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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Ratten nicht daran gelegen war, die Menschen auszurotten oder aus Lankhmar zu vertreiben, sondern die bedingungslose Kapitulation Glipkerios zu erzwingen und die Untertanen des Oberherrn durch diese Vereinbarung und durch die fortgesetzte Schreckensherrschaft zu Sklaven zu gewinnen – so daß Lankhmar äußerlich weiterlebte wie zuvor, so daß Export und Import nicht unterbrochen wurden, so daß Gebären und Sterben kein Ende nahm, daß Karawanen und Schiffe wie bisher ausgeschickt wurden und auch eintrafen, daß das Korn – ja, besonders das Korn! – weiter angehäuft wurde – doch alles unter der Oberherrschaft der Ratten.
    Zum Glück war die Unterweisung im wesentlichen von Skwee und Siss ausgegangen. Niemand hatte an den Mausling – Grig – eine Frage gestellt und auch nicht an Lord Nill, sondern beide hatten nur an der allgemeinen Diskussion und an den Abstimmungen teilgenommen. So hatte der Mausling Zeit gehabt, sich einen Weg auszudenken, die Rattenpläne doch etwas durcheinanderzubringen.
    Schließlich war die Befehlsausgabe abgeschlossen, und Skwee fragte in die Runde, ob jemand noch eine Anregung zur Durchführung des Großangriffs hätte – worauf er aber keine Antwort zu erwarten schien.
    Doch da erhob sich der Mausling – etwas schief, da sich der Krampf in seinem Bein noch nicht gelöst hatte – und zeigte mit seinem Elfenbeinstab auf eine Gruppe silberner Punkte am westlichen Ende der Straße der Götter.
    »Warum wird hier nicht angegriffen?« fragte er. »Ich schlage vor, daß wir im größten Kampfgetümmel eine Abteilung schwarzgekleideter Ratten aus dem Tempel der Götter von Lankhmar strömen lassen. Das muß die Menschen überzeugen, daß sich auch die Götter – die Götter ihrer Stadt – gegen sie gewandt haben, daß sie sogar zu Ratten geworden sind!«
    Er schluckte einmal trocken hinunter. Der Hals tat ihm weh. Warum mußte Grig nur so lispeln?
    Sein Vorschlag schien die anderen Ratsmitglieder einen Augenblick zu verblüffen. Dann sagte Siss bewundernd und ein wenig neidisch, fast gegen seinen Willen: »Daran habe ich überhaupt nicht gedacht.«
    Skwee sagte: »Der Tempel der Götter von Lankhmar wird seit jeher von den Menschen und den Ratten gemieden, das wissen Sie auch, Grig. Trotzdem ...«
    Lord Nill sagte mürrisch: »Ich bin dagegen. Warum sollen wir uns mit dem Unbekannten einlassen? Die Menschen Lankhmars fürchten und meiden den Tempel ihrer Stadtgötter. Halten wir uns daran!«
    Der Mausling starrte die schwarzgekleidete Ratte durch seine Maskenschlitze an. »Sind wir Mäuse oder Ratten?« fragte er lispelnd. »Oder sind wir sogar feige, abergläubische Menschen? Wo ist Ihr Rattenmut, Lord Nill? Wo ist Ihre kühle Überlegung? Mein Plan wird die Menschen völlig einschüchtern und den überlegenen Mut der Ratten unter Beweis stellen. Skwee? Siss? Stimmt das nicht?«
    Die Frage kam zur Abstimmung. Lord Nill stimmte nein, Siss und der Mausling und – nach einigem Zögern – auch Skwee stimmten dafür, die anderen neun nickten, und so wurde das Unternehmen Schwarze Toga, wie Skwee es taufte, hastig auf das Programm gesetzt.
    »Wir haben noch vier Stunden Zeit, die Sache zu organisieren«, erinnerte Skwee seine nervösen Kollegen.
    Der Mausling grinste unter seiner Maske. Er hatte das Gefühl, daß sich die Götter von Lankhmar, wenn sie aus ihrem Schlaf geweckt wurden, auf die Seite der Menschen stellen würden. Oder etwa nicht? fragte er sich verspätet.
    Auf jeden Fall wollte er nun so schnell wie möglich aus dem Ratszimmer fort. Er winkte einem Pagen zu.
    »Ruf mir eine Sänfte«, befahl er. »Die Diskussion hat mich ermattet. Mir ist nicht gut, und mein Bein ist verkrampft. Ich kehre für kurze Zeit zu meiner Frau zurück, um mich auszuruhen.«
    Skwee wandte sich um. »Frau?« fragte die weiße Ratte ungläubig.
    Sofort antwortete der Mausling: »Geht es Sie etwas an, wenn ich meine Geliebte meine Frau nenne?«
    Skwee musterte ihn seltsam und zuckte die Achseln.
    Die Sänfte, von zwei hageren, halbnackten Ratten getragen, kam sofort. Der Mausling ließ sich dankbar hineinrollen, legte seinen Elfenbeinstab neben sich, befahl: »Zu mir nach Hause!« und winkte Skwee und Lord Nill zum Abschied zu. Er kam sich in diesem Augenblick wie der klügste Kopf im ganzen Universum vor und war der Meinung, daß er sich eine Ruhepause vollauf verdient hatte, auch wenn er sie in einem Rattenloch zubringen mußte. Er dachte daran, daß ihm noch mindestens vier Stunden Zeit blieben,

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