Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
und größer. Bald bestand der ganze Boden des Schachts aus einer flachen, harten Felsschicht.
Er hob die Augen zu Afreyt. »Was jetzt?«
Sie schüttelte den Kopf.
Einen Speerwurf südöstlich vom Loch bekamen die beiden Pendelgeher ihr erstes Ergebnis.
Das aus Zwirn und dem Würfel bestehende Pendel an Pshawris linker Hand hing nun nicht mehr leblos nach unten wie die über hundert Male zuvor, sondern begann langsam auszuschlagen, hin und her, vom Loch weg und wieder darauf zu. Verwundert schauten beide es an, mißtrauisch.
»Machst du das, Pshawri?« flüsterte Cif.
»Ich glaube nicht«, erwiderte er zweifelnd.
Und dann geschah das Wunder. Die Ausschläge des Würfels in Richtung Loch wurden kürzer und kürzer, diejenigen in die entgegengesetzte Richtung dagegen länger und länger, bis das Pendeln überhaupt aufhörte und der Würfel schräg vom Loch wegzeigte, ganz offenbar nicht mehr lotrecht.
»Wie machst du das, Pshawri?« Ihre Stimme klang eingeschüchtert.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte er bebend. »Es zieht. Und ich spüre eine Vibration.«
Wie zuvor berührte sie seine Hand mit dem Zeigefinger. Beinahe sofort nickte sie und blickte ihn ehrfürchtig an.
»Ich rufe Afreyt und Fafhrd. Rühr dich nicht vom Fleck.«
Sie kramte in ihrem Beutel nach einer Metallpfeife und blies hinein. Schrill und durchdringend drang das Pfeifen durch die stille, kalte Luft.
Unten im Loch hörten es die beiden Arbeitenden. »Cifs Zeichen«, sagte Afreyt, aber Fafhrd hatte schon einen Klimmzug am tiefsten Leiterpflock gemacht und zog sich an den anderen abwechselnd mit Hand und Haken nach oben. Afreyt hängte sich eine der Laternen an den Arm und folgte ihm nach, wobei sie zum Klettern Hände und Füße benutzte.
Fafhrd blickte sich suchend um und erblickte draußen auf der überfrorenen Wiese, von ihm aus jenseits des Schachts, ein weißes Licht. Es wurde hin und her geschwenkt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Er blickte die hölzerne Stützschicht des Schachts hinab und erkannte an ihrem Fuß die ockergelbe Markierung, mit der er Katzenklaues Lage beim Auffinden des Dolches festgehalten hatte. Sie lag genau in einer Linie mit der weit entfernten Lampe. Er keuchte auf, nahm die brennende Lampe, die Afreyt mit hinaufgebracht hatte, hielt sie hoch und schwenkte sie antwortgebend zweimal hin und her. Die Laterne draußen auf der Wiese wurde sofort gesenkt.
»Das entscheidet die Sache«, erklärte er Afreyt, als er die Lampe senkte. »Die Lage des Dolchs und das Ergebnis des Pendelns stimmen miteinander überein. Der Schacht muß nun als Gang in diese Richtung weitergegraben werden, die gerade aufgedeckte Felsschicht entlang, und wir müssen ihn mit Holz auskleiden, damit er nicht einstürzt.«
Sie nickte und bemerkte schnell: »Skullick hatte schon vorher vorgeschlagen, mit der Ausrichtung des flach in der Erde liegenden Dolches habe der Mausling uns genau diese Botschaft hinterlassen wollen.«
Die Untätigen versammelten sich um sie, um zu erfahren, was es Neues gab. Der Berserker an der Seilwinde blickte Fafhrd aufmerksam an.
Dieser fuhr eifrig fort: »Der Seitengang sollte schmal und niedrig sein, um Holz zu sparen. Die Stützbretter können für die Wände in drei Teile zersägt werden. Horizontal sollte das Graben schneller möglich sein, beim Aufbrechen der Erde müssen wir jedoch weiterhin äußerst vorsichtig vorgehen.«
Afreyt unterbrach ihn. »Es würde gewiß Zeit sparen, wenn wir den Seitengang einfach unterhalb des Punktes beginnen, wo Cif und Skullick jetzt stehen.«
»Das stimmt«, antwortete er. »Und gleichfalls trifft es zu, daß Kapitän Mausling möglicherweise unsäglich weit weggezerrt worden ist, wenn man bedenkt, wie schnell und leicht er zu Beginn versank. Er kann überall da draußen sein. Und doch spüre ich, daß es ganz entscheidend ist, von hier aus mit dem Graben fortzufahren, indem wir uns an das einzige sichere Zeichen halten, das wirklich von ihm stammt: die von seinem Messer angezeigte Richtung! Das ist ein anfaßbares Zeichen, anders als die Hinweise und Ahnungen, die einem das Pendeln vermittelt. Nein, wir müssen mit dem Graben so weitermachen, wie wir begonnen haben, sonst geht uns alle Tatkraft und Ordnung verloren. Es bekümmert mich, daß wir nicht jetzt schon in die richtige Richtung graben. Aber ich war diesmal zu sehr außer mir, um die Arbeit ordentlich und mit der notwendigen Überlegtheit durchzuführen.« Und zu Afreyt: »Du selbst, Liebes, hast mich gemahnt,
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