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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Verstand besitzen, dann werden sie die Herrin Æthelflaed mit der Ehrerbietung behandeln, die ihrem Rang gebührt.« Nun sah er mich schließlich doch noch an, es war ein kurzer Blick voller Abscheu. »Ich brauche Soldaten«, sagte er, »wenn der Zeitpunkt kommt, zu dem das Lösegeld gesammelt werden muss.« Was bedeutete, dass meine Männer jedem anderen Mann drohen mussten, der auch nur eine schäbige Münze besaß. »Und wie hoch wird es sein?«, fragte ich mürrisch und überlegte, welcher Beitrag wohl von mir erwartet würde.
    »Vor dreißig Jahren, im Frankenreich«, der Bischof schrieb wieder, »wurde der Abt des Klosters von Saint Denis gefangen. Ein frommer und guter Mann. Das Lösegeld für den Abt und seinen Bruder betrug sechshundertundachtzig Pfund Gold und dreitausendzweihundertundfünfzig Pfand Silber. Die Herrin Æthelflaed mag nur eine Frau sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich unsere Feinde mit einer geringeren Summe zufrieden geben.« Ich sagte nichts. Das Lösegeld, das der Bischof angab, war unvorstellbar hoch, doch er hatte sicher recht, zu denken, dass Sigefrid diese Summe oder noch wahrscheinlicher eine höhere haben wollte. »Ihr seht also«, fuhr der Bischof kühl fort, »die Herrin ist für die Heiden von beträchtlichem Wert, und sie werden diesen Wert sicher nicht mindern wollen. Das habe ich auch Herrn Æthelred versichert, und ich wäre Euch verbunden, wenn Ihr ihm diese Hoffnung lassen würdet.«
    »Habt Ihr von Sigefrid gehört?«, fragte ich, denn mir schien Erkenwald etwas zu sicher zu sein, dass Æthelflaed gut behandelt wurde. »Nein, habt Ihr etwas von ihm gehört?« Mit dieser Frage wollte er mich herausfordern, indem er andeutete, ich führte möglicherweise geheime Verhandlungen mit Sigefrid. Ich gab keine Antwort, und der Bischof erwartete auch keine. »Ich gehe davon aus«, fuhr er fort, »dass der König die Verhandlungen selbst fuhren will. Bis zu seiner Ankunft oder bis er mir andere Befehle gibt, habt Ihr in Lundene zu bleiben. Eure Schiffe werden nicht auslaufen!«
    Und das taten sie auch nicht. Aber die Schiffe der Nordmänner waren auf dem Wasser. Der Handel, der über den Sommer hinweg wieder zugenommen hatte, versiegte, als Schwärme tierköpfiger Schiffe von Beamfleot aus die Mündung der Temes nach Beute durchkämmten. Gemeinsam mit dem Handel versiegten meine besten Nachrichtenquellen, denn kaum ein Händler kam noch flussaufwärts. Die meisten waren Fischer, die ihren Fang auf dem Fischmarkt von Lundene verkauften, und sie behaupteten, dass jetzt über fünfzig Schiffe in dem Flussarm unterhalb der Festung von Beamfleot lagen. Wikinger zogen in Scharen durch das Mündungsgebiet der Temes. »Sie wissen, dass Sigefrid und sein Bruder bald reich sein werden«, erklärte ich Gisela am Abend, nachdem mir der Bischof befohlen hatte, jede Herausforderung zu unterlassen. »Sehr reich«, sagte sie trocken. »Reich genug, um eine Streitmacht aufzustellen«, fuhr ich erbittert fort, denn wenn das Lösegeld erst einmal entrichtet war, dann würden die Brüder Thurgilson mit Gold bezahlen, und von allen Meeren würden die Schiffe kommen, und schließlich wären es genügend, um in Wessex einzufallen. Der Traum der Brüder, alles sächsische Land zu erobern, der früher von Ragnars Unterstützung abgehangen hatte, schien jetzt auch ohne jede Hilfe aus dem Norden wahr werden zu können. Und das alles nur durch die Gefangennahme Æthelflaeds. »Werden sie Lundene angreifen?«, fragte Gisela. »Wenn ich Sigefrid wäre«, sagte ich, »würde ich ans andere Ufer der Temes fahren und über Cent in Wessex einfallen. Er wird genügend Schiffe haben, um ein ganzes Heer über den Fluss zu bringen, und wir haben nicht annähernd genügend, um ihn aufzuhalten.«
    Stiorra spielte mit einer hölzernen Puppe, die ich aus Treibholz geschnitzt und der Gisela aus ein paar Leinenfetzen ein Kleid genäht hatte. Meine Tochter war so vertieft in ihr Spiel, so glücklich, und ich versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, sie zu verlieren. Ich versuchte, mir Alfreds Verzweiflung vorzustellen, und ich stellte fest, dass ich nicht einmal die bloße Vorstellung ertragen konnte. »Das Kind tritt«, sagte Gisela und strich sich über den Bauch.
    Erneut überfiel mich die Angst, die ich jedes Mal empfand, wenn ich an die bevorstehende Geburt dachte. »Wir müssen einen Namen für ihn finden«, sagte ich und verbarg damit meine Furcht. » Oder für sie?«
    »Für ihn«, sagte ich

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