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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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schroffen Küsten, Wüsten, Seen, Marschen und Kornfeldern – ja, ganz besonders mit Kornfeldern, denen der Reichtum dieses Kontinents entstammte, Felder, die sich zu beiden Seiten des Hlal, des größten aller Flüsse, hinzogen.
    Und an der nördlichen Spitze des Kontinents, am Ostufer des Hlal, lag die Herrscherin über alle Kornfelder und deren Reichtum, die Stadt Lankhmar, die älteste Stadt der Welt, Lankhmar, befestigt gegen Barbaren und Ungeheuer, von unten her gesichert vor Kriech- und Nagetieren.
    Im Süden der Stadt das Korntor und auch das Große Tor, das noch breiter war, und das kleinere End-Tor. Dann die Südkaserne mit dem schwarzgekleideten Militär, das Viertel der Reichen, der Park des Vergnügens und der Platz der Dunklen Freuden. Anschließend die Hurenstraße und die Straßen der anderen Gewerbezweige. Dahinter lag die Straße der Götter, die vom Marschtor quer durch die Stadt bis zu den Docks führte. An dieser Straße lagen die zahlreichen kostbar ausgeschmückten Tempel der Götter in Lankhmar und der gedrungene Schwarze Tempel der Götter von Lankhmar, der einem uralten Grab geähnelt hätte, wenn da nicht der große viereckige Glockenturm gewesen wäre. Dann noch die Slums und schließlich, im Norden zum Binnenmeer hin und her nach Westen zum Hlal, ragte die Nordkaserne auf und in der Nähe, auf einem hohen Felsen, die Zitadelle und der Regenbogenpalast des Oberherrn Glipkerio Kistomerces.
    Ein heranwachsendes Sklavenmädchen, das auf ihrem glattrasierten Kopf ein großes Tablett mit Süßigkeiten und vollen Silberkelchen balancierte, schritt wie eine Seiltänzerin in den mit grünen Fliesen ausgelegten Vorraum zum Blauen Audienzzimmer dieses Palastes. Sie trug schwarze Lederbänder um Hals, Handgelenke und Hüfte. Winzige Silberketten, ein wenig kürzer als ihre Unterarme, verbanden ihre Handgelenke mit dem Hüftgurt – es war Glipkerios Wille, daß keine Sklavin sein Essen oder auch nur das Tablett berührte und daß die Mädchen balancierten. Bis auf die Lederbänder war sie unbekleidet und ansonsten auch völlig haarlos – denn der empfindliche Monarch hatte panische Angst davor, daß ihm ein Haar in seine Suppe geriet. Sie sah aus wie eine Puppe vor dem Anziehen.
    Die meerfarbenen Fliesen in dem Vorzimmer waren etwa handtellergroß und sechseckig. Die meisten waren einfarbig, doch hier und dort war ein Meerestier aufgemalt – eine Molluske, ein Dorsch, ein Tintenfisch, ein Seepferdchen.
    Das Mädchen hatte den Raum etwa zur Hälfte durchschritten, als sich ihr Blick auf eine Fliese kurz vor dem Durchgang zum Audienzzimmer richtete – ein Sechseck mit einem Seelöwen. Es hatte sich um eine Daumenbreite gehoben, wie eine winzige Falltür, und schwarzblitzende Augen starrten das Mädchen an.
    Sie begann von Kopf bis Fuß zu zittern, doch ihren zusammengekniffenen Lippen entfuhr kein Laut. Die Kelche klirrten leise, das Tablett begann zu kippen, doch sie schob mit schneller Seitwärtsbewegung ihren Kopf wieder unter die Mitte und begann der schrecklichen Fliese mit furchtsamen Schritten nach rechts auszuweichen, bis der Tablettrand kaum eine Handbreit von der Wand entfernt war.
    Unmittelbar unter dem Tablett, als wäre es ein Verandadach, klappte plötzlich türgleich eine Fliese auf, und der Kopf einer Ratte zuckte vor.
    Das Mädchen fuhr erschreckt zurück, noch immer völlig stumm. Das Tablett fiel. Sie versuchte es mit dem Kopf aufzufangen. Die Fliese am Boden sprang klirrend auf, und eine lange schwarze Ratten zwängte sich durch die Öffnung. Das Tablett berührte die Schulter des Mädchens, sie versuchte vergeblich, es mit ihren angeketteten Händen zu erreichen – dann fiel es mit ohrenbetäubendem Getöse zu Boden.
    Als sich der Lärm gelegt hatte, war nur noch das leise Klatschen nackter Füße zu hören. Wie von Furien gehetzt eilte das Mädchen zurück.
    Zweihundert Herzschläge später näherten sich erneut Schritte – diesmal von mehreren Menschen – aus der Richtung der Küche. Zwei kahlgeschorene, weißgekleidete Köche bildeten die wachsame Vorhut, jeder mit einem Hackmesser und einer großen Gabel bewaffnet. Es folgten zwei nackte, glatzköpfige Küchenjungen, die allerlei Lappen und einen Besen aus schwarzen Federn trugen. Anschließend das Mädchen, das seine Silberketten mit den Händen umschloß, so daß ihr Zittern kein Klirren hervorrief. Ihr auf dem Fuße folgte eine ungeheuer dicke Frau in einem warmen schwarzen Wollkleid. Ihr aufgedunsenes Gesicht war

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