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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Ruhe vor dem Sturm und verbarrikadierten sich wie in der letzten Nacht in den oberen Stockwerken ihrer Häuser. Soldaten und Polizisten grinsten oder fluchten – je nach Einstellung –, als sie hörten, daß sie eine Stunde vor Mitternacht in die Südkaserne zurückkehren sollten, um sich dort eine Ansprache Olegnya Mingolsbanes anzuhören, der bekanntermaßen die längsten Reden aller lankhmarischen Generäle hielt.
    Auf der Squid gab Slinoor Befehl, die Lampen die ganze Nacht brennen zu lassen. Außerdem sollten alle Männer Wache stehen. Währenddessen schritt das schwarze Kätzchen auf der Kaireling entlang, ließ von Zeit zu Zeit ein besorgtes Miauen hören und beäugte die dunklen Straßen mit einer Mischung aus Furcht und Bedauern.
    Eine Zeitlang beruhigte Glipkerio seine Nerven, indem er der Folterung Reethas zusah, die allerdings mehr geängstigt werden sollte, als daß sie tatsächlich gepeinigt wurde, und indem er ihren stundenlangen Verhören beiwohnte, durch die erfahrene Beamte von Reetha das Geständnis zu gewinnen hofften, der Graue Mausling sei der Anführer der Ratten – was sein Schrumpfen doch sicher schon bewies –, und ihr auch sonst alle denkbaren Informationen über die Zaubereigenschaften des Mauslings zu entlocken. Das Mädchen interessierte Glipkerio wirklich: Sie reagierte erstaunlich standhaft auf Spott und Drohungen und kleine Schmerzen.
    Nach einer Weile wurde es ihm dennoch zu langweilig, und er ließ sich auf seiner Seeterrasse vor dem Blauen Audienzzimmer im Schein des Sonnenuntergangs das Abendessen servieren. Er saß neben der Kupferrutsche mit der großen Bleispindel, die er von Zeit zu Zeit berührte. Er hatte Hisvin nicht belogen, überlegte er selbstzufrieden; er hatte tatsächlich noch eine Geheimwaffe zur Verfügung, obwohl es sich nicht um eine Angriffswaffe handelte, sondern eher um das Gegenteil. Hoffentlich brauchte er sie nicht zu benutzen. Hisvin hatte versprochen, er würde um Mitternacht seinen Zauber gegen die Ratten in Lankhmar richten, und bisher hatte Hisvin noch jedes Versprechen gehalten – hatte er nicht auch die Ratten der Kornschiffe besiegt? –, während seine Tochter und ihr Mädchen Mittel und Wege kannten, Glipkerio zu beruhigen, ohne daß eine Auspeitschung stattfinden mußte. Er hatte auch mit eigenen Augen gesehen, wie Hisvin die Ratten umbrachte, während er für sein Teil die Soldaten und die Polizisten in die Südkaserne befohlen hatte, wo sie sich den ermüdenden Olegnya Mingolsbane anhören mußten. Er hatte also alles getan, sagte er sich, jetzt war es an Hisvin, seine Aufgabe zu erfüllen, und dann waren um Mitternacht alle Sorgen vergessen!
    Aber bis Mitternacht zog sich noch so lange hin! Wieder überkam Langeweile den schwarzgekleideten Monarchen, und er begann sehnsüchtig an Reetha zu denken. Ein Oberherr hatte es doch schwer, überlegte er, von seinen Verwaltungsaufgaben und Zeremonien in Anspruch genommen, fand kaum Zeit für seine beruhigenden Hobbies.
    Reethas Fragesteller gaben das Verhör für heute auf und ließen das Mädchen in Samandas Obhut zurück, die ihr von Zeit zu Zeit in den glühendsten Farben ausmalte, was sie mit ihr anstellen würde, wenn die Plappermäuler, die das Mädchen verhörten, endlich fertig wären. Das vielgeplagte Mädchen versuchte sich mit dem Gedanken zu trösten, daß ihr grauer Retter seine richtige Größe vielleicht zurückgewann und sich dann wieder um ihre Flucht kümmern würde. Trotz der schlimmen Verdächtigungen, die man ihr immer wieder in den Mund gelegt hatte, war der Graue Mausling bestimmt gegen seinen Willen geschrumpft. Sie erinnerte sich an die vielen Märchen über Echsen- oder Froschprinzen, die durch den Kuß einer Prinzessin wieder in ihre ursprüngliche Gestalt zurückverwandelt wurden, und ihr Blick bekam etwas Träumerisches.
     
    Der Mausling blinzelte durch Grigs korrigierte Maske und musterte das herrlich ausgestattete Ratszimmer und die anderen Mitglieder des Obersten Rates der Dreizehn . Schon war ihm die Szene bedrückend vertraut, und er war das ewige Lispeln mehr als leid. Trotzdem nahm er sich zusammen; eine große Anstrengung stand ihm noch bevor.
    Der Weg hierher war ihm sehr einfach gemacht worden. Als er nach dem Gespräch mit Hreest und den Pikenratten in die Fünfte Ebene hinabstieg, hatten sich am Fuß der Marmortreppe Rattenpagen neben ihm aufgestellt, und ein Ratten-Kammerherr war feierlich vor ihm hergegangen und hatte eine gravierte Silberglocke

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