Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
Hrenlet –, war zu Fafhrd gegangen. Naja, Hrenlet war nicht gerade klein gewesen, und jetzt war er auch bald in Lankhmar, wo er ein Dutzend passende Orte kannte.
Das hellbraune Wasser wurde plötzlich tiefgrün. Die Seefähre passierte die Mündungsströmung des Hlal und fuhr nun an der großen Felswand entlang, auf deren Spitze die Zitadelle und der Palast ruhten. Hier mußte der Fährmann ein seltsames Hindernis umfahren: eine kupferne Rutsche, eine Manneslänge breit, führte auf großen Eisenträgern von einer Palastveranda bis fast zur Wasseroberfläche hinab. Der Mausling fragte sich, ob Glipkerio sich vielleicht plötzlich für den Wassersport interessierte.
Oder hatte er sich etwas Neues einfallen lassen, unerwünschte Besucher oder Sklaven loszuwerden – indem er sie beladen ins Meer gleiten ließ? Dann bemerkte er einen spindelförmigen Wagen (oder etwas Ähnliches) aus graumattem Metall am oberen Ende der Rutsche. Seltsam.
Nun erreichte die Fähre den königlichen Pier, und hochmütig zeigte er den zeternden Eunuchen und Wachen Glipkerios Kurierring mit dem Seesternzeichen und das Dokument, das mit dem Kreuzschwertsiegel Movarls versehen war.
Die Siegel schienen die Palastwächter am meisten zu beeindrucken. Dienernd geleiteten sie ihn über den Pier, führten ihn eine steile, bunt angemalte Holztreppe hinauf und schoben ihn in Glipkerios Audienzzimmer – in einen herrlichen blaugekachelten Raum, von dem aus man das Meer überschauen konnte.
Trotz der blauen Vorhänge, die es teilten, wirkte das Zimmer sehr groß. Zwei nackte Pagen verbeugten sich vor dem Mausling und öffneten den Vorhang vor ihm. Er trat durch die schmale dreieckige Öffnung und wurde mit einem herrischen »Psst!« begrüßt.
Da dieser Befehl von Glipkerio kam und da sich noch dazu einer der dürren Finger des Monarchen vor die Lippen hob, verharrte der Mausling auf der Stelle.
Es war eine seltsame Szene. Drei breite Torbögen führten auf eine Veranda hinaus, auf der das spindelförmige Vehikel ruhte, das er am oberen Ende der Rutsche gesehen hatte. Jetzt entdeckte er noch einen Einstieg mit Gittertür nahe dem vorderen Ende.
Auf der anderen Seite des Raumes stand ein großer, fester Käfig mit etwa zwanzig schwarzen Ratten, die laut fiepend durcheinanderrannten.
Im hinteren Teil des meerblauen Zimmers, neben der Wendeltreppe, die in das höchste Palast-Minarett führte, hatte sich Glipkerio aufgeregt von seinem goldenen Audienzsofa erhoben, das wie eine Muschel geformt war. Der phantastische Oberherr war noch einen guten Kopf größer als Fafhrd, doch er war auch dünn wie ein ausgehungerter Mingol. In seiner schwarzen Toga sah er wie ein Trauernder aus. Vielleicht wollte er die düstere Wirkung etwas auflockern – jedenfalls trug er einen Kranz aus kleinen violetten Blumen auf dem blonden Lockenkopf. Dicht neben ihm, kaum halb so groß wie er, zierlich wie eine Elfe, die eine weite hellgelbe Seidenrobe gekleidet, stand Hisvet. Die Dolchspitze des Mauslings hatte eine rosa Linie von ihrem linken Nasenflügel bis zum Wangenbein gezogen – eine Linie, die ihrem Gesicht vielleicht einen sarkastischen Ausdruck verliehen hätte, wenn sie den Mausling nicht so süß angelächelt hätte.
Etwa auf halbem Wege zwischen dem Audienzsofa und dem Rattenkäfig stand Hisvets Vater Hisvin. Sein hagerer Körper war in eine schwarze Toga gehüllt, doch er trug noch immer seine enge schwarze Lederkappe mit dem Kinnschutz. Sein Blick war auf die Ratten gerichtet, und er bewegte hypnotisch die Finger.
»Gesäubert werde dieses Haus«, sang er mit pfeifender Stimme.
In diesem Augenblick erschien ein nacktes junges Mädchen in einem schmalen Torbogen neben dem Audienzsofa. Auf dem kahlen Kopf trug sie ein großes Silbertablett mit Kelchen und herrlich bestückten Silbertellern. Ihre Handgelenke waren an der Hüfte festgekettet, während die dünne Silberkette zwischen ihren schmalen schwarzen Fußgelenken jeden größeren Schritt verhinderte.
Diesmal hob Glipkerio seinen Finger ohne ein vorheriges »Psst!«. Das schlanke Mädchen erstarrte und blieb stehen.
Der Mausling wollte sagen: »Mächtiger Oberherr! Sie erliegen einem bösen Zauber! Sie geben sich mit Ihren schlimmsten Feinden ab!« Doch da lächelte ihn Hisvet an, und er spürte ein erschreckend angenehmes Kribbeln, das von seiner linken Schläfe ausging und von seiner Wange auf seinen Gaumen übergriff, so daß er die Zunge nicht bewegen konnte.
Hisvin begann noch einmal von
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