscht.
Flindach, der dramatisch den Arm gehoben hatte, begann zu sprechen:
»Das Horoskop ist aufgestellt, die Ergebnisse sind festgehalten und interpretiert. Und wie der Himmel das Schicksal prophezeite, so ist es auch schon eingetreten. Ich bringe diese Nachricht Hasjarl und Gwaay, den Söhnen Quarmals.«
Mit schneller Gebärde zog Flindach eine schmale Pergamentrolle aus seinem Gürtel, zerbrach sie und ließ sie zusammengeknüllt zu Boden fallen. Aus der gleichen Bewegung heraus griff er über seine linke Schulter nach hinten, trat aus dem Schatten des Torbogens und zog sich eine spitze Kapuze über den Kopf.
Er streckte beide Arme in die Höhe und sprach mit leiser, abwesender Stimme:
»Quarmal, Herrscher von Quarmall, ist nicht mehr. Das Horoskop hat sich erfüllt. Mögen alle Menschen in den Räumen dieser Stadt Trauer tragen. Drei Tage lang wird der Platz des Herrschers von Quarmall leer sein. So verlangt es die Tradition, und so wird es geschehen. Morgen früh, wenn die Sonne den Innenhof erreicht, wird die sterbliche Hülle unseres großen und mächtigen Herrn den Flammen übergeben. Jetzt widme ich mich der Trauer um meinen Herrn und den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten. Ich bereite mich durch Fasten und Gebet auf seinen Heimgang vor. Tut ein Gleiches!«
Flindach wandte sich langsam um und verschwand in der Dunkelheit, aus der er aufgetaucht war.
Zehn Herzschläge lang saßen Gwaay und Hasjarl reglos in ihren Stühlen. Die Nachricht hatte sie wie ein Blitzschlag getroffen. Gwaay verspürte eine Sekunde lang den unwiderstehlichen Drang zu kichern und zu lächeln wie ein Kind, das überraschend einer Bestrafung entgangen ist und statt dessen sogar belohnt wird; doch tief im Innern war er halb überzeugt, daß er den Ausgang dieses Abends gleich geahnt hatte. Er unterdrückte die kindische Anwandlung und blieb stumm sitzen, starrte auf den Wandteppich.
Hasjarl dagegen reagierte, wie man es von ihm
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