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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Festtagsstiefel. Ein lila Tuch bändigte ihr bleichgoldenes Haar zumindest teilweise. Von der Schulter hing ein abgegriffener grüner Köcher mit nur einem Pfeil, und sie hielt einen schweren Langbogen mit beiden Händen.
    Fafhrd kniff die Augen zusammen, denn er erinnerte sich an Cif und das Messerwerfen. »Du siehst aus wie eine Piratenkönigin«, stellte er fest. »Hast du vor, bei einem der Wettkämpfe mitzumachen?«
    »Ich weiß noch nicht.« Sie zuckte die Schultern. »Ich seh erst ein bißchen zu.«
    »Dieser Bogen«, sagte er wie beiläufig, »scheint mir einen schweren Zug zu haben, und, so groß du auch bist, etwas lang für dich zu sein.«
    »Du hast mit beidem recht.« Sie nickte. »Er gehörte meinem Vater. Ich glaube, du wärst überrascht gewesen, hättest du gesehen, wie ich als kleines Mädchen damit schoß. Mein Vater würde mir zweifellos den Hintern versohlt haben, hätte er mich dabei ertappt, oder vielmehr, wenn er dazu lange genug gelebt hätte.«
    Fafhrd hob fragend die Brauen, doch die Piratenkönigin sagte nichts weiter. Er schaffte mühelos den weitesten Schuß, doch beim Zielschießen (auch hier sah Afreyt aufmerksam zu) traf Mannimark – Skors zweiter Unteroffizier – um einen Fingerbreit genauer ins Schwarze.
    Dann ging es um den höchsten Schuß. Das war etwas Besonderes für das Sommersonnwendfest auf der Frostinsel, denn das Ziel war ein grasüberwuchertes, fast ebenes Hangstück an der oberen Hälfte der Elfenburgsüdseite. Die Nordseite des schrägen Felsens bildete einen echten Überhang und war völlig kahl, während die Südseite zwar steil, aber doch schräg genug war, ein bißchen Erde zu halten, in der fast wie ein Wunder Pflanzen wuchsen. Dieser Wettkampf fand zu Ehren der Sonne statt, die an diesem Tag ihren höchsten Punkt erreichte, und die Pfeile – sie waren mit farbigen, hauchdünnen Seidenbändern um den Schaft gekennzeichnet – strebten danach, es ihr gleichzutun.
    Da trat Afreyt herbei. Sie schleuderte ihre kurzen Stiefel von sich, rollte die Hosenbeine über die Knie hoch, dann holte sie ihren Pfeil, von dem ein lila Seidenband hing, aus dem Köcher und warf letzteren zur Seite. »Nun weihe ich dich in das Geheimnis meiner jungmädchenhaften Schießkunst ein«, sagte sie zu Fafhrd.
    Rasch setzte sie sich, mit dem Gesicht zu dem steilen Hang auf den Boden, legte den Bogen zu ihren Barfüßen und den Pfeil zwischen die großen Zehen, hielt ihn und die Sehne mit beiden Händen, dann rollte sie sich zurück auf die Schultern, streckte die Beine geschmeidig aus und schoß.
    Der Pfeil traf den Hang in der Nähe von Fafhrds gelbgekennzeichneten, glitt mehrere Fuß höher, und blieb mit deutlich sichtbarem lila Band liegen.
    Afreyt zog die Beine wieder ein, nahm den Bogen von den Füßen, rollte sich rasch vorwärts und stand auf, alles in einer gleitenden Bewegung.
    »Das hast du eingeübt!« sagte Fafhrd, doch klang es wohl kaum anklagend. Er machte sich daran, den Eisenhaken zurück in die Hülle an seinem linken Arm zu schrauben.
    Sie nickte. »Ja, doch nur ein halbes Leben lang.«
    »Der Pfeil von Lady Afreyt steckt nicht im Boden«, gab Skullick zu bedenken. »Ist das zulässig? Der geringste Windhauch könnte ihn davonblasen.«
    »Ja. Es weht kein Wind, und irgendwie kam er am höchsten«, erklärte Groniger. »Tatsächlich ist es glücklicher Umstand, wenn der Pfeil sich beim Hochschuß nicht in den Boden bohrt. Die es nicht tun, werden manchmal heruntergeweht. Die anderen bleiben oben stecken und sind für alle Zeit verloren.«
    »Klettert denn nie jemand hinauf und holt sie?« erkundigte sich Skullick.
    »Elfenburg erklimmen? Ohne Flügel?«
    Skullick beäugte den Turmfelsen und schüttelte verlegen den Kopf. Fafhrd hatte Gronigers Bemerkung gehört. Er bedachte den Hafenmeister mit einem seltsamen Blick, schwieg jedoch. Afreyt lud Fafhrd und Groniger zu den roten Karren ein, wo sie eine Kanne Ilthmarer Branntwein zum Vorschein brachte. Man stieß auf ihren und auf Fafhrds Siege an – und auf des Mauslings und Cifs ebenfalls, da das Paar dazugekommen war. »Das gibt den Flügeln Federn!« wandte Fafhrd sich an Groniger, der ihn nachdenklich anblickte.
    Die Kinder tollten mit den weißen Bärenhunden herum. Gale war Siegerin im Bogenschießen der Kinder geworden, und May im Kurzstreckenlauf.
    Als die Schatten wuchsen, wurden jedoch einige der jüngeren Kinder zappelig und lästig. Die Wettkämpfe waren alle beendet, und mit den Spielen hatte man Schluß

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