Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
eines zahlenmäßig überlegenen, doch namenlosen Feindes. Namenlose schwarze Reiter. Der Mausling tief begraben und seltsam geschrumpft, aber noch am Leben. Eine Blechpfeife, die möglicherweise die Kriegskatzen herbeiruft, aber dem Pfeifer gefährlich werden kann. Das alles verstehe ich einfach nicht.«
Die Hütte ruckte besonders heftig. Sheelba schwieg weiter. Fafhrd wurde seekrank und konzentrierte sich darauf, durchzuhalten. Glipkerio atmete einmal tief ein, steckte seinen blonden Kopf durch den Ledervorhang der Küchentür und blinzelte lächelnd in die Helligkeit.
Reetha, die wieder einmal am Hals festgekettet war, saß mit untergeschlagenen Beinen vor dem Feuer und ließ den Kopf hängen. Von vier anderen Mädchen umgeben, die vor ihr hockten, schlief Samanda auf ihrem großen Thron. Obwohl Glipkerio kein Geräusch gemacht hatte, brach ihr Schnarchen plötzlich ab, und sie öffnete ihre Schweinsäuglein. »Kommen Sie herein, kleiner Oberherr – stehen Sie nicht wie eine scheue Giraffe herum. Haben die Ratten Sie auch erschreckt? Geht schlafen, Mädchen.«
Die vier Mädchen standen stumm auf, verbeugten sich hastig vor Glipkerio, und verschwanden. Reetha sah sich alarmiert um. Glipkerio wanderte in der Küche herum, ohne sie auch nur einmal anzuschauen, und sein Kinn zuckte, seine Finger rangen nervös miteinander.
»Hat die Unruhe Sie gepackt, kleiner Oberherr?« fragte Samanda. »Soll ich Sie zu einem glücklichen kleinen Monarchen machen? Oder möchten Sie sehen, wie die da ausgepeitscht wird?« fragte sie und deutete mit ihrem dicken Daumen auf Reetha. »Die Inquisitoren haben es mir verboten, aber wenn sie mir befehlen würden ...«
»O nein, nein, natürlich nicht«, protestierte Glipkerio. »Aber da wir gerade von Peitschen sprechen. Ich habe einige neue Exemplare in meiner Privatsammlung und würde sie Ihnen gern zeigen, liebe Samanda ...«
»Aha, Sie wollen also Gesellschaft, wie all die anderen ängstlichen Seelen auch«, sagte Samanda. »Also, ich würde gern mitkommen, kleiner Oberherr, aber die Inquisitoren haben mir gesagt, ich müßte dieses böse Mädchen die ganze Nacht über im Auge behalten – das Mädchen hat sich mit dem Rattenführer verbündet.«
Glipkerio kämpfte mit sich und sagte schließlich: »Also, Sie könnten sie natürlich mitbringen, wenn Sie meinen.«
»Ja, das könnte ich«, sagte Samanda und stemmte ihre Körpermassen aus dem Stuhl. »Wir können Ihre neuen Peitschen an ihr ausprobieren.«
»O nein, nein «, sagte Glipkerio noch einmal. Dann runzelte er die Stirn, bewegte die schmalen Schultern und fügte nachdenklich hinzu: »Obwohl ich manchmal bei einem neuen Instrument den unwiderstehlichen Drang verspüre ...«
»... den unwiderstehlichen Drang«, sagte Samanda, löste die Silberkette von Reethas Halsband und brachte statt dessen eine kurze Leine an. »Gehen Sie voran, kleiner Oberherr.«
»Kommen Sie zuerst in mein Schlafzimmer«, sagte er. »Ich gehe vor, um die Wächter aus dem Weg zu schaffen.« Und er hastete davon.
»Das brauchen Sie nicht, kleiner Oberherr, die Leute kennen Ihre Angewohnheiten!« rief Samanda ihm nach und zerrte Reetha hoch. »Komm, Mädchen! Eine wahrlich große Ehre für dich. Freue dich, daß ich nicht Glipkerio bin – sonst würdest du mit Käse eingerieben und zu den Ratten gestoßen.«
Als sie schließlich durch leere Korridore Glipkerios Schlafzimmer erreichten, stand er erregt vor der offenen, juwelenbesetzten Eichentür, und die Toga war völlig verrutscht von seinen heftigen Zuckungen.
»Waren überhaupt keine Wächter da«, klagte er. »Scheint, als wären meine Befehle dummerweise falsch verstanden worden – meine Wächter sind wohl mit den Soldaten und Polizisten zur Süd-Kaserne gegangen.«
»Was brauchen Sie Wächter, wenn Sie mich zu Ihrem Schutz haben, kleiner Oberherr?« erwiderte Samanda prahlerisch und schlug klatschend auf einen Schlagknüppel, der an ihrem Gürtel baumelte.
»Das stimmt«, sagte er mit einem letzten Rest von Zweifel und zerrte einen großen komplizierten Goldschlüssel aus seiner Toga. »Jetzt schließen wir das Mädchen hier ein, Samanda, wenn es Ihnen recht ist, während wir meine Neuerwerbungen ansehen.«
»Und entscheiden, welche wir an ihr ausprobieren?« fragte Samanda mit lauter Stimme.
Glipkerio schüttelte den Kopf, sah schließlich Reetha an und sagte väterlich: »Nein, natürlich nicht, ich denke mir nur daß das arme Kind unser Fachinteresse langweilig finden
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