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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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war. Das Schiff, das du hast wegfahren lassen.«
    »Der Wellenbändiger«, ich.
    »Sigefrids Schiff«, sagte Steapa, »und er hat sie uns vorgeführt. Sie musste sich auf die Steuerplattform stellen.« »Bekleidet?«
    »Bekleidet?«, fragte er, als sei meine Frage anstößig. »Ja«, sagte er dann, »sie war bekleidet.«
    »Mit etwas Glück«, sagte ich und hoffte, dass meine Worte auch zutrafen, »wird sie nicht geschändet. Sie ist mehr wert, wenn sie ihr nichts zufügen.«
    »Mehr wert?«
    »Wir müssen uns auf ein stattliches Lösegeld einstellen«, sagte ich, während uns Lundenes Gestank in die Nase zog.
    Der Seeadler an seinen Liegeplatz. Gisela wartete auf mich, und als ich ihr die Nachricht brachte, schrie sie auf, als habe sie ein körperlicher Schmerz durchzuckt. Sie blieb, um zu warten, bis Æthelred von Bord gegangen war, doch er beachtete sie ebenso wenig wie mich. Mit bleicher Miene ging er den Hügel hinauf zu seinem Palas. Seine Männer, die Überlebenden, scharten sich beschützend um ihn.
    Und ich suchte nach der abgestandenen Tinte, schnitt eine Feder zurecht und schrieb den nächsten Brief an Alfred.

DRITTER TEIL

Das Wachschiff
NEUN
    Es wurde uns verboten, die Temes hinunterzufahren.
    Bischof Erkenwald erteilte mir diese Anweisung, und unwillkürlich fuhr ich ihn wütend an. Jedes sächsische Schiff, sagte ich ihm, sollte im Mündungsgebiet der Temes unbarmherzige Jagd auf die Dänen machen. Er hörte mich schweigend an, und als ich fertig war, schien er nichts von dem wahrgenommen zu haben, was ich gesagt hatte. Er hatte eine Feder in der Hand und schrieb ein Buch ab, das mit einer Stütze schräg auf seinem Stehpult stand. »Und wozu würde Eure Gewalttätigkeit führen?«, fragte er schließlich mit ätzender Stimme. »So würden sie lernen, uns zu fürchten«, sagte ich. »Uns zu fürchten«, ahmte er mich spöttisch nach und betonte dabei jedes Wort einzeln. Seine Feder kratzte über das Pergament. Er hatte mich in sein Haus rufen lassen, das neben Æthelreds Palas stand und überraschend wenige Bequemlichkeiten bot. In dem großen Hauptraum gab es nichts außer einer kalten Feuerstelle, einer Bank und dem Stehpult, an dem der Bischof schrieb. Ein junger Priester saß auf der Bank. Er sagte nichts und starrte uns nur verängstigt an. Der Priester, da war ich sicher, war nur als Zeuge hier, sodass der Bischof, wenn es Streit gäbe über das, was bei diesem Treffen gesagt worden war, jemanden hatte, der seine Darstellung unterstützte. Nicht dass viel gesagt worden wäre, denn erneut ließ mich Erkenwald lange unbeachtet stehen, während er sich tief über sein Pult neigte und seine Augen nicht von den Worten löste, die er umständlich auf das Pergament kratzte. »Wenn ich mich nicht täusche«, sagte er unvermittelt, aber ohne von seiner Arbeit aufzublicken, »haben die Dänen gerade die größte Flotte zerstört, mit der Wessex jemals ausgefahren ist. Ich glaube kaum, dass sie in Furcht und Schrecken geraten, wenn Ihr das Wasser mit Euren paar Rudern aufrührt.« »Also bleiben wir gleich ganz vom Wasser weg?«, fragte ich wütend.
    »Ich wage zu behaupten«, sagte er und hielt inne, um den nächsten Buchstaben zu schreiben, »dass der König wünscht, dass nichts getan wird, was«, erneut hielt er inne, um einen Buchstaben zu formen, »einen unglücklichen Umstand noch verschlimmern könnte.« »Den unglücklichen Umstand«, sagte ich, »dass seine Tochter jeden Tag von den Dänen geschändet wird? Und Ihr erwartet von uns, untätig zu bleiben?«
    »Ganz recht. Damit habt Ihr das Wesentliche meiner Anordnung begriffen. Ihr habt nichts zu tun, was eine schwierige Lage noch schwieriger macht.« Er sah mich immer noch nicht an. Er tauchte die Feder in den Topf und ließ sorgfältig die überschüssige Tinte ablaufen. »Wie hindert Ihr eine Wespe daran, Euch zu stechen?«, fragte er dann. »Indem ich sie vorher erschlage«, sagte ich. »Indem Ihr bewegungslos verharrt«, sagte der Bischof, »und das werden wir jetzt auch tun, indem wir nichts tun, was die Lage verschlimmert. Habt Ihr irgendeinen Hinweis darauf, dass die Herrin geschändet wird? « »Nein.«
    »Sie ist von großem Wert für die Dänen«, sagte der Bischof und wiederholte damit, was ich selbst zu Steapa gesagt hatte, »und ich vermute, dass sie nichts tun werden, was ihren Wert mindert. Zweifellos versteht Ihr Euch besser auf die Handlungsweisen und Gebräuche der Heiden als ich, aber wenn unsere Feinde auch nur einen Funken

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