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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Versuch, den Bug von diesem tückischen Ufer wegzubewegen. »Geht schnell«, sagte er zu mir, »das Wasser fällt noch, und ich will nicht auf Grund laufen.«
    Ich ging mit Clapa und Rypere in den Bug. Ich hatte lange überlegt, ob ich meine Kettenrüstung tragen sollte, denn ich hoffte, in der Morgendämmerung dieses Sommertages nicht kämpfen zu müssen, aber schließlich hatte die Vorsicht gesiegt und ich trug ein Kettenhemd, zwei Schwerter, aber keinen Helm. Ich befürchtete, dass mein Helm mit seinem glänzenden Wolfskopf das schwache nächtliche Licht widerspiegeln könnte, und trug stattdessen nur das dunkle Lederfutter eines Helmes auf dem Kopf. Außerdem trug ich den schwarzen Umhang, den Gisela für mich gewebt hatte, diesen nachtschwarzen Umhang mit dem wilden Blitz, der vom Hals bis zum Saum auf der Rückenseite hinablief. Rypere und Clapa trugen ebenfalls dunkle Umhänge, die ihre Kettenhemden verbargen. Jeder von ihnen hatte Schwerter, und Clapa hatte sich noch eine gewaltige Bartaxt auf den Rücken gebunden.
    »Du solltest mich mitkommen lassen«, sagte Finan zu mir.
    »Du wirst hier gebraucht«, erklärte ich ihm. »Und wenn wir in Schwierigkeiten geraten, musst du uns vielleicht zurücklassen. Das ist deine Entscheidung.«
    »Ruder zurück!«, rief Ralla erneut, und der Seeadler fernte sich noch ein paar Schritte von der Gefahr, mit der fallenden Ebbe zu stranden. »Wir werden euch nicht zurücklassen«, sagte Finan und streckte eine Hand aus. Ich ergriff sie und ließ mich an seinem Arm über die Seite des Schiffes hinab, bis ich losließ und in einem saugenden Schleim aus Schlick und Wasser landete. »Wir sehen uns, wenn die Dämmerung kommt«, rief ich Finans dunklem Schatten zu. Dann führte ich Clapa und Rypere über das ausgedehnte Watt. Ich hörte das Knirschen und das plätschernde Eintauchen der Ruder, als Ralla den Seeadler Ufer wegbrachte, doch als ich mich umdrehte, war das Schiff schon nicht mehr zu sehen. Wir waren am westlichen Ende Caningas von Bord gegangen, der Insel, die das südliche Ufer von Beamfleots Flussarm bildete, und wir waren weit genug von der Stelle entfernt, an der Sigefrids Schiffe ankerten oder am Ufer lagen. Wir waren auch so weit entfernt, dass die Wachen auf der Wehranlage des hochgelegenen Lagers unser mastloses Schiff nicht hatten ans dunkle Land fahren sehen, jedenfalls betete ich darum, und nun hatten wir einen langen Weg vor uns. Wir liefen über den breiten, glitzernden, mondbeschienenen Streifen Schlick, der mit der weiter fallenden Ebbe noch breiter wurde, und manchmal konnten wir kaum laufen, sondern uns nur mühsam weiterkämpfen. Wir wateten und stolperten, wehrten uns gegen den saugenden Schlamm, wir fluchten und traten spritzend ins Wasser. Dieses Vorland war weder Land noch Wasser, es war nichts als zäher, klebriger Morast, und so trieb ich die beiden an, bis wir endlich mehr Land als Wasser unter den Füßen hatten und uns die Schreie der Vögel umgaben, die wir aufgeschreckt hatten. Die nächtliche Luft war erfüllt von ihrem Flügelschlag und ihren schrillen Rufen. Dieser Lärm, dachte ich, würde den Feind aufmerksam machen, doch alles, was ich tun konnte, war, weiter landeinwärts zu gehen, auf höher gelegenen Grund zu hoffen, und endlich wurde das Gehen einfacher, wenn es auch weiter überall nach Salz roch. Bei den höchsten Fluten, hatte mir Ralla erzählt, konnte Caninga vollkommen unter den Wellen verschwinden und ich dachte an die Dänen, die ich im Watt ertränkt hatte, indem ich sie in eine solche Flut lockte. Das war vor der Schlacht bei Ethandun gewesen, als Wessex dem Untergang geweiht schien, doch Wessex hatte überlebt, und die Dänen waren gestorben.
    Schließlich fanden wir einen Pfad. Schafe schliefen zwischen den Grasbüscheln, und es war auch ein Schafspfad, doch er war krumm und tückisch, denn ständig wurde er von Rinnen unterbrochen, durch die das abfließende Wasser der Ebbe gurgelte. Ich fragte mich, ob ein Schäfer in der Nähe war. Vielleicht mussten diese Schafe nicht vor Wölfen geschützt werden, schließlich waren sie auf einer Insel, und das würde heißen, kein Schäfer und, noch besser, keine Hunde, die aufwachen und bellen konnten. Wenn Hunde da waren, dann schliefen sie, während wir uns weiter nach Osten bewegten. Ich sah mich nach dem Seeadler , doch obwohl der Mondschein auf dem weiten Mündungsgebiet der Temes glitzerte, konnte ich ihn nicht entdecken.
    Nach einer Weile rasteten wir. Zuvor beförderten

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