Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
euch.«
Damit nahm sie den Wassereimer, goß einen gründlichen Schwapp über den Blondschopf und den Rotschopf und leerte ihn schließlich über ihrem eigenen Kopf aus.
Kapitel 23
Kehren wir zu den düsteren Anfängen dieses ereignisreichen Tages zurück, so sehen wir Fafhrd, der im Licht der Leviathan-Lampe erregt gen Osten stapft und sich mit einem sonderbar federleichten Gefühl in den Füßen und einem beunruhigend wirren Sinn über die vereiste Große Wiese auf das von Nebel umhüllte Salzhaven und den in Erwartung der Morgendämmerung verblaßten Himmel zubewegt. Die Angst um den Mausling in seiner verzweifelten Notlage, der selbstsüchtige Drang, diese Bürde abzuschütteln und die sehnsüchtige Hoffnung auf eine wundersame Lösung dieses Problems ... diese drei Gefühle ballten sich bis zur Unerträglichkeit in ihm zusammen, und so hob er den braunen Branntweinkrug in seiner rechten Hand zu den Zähnen, schloß diese um den herausstehenden Kork, biß hinein und zog am Krug, bis der Kork hinausglitt und er ihn beiseite spucken konnte, woraufhin er zwei Schluck kippte, die ihm wie Blitzstrahlen die Kehle hinunterschossen.
Dann gab er einer unerwarteten, jedoch gebieterischen Regung nach, die vielleicht aus den zwei brennenden Schluck geboren war, und suchte den Teil des Himmels, der vor ihm über dem Nebel sichtbar war, mit den Augen ab.
Und, schau an, das Wunder! Denn ein breiter Strom von Licht, den die noch unsichtbare Sonne den Himmel hinanschickte, lenkte seine Aufmerksamkeit auf eine kleine Flotte vorbeisegelnder Wolken. Und als er diese fünf perlgrauen, weißkantigen Formen mit so klarem Blick betrachtete, als sei seine Jugend zurückgekehrt, erkannte er, daß die mittlere die Form einer großen, schlanken Pinasse mit hochgezogenem Heckaufbau hatte und von einem einzigen, durchsichtigen Segel vorwärtsgezogen wurde, das sich ihm sanft entgegenblähte. Also mußte es sich allem Anschein nach um eine Demigaleone des Wolkenreichs der Königin von Arilia handeln, die nun nicht länger eine Sage zu sein schien.
Und als hätte in seinen Ohren ein einziger Glockenton wiedergeklungen, unendlich aufwühlend und süß, ein Läuten der Silberglocke, mit der man auf solch einem Schiff die Wachen einläutet, überkam ihn die Gewißheit – eine Botschaft und mehr als das –, daß seine alte Kameradin und Geliebte Frix dort als Kapitän an Bord war. Da wurde der dreiste Entschluß in ihm geboren, sie dort zu besuchen. Seine Angst um den Mausling, der Gedanke daran, was Afreyt und seine Männer von ihm erwarteten, fiel von ihm ab, er sorgte sich auch nicht länger darum, daß die Mädchen Finger und Gale ihm folgten. Seine Schritte waren jetzt sorgenfrei und leicht wie in seiner Jugend an einem Jagdmorgen im Kalten Winkel. Er nahm einen maßvollen Schluck Branntwein und eilte mit großen Sprüngen voran.
Die Frauen, die Fafhrd ernsthaft liebte (und er liebte selten anders) schienen ihm, wenn er darüber nachdachte in die zwei Kategorien der kameradschaftlichen Geliebten und des geliebten Mädchens zu zerfallen. Erstere waren furchtlos, weise, geheimnisvoll und manchmal grausam; die letzteren waren ängstlich, voll Bewunderung, süß und überwiegend treu – manchmal bis zu dem Punkt, daß sie zuviel davon hermachten. Beide waren – mußten es offensichtlich sein, leider – jung und schön oder wirkten zumindest so. Alles in allem waren die kameradschaftlichen Geliebten in dieser Hinsicht die besseren.
Sonderbarerweise hatten die geliebten Mädchen sich eher als echte Kameradinnen erwiesen, die die Vorfälle und Unglücksfälle der Tage und auch ihre Langeweile klaglos teilten. Warum wirkten dann die anderen mehr als Kameradinnen? Wenn er sich diese Frage stellte, was selten geschah, kam er zu dem Schluß, es müsse daran liegen, daß sie vernünftiger und nüchterner waren, mehr wie Männer dachten oder zumindest mehr wie er selbst. Was sehr wünschenswert war, außer, wenn sie Vernunft und Durchblick zu dem Punkt trieben, wo es ihm unangenehm schmerzlich wurde. Was zweifellos ihren grausamen Zug erklärte.
Und dann hatten die kameradschaftlichen Geliebten meistens eine übernatürliche oder zumindest außernatürliche Aura. Sie hatten am Dämonischen und Göttlichen Teil.
Fafhrds erstes geliebtes Mädchen war seine Jugendliebe Mara gewesen, die er schwanger hatte sitzenlassen, als er mit seiner ersten kameradschaftlichen Geliebten, der Wanderschauspielerin und gescheiterten Diebin Vlana weggelaufen
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