Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
war, eine der nicht übernatürlichen Geliebten, die nur den Zauber von Bühne und Verbrechen aufweisen konnte.
Zu den über- und außernatürlichen Geliebten hatte die Ghul-Soldatin Kreeshkra gehört, ein wunderschönes wandelndes Skelett mit durchsichtigem Fleisch, und die gänzlich unsichtbare (außer, wenn sie sich bemalte oder zu anderen Kniffen griff, wie etwa, sich naß von ihrem Geliebten mit Rosenblättern bestreuen zu lassen) Prinzessin Hirriwi vom Stardock.
Zu den geliebten Mädchen hatten zum Beispiel Luzy von Lankhmar gehört, die blonde Schwindlerin Nemia die Dämmrige (auch in dieser Kategorie waren nicht alle Frauen gesetzestreu gewesen) und die wenig mutige, aber muntere Friska, die er aus dem grausamen Quarmall gerettet hatte – ihrerseits nicht ganz freiwillig. Als sie seinen verwegenen Plan erfahren hatte, hatte sie ihm erklärt: »Bring mich in die Folterkammer zurück.«
Doch von all seinen Geliebten besetzte Hisvets ehemalige Sklavinnenzofe und Wächterin den ersten Platz in seinem Herzen, die dunkelhaarige und durch und durch köstliche Frix, nun wieder Königin Frixifrax von Arilia, und das, obgleich sie beinahe, aber nur beinahe, zu groß und schlank war. (Genau wie Hisvet selbst, das wußte Fafhrd, die, obgleich herzlos und ungemein grausam, im Grunde seines Herzens des Mauslings Favoritin war.)
Vor allen Dingen blieb Frix' Liebe immer taktvoll, und selbst in Augenblicken größter Lust oder Gefahr hatte sie sich stets einen völlig furcht- und leidenschaftslosen Überblick über das Leben bewahrt, als sähe sie es als ein großes Melodrama, so daß sie selbst bei einer Orgie oder einem Handgemenge den Beteiligten völlig kühl ihre Bühnenanweisungen zurief, während um sie her das Chaos tobte.
Dieser Gedankengang ließ natürlich Afreyt aus, gewiß die beste seiner kameradschaftlichen Geliebten und ebenso seine gegenwärtige, eine bessere Bogenschützin als er selbst, liebevoll und klug, eine durch und durch bewundernswerte Frau – die mit dem Mausling auch gut auskam.
Doch Afreyt war zwar sehr begabt, jedoch ganz und gar Mensch, während die dämonische, göttliche Frix mit übernatürlichen Glanzpunkten besetzt war. Wie genau in diesem Augenblick, als sie nach einem weniger maßvollen Branntweinschluck nur kurz, jedoch unverkennbar, auf wunderbare Weise dort vorne am Bug der Wolkenpinasse auftauchte wie eine aus bleichem Elfenbein geschnitzte Galionsfigur – und ihn mit aufmunternden Rufen willkommen hieß. Diese wundersame Erscheinung löste einen Erinnerungsblitz an eine Verabredung mit ihr in einem Bergschloß aus, wo sie zwei der aufwartenden Damen schlau ausgespäht hatten, beide hochgewachsen und schlank wie Gottesanbeterinnen – wie Frix selbst. Sie hatten einander gegenseitig Trost und Erleichterung gespendet, so daß in zärtlicher Beschäftigung sich daraufhin auch Frix und Fafhrd den beiden angeschlossen hatten.
Dieses elfenbeinerne Galionsfigurenbild gab ihm im Verein mit den hinzukommenden Erinnerungen das Gefühl, leicht wie Luft zu sein, und fügte jedem Schritt ein paar Meter hinzu, so daß die nächsten beiden Sprünge ihn knietief und hüfttief in die Nebelbank hineinführten, während der dritte nicht mehr endete. Er leerte das letzte Restchen Branntwein in einem Zug, ließ Krug und Lampe links und rechts hinunterfallen und schwamm dann die Front der dicker werdenden Nebelbank immer höher hinan, mit mächtigen Brustschlägen, während er die Beine flach wie einen Fischschwanz ausstreckte.
Jubel durchfuhr ihn, als er merkte, daß er in einem Meer von Dunst eine langgezogene, sein Gewicht tragende Erhöhung hinanstieg. Doch bald führten ihn seine weitausgreifenden Armbewegungen über den Nebel hinaus. Entschlossen verbot er sich jeden Blick nach unten und hielt die Augen auf die weiße Pinasse mit dem wunderbaren Bug gerichtet, richtete seine ganze Aufmerksamkeit und Kraft auf den Flug. Er spürte, wie seine Delta- und Brustmuskeln an Größe und Länge zunahmen und seine Arme sich zu Flügeln abflachten. Ein Flugrhythmus hatte sich seiner bemächtigt.
Dann bemerkte er, daß er zwar weiterhin stieg, jedoch in einer Linkskurve, weil sein Haken weniger Luft faßte als die Handfläche seiner unversehrten rechten Hand. Doch statt dies korrigieren zu wollen, flog er unerschrocken weiter, voll Vertrauen, daß diese Bewegung ihn in einem großen Kreis wieder in Sicht seines Ziels und näher an es heran führen würde.
Und so war es auch. In großen Spiralen
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