Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
nichts zu überstürzen, und genau das habe ich getan.«
Er wandte sich dem kräftigen Mann beim Flaschenzug zu und befahl: »Udall, hol Skor! Weck ihn auf, falls er schläft. Bitte ihn – höflich – hierher zu mir zu kommen. Sag ihm, ich brauche ihn.« Udall ging davon. Fafhrd kehrte sich wieder Afreyt zu und erklärte: »Skor hat die Geduld für diese Aufgabe, die mir, im Augenblick zumindest, fehlt.«
Sein Tonfall änderte sich. »Und würdest du, meine Liebe, nicht nur zunächst einmal mit dem Sichten des Erdreichs weitermachen, sondern mir auch in meiner Abwesenheit die Leitung der Arbeiten abnehmen? Hier, nimm meinen Siegelring. Trag ihn an deiner Hand.« Er streckte ihr die gespreizten Finger der rechten Hand hin. Sie zog ihm den Ring vom kleinen Finger.
»Ich möchte mich etwas abseits aufhalten (in Gesellschaft fällt mir das Nachdenken schwer) und mir diese Sache durch den Kopf gehen lassen, Möglichkeiten überlegen, wie man den Grauen außer durch Graben und Pendeln noch finden kann. Ich glaube , daß er schließlich hierher zurückkehrt, die Unterwelt an der gleichen Stelle verläßt, an der er in sie eingetreten ist – deswegen müssen wir auch von hier aus weitergraben – doch das ist bestenfalls der wahrscheinlichste Ausgang. Es müssen auch noch tausend andere Möglichkeiten erwogen werden. Meine Gedanken sind in Bewegung geraten. Der Graue und ich waren schon in Dutzenden von ähnlich peinvollen Notlagen.
Würdest du das bitte für mich tun, Liebes?« schloß er. »Mit dem Sichten kannst du Rill beauftragen – oder zwei der Mädchen – oder zur Not auch Mutter Grum.«
»Überlaß die Sache nur mir«, antwortete sie, und strich ihm mit den Knöcheln der zur Faust geballten rechten Hand, an der nun der silberne Siegelring mit den gekreuzten Schwertern steckte, über den Unterkiefer.
Diese Bewegung war verspielt und liebevoll, doch in Afreyts violetten Augen stand Sorge, und ihre Stimme war so nüchtern wie der Tod. Schneetreter hatte genauso schnell wie Fafhrd auf Cifs Pfeifen geantwortet und war in großen Sätzen über die frostige Wiese gesprungen. Vor Cif, die noch immer mit hoch erhobener Lampe Zeichen gab, hielt er an. Dann wanderten seine Augen zu dem vorgebeugt stehenden Pshawri und dem Gegenstand, der so merkwürdig schräg von des Korporals vollkommen ruhiger Hand herabhing. Vorsichtig und mißtrauisch beschnüffelte er es, winselte wiedererkennend auf und stürmte, die Nase dicht am Boden, ein Dutzend Meter über die Wiese davon, blieb dann stehen, sah zurück und bellte zweimal.
Cif ließ die Lampe sinken, nachdem vom Schacht Fafhrds ein Antwortzeichen gekommen war. Pshawri bat dringlich: »Könntet Ihr diese Stelle hier markieren, Mylady? Ich denke, wir sollten Schneetreter folgen, solange die Spur noch heiß ist, wobei wir zwischendurch immer wieder pendeln können.«
Mit dem Griff ihres Dolches als Hammer trieb Cif an der Stelle, über die Pshawri sich gebeugt hatte, einen der kleinen Pflöcke ein, die sie mitgenommen hatten, und befestigte ein kurzes Stück graues Band aus ihrem Beutel daran. »Ich denke, du hast recht«, erwiderte sie. »Wenn mir auch, während ich das Zeichen gab, der Gedanke kam, daß das Schlackestück, auf das wir uns beim Pendeln verlassen, zu Loki gehört. Vielleicht führt es uns eher zu ihm als zum Mausling, und ich weiß aus Erfahrung, wie dieser Gott einen mit einer wilden Jagd kreuz und quer in die Irre führen kann.«
»Nein«, versicherte Pshawri, »was ich spüre, sind die Zeichen des Kapitäns. Ich erkenne seine Art. Auch Schneetreter würde ihn niemals mit diesem fintenreichen fremden Gott verwechseln. Und was noch wichtiger ist, diesmal hat der Hund nicht geheult, sondern nur gewinselt – ein Zeichen, daß er etwas Lebendiges riecht und keine Leiche.«
»Du hast den Kapitän sehr gern, nicht wahr?« bemerkte Cif. »Ich bete bei Skama, daß du recht behältst. Geh also voran. Die anderen werden uns einholen.«
Damit meinte sie die fünf dunklen Gestalten zwischen sich, dem Kochfeuer und den anderen Lichtern beim Schachteingang: Rill, Skullick, Groniger, Ourph und Mutter Grum, die alle neugierig geworden waren. Hinter diesen und den Leuchten am Eingang des Schachts berührte der untergehende Mond gerade den Horizont, als würde er zwischen den Gipfeln in der Mitte der Reifinsel zu Boden gehen.
Allein beim nun verwaisten Kochfeuer zurückgeblieben, goß Fafhrd sich einen halben Becher kochendheißen Gahvehs ein, brachte ihn mit
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