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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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dir zuviel wird.«
    »Das wird es tatsächlich, Lady Afreyt«, stimmte Finger zu, blieb aber auf der gleichen Stufe sitzen.
    »Und jetzt erzähl mir einmal vom verdorbenen, widerlichen Ilthmar und seinem abscheulichen Rattengott«, schlug Afreyt vor. »In welcher Gestalt wird er dargestellt oder abgebildet?«
    »In der Gestalt eines Mannes, Lady Afreyt, mit Rattenkopf und langem Schwanz. Bei rituellen Anlässen tragen seine menschlichen Priester eine Rattenmaske und eine lange, schlangenähnliche Peitsche, die an einen riesigen Rattenschwanz erinnert, und gehen je nach Art des Ritus nackt oder bekleidet.«
    »Wie wird die Beziehung zwischen Menschen und Ratten vernunftmäßig begründet?« fragte Afreyt.
    »In den alten Zeiten, als die Ratten ihre Städte über der Erde hatten, führten sie Krieg gegen eine Rasse von Riesen und versklavten diese. Uns, Lady Afreyt, die Menschen. Im Verlaufe von zahllosen Aufständen und deren Unterdrückung verlegten die Ratten dann aber ihre Städte unter die Erde, um mehr für sich zu sein und in Frieden und Ruhe ihre Kultur vervollkommnen zu können, wobei sie allerdings insgeheim noch immer die Herrschaft über ihre Dienstsklaven behielten.« Die Stimme des Mädchens wurde nachdenklich. Ihre linke Hand spielte mit der zerfurchten, weißen Muschelschale, die als Schweißfänger in die Stufe aus grauem Holz eingelassen war. Daneben befand sich ein Bohrwurmloch, in das sie ihren kleinen Finger hinein- und wieder hinausgleiten ließ. Er paßte genau. Sie fuhr fort: »Es gibt eine dunkle, nur den doppelt Eingeweihten bekannte Magie (und zu diesen gehörten Mutter und ich nicht), mittels derer die Ratten und ihre Verbündeten ihre Größe zwischen Ratten- und Menschenmaßen wandeln können. Die Propheten und wichtigsten Verbündeten der Ratten unter den Menschen gelten in Ilthmar als Heilige, von denen als letzte St. Hisvin von Lankhmar und seine Tochter St. Hisvet kanonisiert wurden, denn das Untere Lankhmar ist die Hauptstadt der Ratten, obwohl, anders als in Ilthmar, die Verehrung des Rattengottes im Oberen Lankhmar verboten ist.«
    Afreyt reichte Finger eine dickborstige Bürste und kehrte ihr den Rücken zu, worauf das Mädchen sich hinkniete und eifrig an die Arbeit machte. Die großgewachsene Frau fragte: »Hast du in Ilthmar Abbildungen dieser weiblichen Heiligen gesehen?«
    »Ja, an ihrem kleinen Altar im Rattentempel beim Hafen gibt es ein geschnitztes Bild. (Ratten waren auch die ersten Seefahrer und haben den Menschen diese Kunst beigebracht). Sie ist nackt und mit einem Zopf dargestellt, der genauso lang ist wie ihre schlanke Gestalt – mit acht zierlichen Rattenzitzen; zwei als kleine Brüste oben, das nächste Paar tiefer auf dem Brustkasten, zwei zu Seiten des Bauchnabels und zwei zu beiden Seiten des Venushügels, also gleich über dem Schritt.«
    »Oh, was für eine Vervielfältigung der Reize. Man weiß nicht, soll man Neid oder Abscheu empfinden«, kicherte Afreyt.
    »Ihr Kult ist sehr beliebt, Lady Afreyt«, antwortete das Mädchen etwas abwehrend, während es weiterschrubbte. »Sie gebietet über Dämonen, so glaubt man, und hat die Dienste der Königin Frixifrax von Arilia genossen.«
    Afreyt lachte. »Um die Wahrheit zu sagen, Kind, ich wäre geneigt gewesen, deine ganze Rattengeschichte als Unsinn abzutun wie viele der anderen Lügengeschichten, mit denen man uns Reifinselbewohner am Rande der Welt zum Staunen bringen will. Doch sie paßte so gut zu dem, was Fafhrd mir von seinem und Kapitän Mauslings größtem Abenteuer erzählt hat (allerdings, wenn man sie so reden hört, muß es mehr als ein größtes Abenteuer gegeben haben), das in die letzten Tage der Regierungszeit des Oberherrn Glipkerio fällt, als bewaffnete Ratten in Lankhmar-Stadt einfielen. Es gab auch noch viele andere sonderbare Ereignisse, die mit dem skrupellosen Getreidehändler Hisvin und seiner schändlichen Tochter Hisvet zu tun hatten, beide Verbündete der Ratten, und beide trugen den gleichen Namen wie die zwei Heiligen in deinem sonderbaren Bericht.«
    »Ich bin dankbar, daß Eure Ladyschaft zumindest einen Teil meines wahrheitsgetreuen Berichts glaubt«, erwiderte Finger ein wenig gekränkt. »Vielleicht bin ich zu gutgläubig, Lady Afreyt, aber gewiß keine Lügnerin.«
    Afreyt wandte sich lächelnd um: »Sei nicht so förmlich und ernst«, tadelte sie sie fröhlich. »Gib mir die Bürste und dreh mir den Rücken zu.«
    Das Mädchen gehorchte und blickte nun zu den zwei hohen, nach

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