Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
draußen gehenden Hornfenstern, die inzwischen vom aufgehenden Mond, der gestern noch voll gewesen war, weiß schimmerten. Afreyt fuhr mit der Bürste über einen Klumpen grüner Seife und machte sich mit den Worten an die Arbeit: »Während der Wirrnisse, die der Aufruhr dieses berühmten Ratten-Menschen in Lankhmar mit sich brachte (das war vor mindestens zehn Jahren – damals wirst du noch ein kleines Kind in Tovilyis gewesen sein), mußte der Graue Mausling eine große Liebe für diesen Hisvet-Fratz vortäuschen (so erzählte mir Fafhrd) und sie in einer Folge magischer Größenwandlungen vom Oberen Lankhmar zum Unteren Lankhmar und wieder zurück verfolgen. Seine wahre Liebe galt damals einer königlichen Küchensklavin namens Reetha, oder zumindest ist er am Ende bei dieser gelandet. Fafhrds Gefährtin war zu jener Zeit die ghulische Kriegsmaid Kreeshkra – ein wandelndes Skelett, da das Fleisch der Ghule unsichtbar ist und nur ihre Knochen dem Blick standhalten. Wirklich, es gibt Zeiten, da weiß ich nicht, ob ich auch nur die Hälfte von dem glauben kann, was Fafhrd erzählt, wohingegen der Mausling ohnehin – wie er sich selber rühmt – ein großer Lügner ist.«
»Mir hat man gesagt, Ghule fressen Menschen«, bemerkte Finger und stemmte sich mit dem Rücken gegen Afreyts kräftig geschwungene Bürste. »Und viel später erst hörte ich von diesem jüngsten Rattenkrieg in Lankhmar. Friska hat mir nach unserem Fortzug von Tovilyis in Ilthmar davon berichtet, als Mahnung, dem Rattenpriester nicht jedes Wort zu glauben.«
»Friska?« fragte Afreyt und hielt im Schrubben inne.
»Der Name meiner Mutter, als sie noch Sklavin in Quarmall war, bevor sie nach Tovilyis, meinem Geburtsort, entkam. Sie hat diesen Namen danach nicht immer benutzt, und ich glaube auch nicht, daß ich ihn bisher erwähnt hatte.«
»Ich verstehe«, sagte Afreyt, ganz plötzlich gedankenverloren.
»Du schrubbst ja meinen Rücken gar nicht mehr«, bemerkte das Mädchen.
»Weil ich damit fertig bin«, antwortete die andere. »Er ist schon überall rot. Sag mir, Kind, ist deine Mutter Friska ganz allein aus Quarmall entkommen?«
»Nein, ihre Freundin Ivivis war dabei, die ich später in Tovilyis Tante nannte«, erklärte Finger und drehte sich um, so daß sie wieder zur schmalen, grauen Tür blickte, deren Umrisse durch den dünner werdenden Dampf hindurch gerade zu erkennen waren. »Sie wurden von ihren Geliebten aus Quarmall herausgeschmuggelt, zwei Söldnern, die den Dienst bei Quarmal und seinen beiden Söhnen quittierten. Die Höhlenwelt Quarmalls ist kein Ort, aus dem man leicht entkommt, Lady Afreyt, sie ist tief verborgen und geheimnisvoll. Flüchtlinge werden wieder eingefangen oder kommen auf sonderbare Art ums Leben. In den Häfen am Rande des Binnenmeers – Lankhmar, Ilthmar, Kvarch Nar, Ool Hrusp – hält man sie genau wie die Reifinsel für eine reine Sage.«
»Was geschah mit den beiden Söldnern, den Geliebten deiner Mutter und deiner Tante, die ihnen die Flucht ermöglicht hatten?« fragte Afreyt.
»Ivivis geriet mit dem ihren in Streit und trug sich, als sie in Tovilyis eintrafen, in die Gilde Freier Frauen ein. Meine Mutter stand kurz vor meiner Niederkunft, und sie entschied sich dafür, mit ihrem Freund zusammenzubleiben. Ihr Geliebter (mein Vater) ließ ihr Geld da und schwor, eines Tages zurückzukehren, aber natürlich hat er das nie getan.«
Es klopfte eilig, die schmale, graue Tür öffnete und schloß sich wieder, und Gale trat herein, eifrig durch den dünner werdenden Dampf spähend.
»Ist Onkel Fafhrd schon wieder vom Himmel heruntergeflogen?« fragte sie. »Warum hast du mich nicht geweckt? Da draußen hängen doch seine Sachen, Tante Afreyt!«
»Nein, er ist noch nicht zurück«, erklärte diese. »Es gibt jedoch verschiedene Botschaften von ihm, so scheint es zumindest. Nachdem ihr beiden eingeschlafen wart, brachte May mir Fafhrds Gürtel, der an einem Beerenbusch gehangen hatte, als wäre er vom Himmel gefallen. Das sind ihre eigenen Worte, obgleich sie euren Bericht noch nicht kannte. Ich habe sie und andere auf die Suche geschickt und bin auch selbst losgegangen, und bald hatte man seine beiden Stiefel entdeckt (den einen auf einem Dach), seinen Dolch und sein Handbeil, das den Wetterhahn der Ratshalle getroffen und zersplittert hat.«
»Er hat Ballast abgeworfen, als er den Nebel hinter sich ließ«, schloß Gale sofort.
»Eine bessere Vermutung habe ich bisher auch noch nicht
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