Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
Kraft- und Geschicklichkeitsproben, nichts, was längere Ausdauer erforderte, und auch jeweils nur ein Versuch, damit ein vernünftiges, ja selbst ein nicht ganz so vernünftiges Maß an Essen und Trinken der Leistung keinen Abbruch tat.
Zwischen den Wettspielen fanden etwas weniger improvisierte Tänze als die unterwegs statt: Inselstampfer und -schwinger, altmodische Lankhmarwiegner sowie hopsende und tretende Tänze, die man den Mingolen abgesehen hatte.
Messerwerfen gehörte zu den ersten Wettbewerben. »Sehr vernünftig!« lobte Groniger. »Um diese Zeit sind die Burschen wenigstens noch einigermaßen nüchtern.«
Die Zielscheibe war ein drei Fuß großes Stammstück eines sechs Fuß dicken Festlandbaums, das schon am Tag zuvor hierhergeschafft worden war. Geworfen wurde aus einer Entfernung von fünfzehn langen Schritten, was zwei Umdrehungen des Messers bedeutete, so, wie die meisten der Wettkämpfer warfen. Der Mausling wartete, bis alle anderen fertig waren, dann warf er, als eine Art Handikap – zumindest ein scheinbares – von unten aus der verdeckten Hand. Sein Messer drang tief in die Mitte oder nahe davon. Es war ganz offensichtlich ein besserer Wurf als alle bisherigen – die Treffer waren mit roter Kreide eingezeichnet.
Der stürmische Beifall schmeichelte ihm, doch dann wurde angesagt, daß Cif noch werfen würde (sie hatte sich erst im allerletzten Augenblick zu diesem Wettkampf angemeldet). Niemand wunderte sich, daß eine Frau mitmachte. Diese Art von Gleichberechtigung war auf der Insel selbstverständlich. »Du hast mir gar nicht gesagt, daß du mitmachst«, beschwerte der Mausling sich bei ihr.
Sie schüttelte nur den Kopf, blickte jedoch auf die Zielscheibe. »Nein, laßt den Dolch stecken!« rief sie den Schiedsrichtern zu. »Er stört mich nicht.«
Im Gegensatz zu dem Mausling warf sie von oben. Ihr Messer drang so dicht neben seinem ein, daß das Klirren von Metall, gefolgt von dem dumpferen Aufschlag des Schafts, zu hören war. Groniger maß die Entfernungen sorgfältig mit seinem Maßstab aus Buchenholz und erklärte Cif zur Siegerin.
»Die Maßeinteilung auf diesem Stab ist genau die des goldenen Maßstabs in der Inselschatzkammer«, fügte er laut hinzu. Später sagte er jedoch vertraulich: »Tatsächlich ist mein Maßstab genauer als das alte, heilige Artefakt, denn er dehnt sich bei Hitze nicht und zieht sich bei Kälte nicht zusammen wie einer aus Metall. Aber es gibt einige, die es nicht gern hören, wenn ich das sage.«
»Glaubst du, es schadet der Moral unserer Männer, daß sie den Hauptmann geschlagen hat?« fragte Mikkidu Pshawri besorgten Tons. Sein neues Vertrauen zu Cif war ins Schwanken geraten.
»Nein!« flüsterte der Gefragte zurück. »Es dürfte ihm ganz gut tun, ein bißchen aufgerüttelt zu werden aus diesem Altmännerbenehmen, wie die Nase in jeden Dreck zu stecken, sich über alles Sinnlose Sorgen zu machen, allen Krimskrams aufzuheben, und was er sonst in letzter Zeit noch alles tut.« Ah! dachte er. Endlich habe ich es mir von der Seele geredet, und ich bin froh darüber!
Cif lächelte den Mausling an. »Nein, ich habe es dir vorher nicht gesagt«, antwortete sie mit süßer Stimme. »Ich habe heimlich geübt. Hätte es denn einen Unterschied gemacht?«
»Nein«, murmelte er nachdenklich. »Aber vielleicht hätte ich dann nicht von unten geworfen. Hast du vor, auch beim Schleuderwettkampf mitzumachen?«
»Nein, daran hatte ich gar nicht gedacht. Wie kommst du darauf, daß ich interessiert wäre?«
Später ging der Mausling daraus als Sieger hervor, sowohl für den weitesten als auch genauesten Treffer. Letzterer war von solcher Durchschlagskraft, daß er nicht nur das Schwarze der Zielscheibe herausriß und in die gepolsterte Kiste dahinter drückte, sondern auch noch durch die dicke Hinterwand der Kiste drang. Cif bat ihn um das verformte Geschoß als Andenken, und er überreichte es ihr mit höfischer Verbeugung.
»Das hätte sogar den Harnisch von Mingsward durchbohrt!« begeisterte sich Mikkidu.
Das Bogenschießen begann. Fafhrd paßte den Eisenzapfen – er hatte ihn in der Mitte seines Bogens anbringen lassen – in das Hartholzkopfstück der Lederhülle, die seinen linken Unterarm halb bedeckte, als er Afreyt herbeikommen sah. Sie hatte ihre Jacke ausgezogen, da die Sonne nun herabbrannte, und trug jetzt nur eine kurzärmelige lila Bluse, ein blaues Beinkleid, einen breiten Gürtel mit goldener Schnalle und lila gefärbte, kurze
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