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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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herrisch verkniffen, die schwarzen Augen starrten verächtlich und mißtrauisch zwischen ihren Fettpolstern hervor, während sich ein dünner schwarzer Schnurrbart wie ein durchsichtiger Tausendfüßler auf ihrer Oberlippe entlangzog. Ihre gewaltigen Hüften umschloß ein Gürtel, an dem in Abständen Schlüssel, Leinen, Ketten und Peitschen befestigt waren. Die Küchenjungen glaubten, sie wäre absichtlich so fett geworden, um zu verhindern, daß diese Dinge zusammenstießen und sie beim Spionieren verrieten.
    Die fette Küchenkönigin sah sich in dem Vorraum um, breitete die mächtigen Arme aus und starrte das Mädchen an. Die grünen Fliesen waren an Ort und Stelle.
    Das Mädchen nickte heftig und deutete von ihrer Hüfte auf die Fliese mit dem Seelöwen, tastete sich vorsichtig zwischen den Schalen und Kelchen hindurch und berührte das Sechseck mit einer Zehe.
    Einer der Köche kniete sich hin und klopfte vorsichtig mit dem Knöchel darauf. Die Fliese klang nicht anders als die Sechsecke ringsum. Vergeblich versuchte er den Seelöwen mit seiner Gabel anzuheben.
    Das Mädchen rannte zur Wand, wo sich das glasierte Türchen geöffnet hatte. Der zweite Koch klopfte ebenfalls herum, ohne einen hohlen Laut hervorzubringen.
    Der Blick der Palastherrin sprach Bände. Wie eine Sturmwolke näherte sie sich der Sklavin, stieß plötzlich mit den Armen vor und befestigte eine Leine am Halskragen des Mädchens. Das Zuschnappen des Hakens klang sehr laut.
    Das Mädchen schüttelte wild den Kopf, doch sie wurde mitgezerrt. Mit kräftigem Ruck an der Leine bedeutete ihr die dicke Frau, auf Hände und Knie hinabzusinken und wie ein Hund hinter ihr aus dem Vorraum zu trotten.
    Unter dem wachsamen Blick der Köche machten die Küchenjungen mit hastigen Bewegungen sauber, wickelten jeden Kelch in ein Tuch und legten ihn auf das Tablett, damit es nicht klirrte. Immer wieder sahen sie sich furchtsam um.
     
    Der Graue Mausling, der am Bug der Squid Ausschau hielt, sichtete die hochaufragende Zitadelle Lankhmars durch den aufsteigenden Nebel. Weiter östlich tauchten darauf die hohen Kornsilos auf, die wie Schornsteine aussahen. Bei der ersten Gelegenheit winkte er eine kleine Hafenfähre herbei. Das schwarze Kätzchen zischte ihn tadelnd an, als er sich gegen Slinoors Befehl über die Bordwand schwang und in das kleine Fährboot sprang. Er versprach dem erstaunten Fährmann einen guten Lohn, wenn er ihn so schnell wie möglich zum Palastdock ruderte. Der Mausling winkte zurück und rief: »Keine Angst, Slinoor, ich werde Glipkerio vernünftig berichten – und Sie in den Himmel loben!«
    Dann wandte er sich um und lächelte vor sich hin. Es tat ihm leid, daß er Fafhrd hatte zurücklassen müssen, der sich gerade auf ein hartes Trink- und Spielgelage mit Movarls kräftigsten Kämpfern eingelassen hatte. Ja – es war immer dasselbe. Die großen Kerle bejammerten jeden Morgen ihre Kopfschmerzen und ihre Verluste, doch wenn erst der Nachmittag heranrückte, da erwachte die Spielleidenschaft erneut – und der Durst.
    Andererseits freute es ihn, daß er Movarls Dank für die vier Kornladungen nun allein abstatten konnte, daß es ihm vorbehalten war, die Geschichte von dem Drachen, den Ratten und ihren menschlichen Herren – oder Kollegen – zu erzählen. Wenn Fafhrd aus Kvarch Nar zurückkehrte – vermutlich bis aufs Hemd ausgeplündert –, lebte der Mausling wohl schon in einer schönen Wohnung in Glipkerios Palast und konnte seinen Freund ein wenig ärgern, indem er ihm Gastfreundschaft und Hilfe anbot.
    Er beschäftigte sich kurz mit der Frage, wohin wohl Hisvet und Hisvin und ihre kleine Gefolgschaft entflohen waren. Vielleicht nach Sarheenmar oder sogar nach Ilthmar, was noch wahrscheinlicher war. Unwillkürlich fuhr er sich mit der rechten Hand an die Schläfe und betastete die kleine Erhebung. Nein, dem Geschehen so weit entrückt, konnte er Hisvet gar nicht hassen, ganz zu schweigen von der mutigen Frix. Bestimmt waren Hisvets böse Drohungen eine Art Liebesspiel gewesen. Außerdem hatte er ihr Schlimmeres angetan. Nun, vielleicht traf er sie in irgendeiner fernen Welt einmal wieder.
    Seine verzeihenden Gedanken waren bestimmt teilweise darauf zurückzuführen, daß ihm im Augenblick sehr an der Gesellschaft irgendeines Mädchen gelegen hätte. Kvarch Nar unter Movarl war dem Mausling recht zugeknöpft vorgekommen, und das einzige freizügige Mädchen, das er während seines kurzen Aufenthalts kennengelernt hatte –

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