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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wir mit Fußtritten drei Schafe von ihren Schlafplätzen, sodass wir ein Fleckchen warme, trockene Erde hatten. Clapa schlief fast augenblicklich ein und begann zu schnarchen, während ich auf die Temes hinaussah und nach dem Seeadler hielt, doch er blieb als Schatten zwischen anderen Schatten verschwunden. Ich dachte an meinen Freund Ragnar und daran, wie er es aufnehmen würde, wenn Erik und Alfreds Tochter in Dunholm auftauchten. Es würde ihn belustigen, das wusste ich, aber wie lange würde diese Belustigung anhalten? Alfred würde Gesandtschaften zu Guthred, dem König von Northumbrien, schicken und die Rückkehr seiner Tochter fordern, und jeder Nordmann mit einem Schwert würde Dunholms Bergfelsen gierig in Augenschein nehmen. Torheit, dachte ich, als der Wind durch das steife Sumpfgras rauschte. »Was geht dort vor, Herr?« Rypere riss mich aus meinen Gedanken. Er klang beunruhigt, und ich wandte mich vom Wasser ab und sah einen enormen Brand auf dem Hügel von Beamfleot lodern. Flammen leckten in den dunklen Himmel, beleuchteten die Umrisse der Wehranlage, und über diesen unsteten Flammen wirbelten helle Funken in der vom Feuer beleuchteten Rauchsäule, die über Sigefrids Palas stand.
    Ich fluchte, weckte Clapa mit einem Tritt und stand auf.
    Sigefrids Palas stand in Flammen, und das bedeutete, dass jedermann im Lager wach war, doch ob das Feuer ein Unglücksfall oder absichtsvoll gelegt worden war, konnte ich nicht sagen. Vielleicht versuchte Erik mit dieser Ablenkung, Aethelflaed leichter aus dem Lager zu bringen, doch im Grunde konnte ich mir nicht vorstellen, dass Erik die Gefahr in Kauf nehmen würde, dass sein Bruder bei lebendigem Leib verbrannte. »Was immer dieses Feuer ausgelöst hat«, sagte ich, »es ist nicht gut für uns.« Die Flammen begannen gerade erst um sich zu greifen, doch das Strohdach musste trocken gewesen sein, denn das Feuer verbreitete sich mit rasender Geschwindigkeit. Es loderte noch höher auf, beleuchtete den Gipfel des Hügels und warf seinen grellen Schein auf das niedrige Marschland von Caninga. »Sie werden uns sehen, Herr«, sagte Clapa unruhig.
    »Dieses Wagnis müssen wir eingehen«, sagte ich und hoffte, dass die Männer auf dem Schiff, das den Wasserlauf versperrte, nach dem Feuer sahen und nicht auf Caninga nach Feinden Ausschau hielten.
    Ich hatte vor, bis zum südlichen Ufer des Flussarms vorzudringen, wo die schwere Kette, die das Schiff gegen die Strömung festhielt, um den gewaltigen Pfosten gelegt war. Wenn wir die Kette durchhieben oder lösten, würde das Schiff mit der Strömung der Ebbe herumschwingen und sich so wie ein großes Tor öffnen, während es von seiner Bugkette an dem Baum am nördlichen Ufer festgehalten wurde.
    »Los«, sagte ich, und wir folgten weiter dem Schafspfad. Durch das Licht des großen Feuers kamen wir jetzt leichter voran. Ich sah immer wieder nach Osten, wo der Himmel langsam heller wurde. Die Dämmerung stand kurz bevor, doch es würde noch lange dauern, bis sich die Sonne zeigte. Einmal dachte ich, ich hätte den Seeadler , seinen niedrigen Umriss gegen das Schimmern aus Grau und Schwarz, doch vielleicht war es auch eine Täuschung gewesen.
    Als wir näher an das angekettete Wachschiff herangekommen waren, verließen wir den Schafspfad, um uns einen Weg durch Schilfpflanzen zu suchen, die hoch genug waren, um uns zu verbergen. Erneut schrien Vögel. Wir blieben alle paar Schritte stehen und spähten über das Schilf. Die Mannschaft des Wachschiffs starrte auf den Hügel. Das Feuer war jetzt gewaltig, eine Hölle am Himmel, von der die Wolken versengt wurden. Wir erreichten das Ende des Schilfhains und kauerten uns nieder. Wir waren noch hundert Schritte von dem massigen Pfosten entfernt, der das Heck des Schiffes festhielt.
    »Wir brauchen deine Axt vielleicht nicht«, erklärte ich Clapa. Wir hatten sie mitgebracht, um zu versuchen, die schweren Eisenglieder mit ihr durchzuhauen.
    »Wollt Ihr die Kette durchbeißen, Herr?«, fragte Rypere grinsend.
    Ich versetzte ihm einen Klaps auf den Kopf. »Wenn du dich auf Ciapas Schultern stellst«, sagte ich, »solltest du in der Lage sein, die Kette über den Pfosten zu heben. Das geht schneller.« »Wir sollten es vor dem Hellwerden machen«, sagte Clapa.
    »Wir dürfen ihnen aber keine Zeit lassen, das Schiff wieder festzumachen«, sagte ich und fragte mich, ob ich mehr Männer ans Ufer hätte mitnehmen sollen. Und dann wusste ich, dass ich es hätte tun sollen.
    Denn wir waren

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