Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
stieg er weiter nach oben. Er bemerkte fünf schneeweiße Seemöwen, die sich ihm angeschlossen hatten und ebenfalls kreisend aufstiegen, gleichmäßig um ihn verteilt wie die Spitzen eines Pentagramms. Die schöne Eskorte gab ihm ein warmes Gefühl.
    Fast hatte er seinen fünften Kreis vollendet und näherte sich seinem Ziel, erwartete, daß das Wolkenschiff nun gleich von links wieder hinter ihm in Sicht kommen mußte, wobei die Sonnenstrahlen, die ihm die Kleider am Leib brieten, nun fast schon unangenehm waren. Gerade legte er sich die Worte zurecht, mit denen er seine luftige Geliebte begrüßen wollte, als er in einen Schatten hineinflog und etwas Hartes, jedoch Elastisches seinem Hinterkopf einen heftigen Schlag versetzte, so daß ihm schwarze Punkte und blitzende Diamanten vor den Augen tanzten und ihm fast die Sinne schwanden.
    Seine erste Entgegnung auf diesen unerwarteten Angriff war der Blick über die Schulter nach oben.
    Eine dunkel perlgraue, verwitterte, leicht abgerundete, wallange Form schwebte über ihm, jedoch gerade außerhalb seiner Reichweite – wie er feststellte, als er mit Hand und Haken danach greifen wollte, seine zweite Regung. Sie schien langsam zur Seite davonzutreiben. Er war gegen den Rumpf des Wolkenschiffes gestoßen, das er suchte, und ein Stück von ihm zurückgeprallt.
    Seine dritte Handlung, als der Schmerz in seinem Schädel nachließ und sein Blick etwas klarer wurde, war ein Fehler. Er sah nach unten.
    Unter ihm lag der ganze südwestliche Teil der Reifinsel, unangenehm weit unten und klein: Salzhaven-Stadt und Hafen mit den winzigen roten Dächern und den hauchdünnen Wimpelchen an Zahnstochermasten, die durch die ausdünnende Nebeldecke hindurchstachen, dann die nach Westen führende Felsenküste, die schmal aufragende Landzunge im Osten und nördlich davon der wild kreisende Große Mahlstrom, ein furchtbar drohendes, schäumendes Wasserrad.
    Der Anblick fuhr Fafhrd durch Mark und Bein. Seine Bewegung bestand keineswegs in Flügelschlagen (oder eher Armschlagen), Bein-Schwanz-Bewegungen und einem erneuten Losfliegen, was ihm zu einer eleganten Landung auf dem Deck des Wolkenschiffs verholfen hätte, mit anschließender Verbeugung vor Frix. Der Schlag auf den Kopf hatte seinen ganzen Flugrhythmus zum Stillstand gebracht, als hätte dieser sich seiner nie bemächtigt; ihm war elend, vorbei war die herrliche Trunkenheit, umgeschlagen in Kater und Erbrechenwollen. Nun fühlte er sich nicht mehr als Herr der Luft, sondern so, als wäre er hier oben nur schlampig festgeklebt, durch irgendeine unsichere Magie in dieser Höhe festgemacht, so daß die kleinste falsche Bewegung oder auch nur ein falscher Gedanke das dünne Band zerreißen mochte und ihm der Sturz in tiefste Tiefen bevorstand.
    Der Instinkt des Seemanns befahl ihm, Ballast abzuwerfen. Das war die letzte Rettung, wenn ein Schiff vor dem Sinken stand, und vermutlich auch die klügste Entscheidung, wenn man in Gefahr stand zu fallen. Mit unendlicher, bedachtsamster Vorsicht zog er sich immer wieder langsam zusammen, was darauf abzielte, seine Armextremitäten – Hand und Haken – nacheinander in Kontakt mit Füßen, Hüfte, Hals und so weiter zu bringen, um sich von allem nicht unerläßlichen Gewicht zu befreien, ohne jedoch eine unvorsichtige Bewegung zu machen, die ihn vom Himmel loslösen würde, an dem er doch nur so unsicher haftete.
    Diese Vorgehensweise hatte den zusätzlichen Vorteil, daß er sich nur auf seinen Körper und den Raum unmittelbar um ihn herum konzentrierte und daher nicht in Versuchung geriet, wieder nach unten zu schauen und sich dem plötzlich heftigen Schwindelgefühl auszusetzen.
    Als er vorsichtig den rechten und linken Stiefel, Axt und Dolch, ihre Scheiden und schließlich seinen Beutel und eisenbeschlagenen Gürtel abwarf, bemerkte er, daß alle Sachen bis in etwa eine Manneslänge Entfernung langsam von ihm hinwegschwebten, dann abstürzten, als würden sie von etwas nach unten gerissen, und beinahe von einem Augenblick auf den anderen zu verschwinden schienen – was den Gedanken einer ihn umschließenden magischen Sphäre oder eines magischen Banns nahelegte.
    Er traute dem nicht.
    Solange er sich darauf beschränkte, die eher schweren und festen Gegenstände abzuwerfen, umkreiste seine Begleitmannschaft von Möwen ihn weiterhin gleichmäßig. Doch als er fortfuhr und sich all seiner Kleider entledigte (denn dies schien ihm gewiß nicht die Zeit für halbe Maßnahmen), brach ihre

Weitere Kostenlose Bücher