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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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beigebracht«, stellte Afreyt fest.
    Finger schüttelte entschieden den Kopf. »Meine Mutter hatte nie etwas mit Todeszaubern zu tun und hat mir auch nie welche beigebracht. Sie ist eine weiße Hexe, wirklich.« Sie sah Gale und dann Afreyt verwirrt an und fragte: »Warum macht eine Erinnerung sich sofort davon, sobald man sie näher ins Auge fassen will? Liegt es daran, daß wir nicht ewig leben?«

Kapitel 19
    Als der Mausling zum nächsten Mal zu glimmendem, dann glühendem und schließlich mittäglich hell leuchtendem Bewußtsein erwachte, hätte er schwören können, daß er träumte, denn er hatte den Geruch lankhmarischer Erde in der Nase, reich und üppig von den Getreidefeldern, der Großen Salz-Marsch, dem Fluß Hlal, der Asche unzähliger Feuer und von myriadenfachem Verfall, ein einzigartiges Geruchsgemisch. Ihm schien zu träumen, daß er in einem der geheimsten Räume von ganz Lankhmar-Stadt verborgen war, einem Raum, den er sehr gut kannte, wenngleich er ihn erst einmal besucht hatte. Wie konnte seine unterirdische Reise ihn nur so weit geführt haben, zweitausend Meilen oder mehr, mindestens ein Zehntel der Strecke um ganz Nehwon herum? – nur, daß er noch nie im Leben einen Traum gehabt hatte, in dem Ausstattung und Darsteller so klar zu erkennen und in jeder Einzelheit so genau überprüfbar gewesen wären.
    Wie wir wissen, entsprach es jedoch der Gewohnheit des Mauslings, beim Aufwachen nicht mehr als einen Augenmuskel zu bewegen und auch jedes Geräusch zu vermeiden, selbst tieferes Atemholen, bis er sich ein gründliches Bild von seiner Umgebung und seiner eigenen Lage darin gemacht hatte.
    Er saß bequem im Schneidersitz etwa eine lankhmarische Elle (eine Unterarmlänge) hinter einem schmalen, niedrigen Tischchen am Fußende des breiten, mit seltsam grob gewebter Seide bedeckten Bettes im Schlafzimmer und Boudoir der Rattenprinzessin Hisvet, der grausamsten seiner ehemaligen Geliebten, Tochter des wohlhabenden Getreidehändlers Hisvin in der Stadt des Unteren Lankhmar. Daß es dieser Raum war und kein anderer, erkannte er an seinen blaßvioletten Wandbehängen, an den Silberbeschlägen und einigen Dutzend weiteren Details, von denen vielleicht zwei Gemälde an der gegenüberliegenden Wand am eindrucksvollsten waren, deren eines ein nacktes Mädchen in lustvoller Verschlingung mit einem Krokodil zeigte, und das andere einen ähnlich mit einer Leopardin verstrickten Jüngling. Wie schon vor fünf Jahren war der Raum durch schmale, mit Glühwürmchen gefüllte Behälter am Fuß der Wände beleuchtet, doch inzwischen auch noch durch auf Augenhöhe hängende Silberkästen, in denen blitzende Feuerkäfer, Glühwespen, Nachtbienen und drossel- oder starengroße Diamantfliegen saßen. Auf dem kleinen Tischchen vor ihm stand eine silberne Wasseruhr, von der bei jedem dritten Atemzug oder zwölften Herzschlag ein Tropfen fiel, kreisförmige Ringe ziehend, und eine geschliffene Kristallkaraffe mit blaßgoldenem Wein, was ihn daran erinnerte, daß er ganz durstig war.
    Soviel zu der Ausstattung seines Traums, seiner Vorstellung oder dem, was sich wirklich vor seinen Augen befand. Die Darsteller waren zunächst einmal die schlanke Hisvet selbst, in einem violetten Überwurf, der zur Farbe der Vorhänge und ihren Lippen paßte. Sie saß am Fußende des Bettes und sah so fröhlich und schulmädchenhaft unschuldig (und teuflisch anziehend) aus wie immer, das feine, silberblonde Haar mit einem schmalen Silberreif zu einem Pferdeschwanz zusammengefaßt, während in angemessen respektvollem Abstand, doch dicht vor ihr, zwei barfüßige Zofen standen, deren Haar kurz geschnitten war und die gleich geschnittene, engsitzende hüftlange Tuniken trugen, die eine in schwarz, die andere in weiß. Hisvet hielt ihnen einen Vortrag, setzte ihnen offenbar irgendwelche Regeln auseinander, und die beiden hörten mit größter Aufmerksamkeit zu, wenn auch jede dies auf andere Weise zum Ausdruck brachte. Die Brünette nickte, lächelte verstehend und warf scharfe, kluge Blicke um sich, während die Blonde einen nüchternen und kühlen Gesichtsausdruck beibehielt, jedoch mit weit offenen Augen, als merke sie sich jedes Wort Hisvets, präge jedes einzelne in einen Abschnitt ihres Gehirns ein, der nur für diesen Zweck reserviert war.
    Doch obwohl Hisvet unablässig die violetten Lippen und die blau-rosa gefleckte Zungenspitze beim unausgesetzten Sprechen rührte, von Zeit zu Zeit mahnend den rechten Zeigefinger hob und einmal

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