Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
Ausschau. Er läßt sich Zeit heute nacht.«
6
Als Frix verschwunden war, starrte Hisvet den Mausling eine Zeitlang an und sagte schließlich seufzend: »Ich wüßte zu gern, ob ich meiner Sache ganz sicher sein kann.«
»Inwiefern, Weiße Prinzessin?« fragte der Mausling.
»Ob ich sicher sein kann, daß Sie mich wirklich lieben«, erwiderte sie leise. »Schon viele Männer – und auch Frauen und Dämonen und Ungeheuer – haben mir gesagt, sie liebten mich ehrlich. Aber in Wirklichkeit ging es ihnen wohl nur um mein Aussehen, meinen Stand als Demoiselle von Lankhmar, um meine Klugheit oder meinen reichen Vater, um meine Macht oder meine Blutsverwandtschaft mit den Ratten – die in vielen Welten ein Zeichen großer Macht ist. Lieben Sie mich wirklich um meiner selbst willen, Grauer Mausling?«
»Ich liebe Sie von ganzem Herzen, Schattenprinzessin«, sagte der Mausling, ohne zu zögern. »Ich liebe Sie um Ihrer selbst willen, Hisvet. Ich liebe Sie mehr als sonst jemanden in Nehwon und in allen anderen Welten und auch im Himmel und in der Hölle.«
In diesem Augenblick stieß Fafhrd, von der Katze grausam gekratzt oder gebissen, ein qualvolles Stöhnen aus, und der Mausling sagte impulsiv: »Bitte Prinzessin – verjagen Sie zuerst die Hexenkatze von meinem Freund, denn ich fürchte, sie blendet ihn.«
»Und genau das habe ich gemeint«, sagte Hisvet leise und tadelnd. »Wenn Sie mich wirklich um meiner selbst willen liebten, Grauer Mausling, wäre es Ihnen egal, ob Ihr liebster Freund oder Ihre Frau oder Mutter oder Ihr Kind vor Ihren Augen gefoltert und getötet würde – solange mein Blick auf Ihnen läge und ich Sie mit den Fingerspitzen berührte. Ich habe nur wenige Dinge in dieser Welt berührt, Grauer Mausling. Ich habe noch keinen Mann oder Dämon berührt – außer durch Frix. Denken Sie daran, Grauer Mausling!«
»Auf immer und ewig, mein Lebenslicht«, sagte der Mausling lebhaft, der nun die selbstbezogene Manie wiedererkannte, mit der er es hier zu tun hatte – hatte er doch zuweilen ähnliche Anflüge, die ihm wohlvertraut waren. »Soll der Barbar doch zu Tode bluten – wir tauschen Worte und Liebkosungen, geben uns mit Körper und Seele hin!«
Unterdessen hatte er die Arbeit mit der nicht mehr allzu scharfen Münze wieder aufgenommen, ohne sich um Hisvets Blicke zu kümmern. Der Druck seines Dolches an der Hüfte beruhigte ihn.
»Das klingt schon eher nach meinem Mausling«, sagte Hisvet zärtlich und fuhr ihm mit den Fingern so dicht an der Wange entlang, daß er den winzigen Luftzug spürte, den ihre Bewegung verursachte. Sie wandte sich um und rief: »Hallo, Frix! Schick mir Skwee und die weiße Truppe. Jeder darf nach eigener Wahl zwei schwarze Kameraden mitbringen. Ich habe eine kleine Belohnung für sie. Skwee! Skwee-skwee-skwee!«
Was nun geschehen wäre, läßt sich nicht sagen, denn in diesem Augenblick rief Frix: »Ahoi! Ein schwarzes Segel! Oh, geliebte Demoiselle, Ihr Vater!«
In den Nebelschwaden tauchte steuerbords plötzlich das dreieckige Oberteil eines schwarzen Segels auf. Zwei Bootshaken tauchten heran und klammerten sich mit lautem Geräusch in die Reling des Hauptdecks. Frix rannte leichtfüßig herbei und befestigte zwischen den beiden Haken eine Strickleiter, die nun vom schwarzen Kutter heraufgeworfen wurde (der Mausling hegte keinen Zweifel, daß es sich um das schon einmal gesichtete unheimliche Schiff handelte).
Mit schnellen Bewegungen kam nun ein alter Lankhmarier die Leiter herauf und kletterte über die Reling an Bord. Auf seiner linken Schulter saß eine weiße Ratte, die sich mit der rechten Vorderpfote am Wangenschutz seines schwarzen Lederhelms festklammerte. Dichtauf folgten zwei kahle Mingols mit gelbbraunen Gesichtern, die ebenfalls je eine große schwarze Ratte auf der Schulter trugen.
In diesem Augenblick begann Fafhrd wieder zu stöhnen, öffnete die Augen und rief mit verträumter Stimme: »Millionen von schwarzen Affen! Nehmt ihn weg, sage ich! Dieser schwarze Teufel quält mich! Nehmt ihn ab!«
Daraufhin richtete sich das schwarze Kätzchen auf, reckte sich vor und biß Fafhrd in die Nase. Hisvet kümmerte sich nicht um das Zwischenspiel, hob grüßend die Hand und rief laut: »Sei gegrüßt, o Mitbefehlshaber, mein Vater! Sei gegrüßt, oberster Rattenherr Grig! Du hast die Clam erobert, ich jetzt die Squid , und heute nacht geht auch die restliche Flotte an uns. Dann ist Movarl außer sich, die Mingols dringen über das Versunkene Land
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