Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
bis Sheelbas Zauber nachließ und er wieder zu seiner vollen Größe anwuchs. Er hatte sein Bestes für Lankhmar getan, jetzt mußte er auch ein wenig an sich denken. Die Ratskonferenz war sehr ermüdend gewesen, nach allem was vorher passiert war.
Als die Sänfte hinter den Säulen verschwand, wandte sich Skwee an Lord Nill und sagte durch seine diamantenbesetzte weiße Maske: »Grig hat also eine Geliebte, der alte Genießer! Vielleicht steckt sie dahinter, daß er plötzlich auf eine brillante Sache wie das Unternehmen Schwarze Toga gestoßen ist.«
»Es gefällt mir trotzdem nicht«, twitterte der andere gereizt. »Der Kampf heute nacht ist schon unsicher genug. Die letzte Schlacht steht bevor. Ein geschrumpfter Menschenspion im Unteren Lankhmar. Die plötzliche Charakterveränderung Grigs. Die tollwütige Maus, die vor dem Ratszimmer Amok lief und die dreimal schrie, als Sie sie umbrachten. Das ungewöhnliche Summen der Nachtbienen in Siss' Zimmer. Und jetzt dieses neue Unternehmen, das von einem Augenblick auf den anderen ...«
Skwee klopfte Lord Nill freundschaftlich auf die Schulter. »Sie sind nervös heute abend und sehen Schatten in jeder Ecke«, sagte er. »Grig hat auf jeden Fall einen klugen Vorschlag gemacht. Wir alle könnten ein wenig Ruhe und eine Erfrischung vertragen – besonders Sie vor Ihrer wichtigen Mission. Kommen Sie.«
Und Skwee überließ Siss den Vorsitz der Versammlung und zog sich mit Lord Nill in eine abgeteilte Nische außerhalb des Ratszimmers zurück.
Als die Vorhänge hinter ihnen zugefallen waren, setzte sich Skwee in einen der Stühle und nahm seine Maske ab. In dem pulsierenden violetten Licht dreier Glühwespen wirkte sein langer weißer blauäugiger Kopf unheimlich.
»Wenn ich mir vorstelle«, sagte er, »daß mein Volk morgen Herr über das Obere Lankhmar ist! Seit Jahrtausenden haben wir Ratten Pläne geschmiedet, Gänge gebaut, haben wir uns vorbereitet und vorgesehen, und jetzt werden wir in weniger als sechs Stunden ... das ist schon einen Trinkspruch wert. Wobei mir einfällt, mein lieber Kamerad, wird es nicht Zeit für Ihre Medizin?«
Lord Nill zischte überrascht, machte Anstalten, seine schwarze Maske anzuheben, und holte ein weißes Fläschchen aus seinem Beutel.
»Halt!« befahl Skwee entsetzt und umfing das schwarze Handgelenk. »Wenn Sie das jetzt trinken ...!«
»Ich bin wirklich nervös heute abend«, sagte der andere, steckte die weiße Flasche fort und brachte eine schwarze zum Vorschein. Ehe er sie leerte, nahm er seine Maske ab, und sein Gesicht war kein Rattengesicht, sondern trug die faltigen, knopfäugigen Züge Hisvins des Kornhändlers, der nur noch so groß wie eine Ratte war.
Als die Flüssigkeit hinunter war, schien ihm wohler zumute zu sein. Seine Sorgenfalten verzogen sich nachdenklich.
»Wer ist diese Geliebte von Grig, Skwee?« fragte er plötzlich. »Bestimmt kein gewöhnliches Mädchen, keine eitle Kurtisane.«
Skwee hob die Schultern und sagte zynisch: »Je klüger das verzauberte Männchen, desto dümmer das verzaubernde Weibchen.«
»Nein!« sagte Hisvin ungeduldig. »Ich spüre einen brillanten und gierigen Geist hinter all dem – einen Geist, der nicht Grig gehört. Sie wissen, er war einmal ehrgeizig, strebte sogar nach Ihrer Stellung, aber dann ist sein Feuer schnell vergangen.«
»Das stimmt«, sagte Skwee nachdenklich.
»Wer hat ihn also wieder zum Leben erweckt?« fragte Hisvin nun mit offenem Mißtrauen. » Wer ist seine Geliebte, Skwee?«
Fafhrd zügelte das Mingolpferd und hatte nicht wenig Mühe damit. Doch als die Mähre erst einmal stand, spürte er, wie zittrig sie auf den Beinen war, und er glitt schnell aus dem Sattel, damit sie unter seinem Gewicht nicht noch zu Boden ging. Das Pferd war schweißbedeckt, der Kopf hing zwischen den zitternden Vorderbeinen und die vorstehenden Rippen bewegten sich im heftigen Rhythmus des pfeifenden Atems.
Fafhrd legte seine Hand leicht auf die zitternde Flanke. Sie hätten es sowieso nicht bis Lankhmar geschafft; sie waren erst mitten in der Salz-Marsch.
Seit der unglaublichen Errettung der drei schwarzen Reiter aus dem Wasserwirbel über dem Sinkenden Land war es ihm schwer geworden, sie sich als schlichte ilthmarische Räuber vorzustellen – eher kamen sie ihm jetzt wie eine geisterhafte schwarze Truppe des Todes vor.
Seine Ängste hatten ihn derart nervös gemacht, daß Fafhrd die Mähre schließlich bis zum Äußersten antrieb, woraufhin die Hufschläge der
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