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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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oder einer von den Männern des Königs es betrunken im Gasthaus weitererzählt hätte, und dann hätten es Sigefrids Kundschafter Sigefrid erzählt, und wir wären in Beamfleot angekommen und hätten ein ganzes Heer zur Begrüßung vor uns gehabt! Stattdessen schlafen sie jetzt! Und wir werden Aethelflaed befreien!« Darüber brachen sie in Jubel aus. Nur Ralla schwieg, und als der Lärm vorbei war, stellte er mir leise eine Frage. »Und wie sollen wir dieses Schiff von der Stelle bewegen? Es ist größer als unseres, seine Seiten wurden erhöht, es hat eine Mannschaft von Kriegern an Bord, und die werden bestimmt nicht schlafen.«
    »Wir machen es nicht«, sagte ich, »ich mache es. Clapa? Rypere? Ihr beide werdet mir helfen. Wir drei werden das Schiff bewegen.« Und Aethelflaed wäre frei, und die Liebe würde siegen, und der Wind wäre immer warm, und es gäbe den ganzen Winter über genug zu essen, und keiner von uns würde jemals alt werden, und auf den Bäumen würde Silber wachsen, und Gold würde wie Tau auf dem Gras liegen, und die Sterne der Liebenden würden für immer leuchten. Es war alles so einfach. Als wir ostwärts weiterruderten. Bevor wir in Lundene losgefahren waren, hatten wir den Mast des Seeadlers . Nun lag er in Halterungen längs inmitten des Schiffs. Ich hatte auch die geschnitzten Köpfe der Untiere nicht auf die Steven setzen lassen, weil ich wollte, dass wir so niedrig wie möglich auf dem Wasser lagen. Ich wollte, dass unser Schiff ein dunkler Schatten in der Dunkelheit war und uns kein aufragender Adlerkopf oder hoher Mast leichter erkennbar machte.Verstohlen schlichen wir uns durch die Finsternis. Wir waren die Schattenwandler des Meeres.
    Und ich berührte Schlangenhauchs Griff und spürte kein Beben, hörte kein Singen, keinen Hunger nach Blut, und das beruhigte mich. Ich dachte, wir würden die Durchfahrt in dem Flussarm öffnen und zusehen, wie Aethelflaed in die Freiheit segelte, und die ganze Zeit würde Schlangenhauch still in seiner mit Vlies gefütterten Scheide schlafen. Dann sah ich endlich den Schimmer am Himmel, den trüben roten Schimmer, der anzeigte, dass in Sigefrids Lager auf dem Gipfel des Hügels Feuer brannten. Der Schimmer wurde stärker, während wir weiterruderten. Als wir an dem Lager vorbei waren, zeigte sich über den sanft nach Osten abfallenden Hügeln ein noch stärkerer rötlicher Widerschein an den Wolken. Er stammte von den neuen Lagern, die sich von dem hochgelegenen Beamfleot bis hinunter nach Sceobyrig zogen. »Sogar ohne das Lösegeld«, bemerkte Ralla, »könnten sie einen Angriff versuchen.«
    »Das könnten sie«, stimmte ich zu, wenn ich auch bezweifelte, dass Sigefrid schon genügend Männer hatte, um sich eines Erfolges sicher zu sein. Wessex mit seinen neu gebauten Wehrburgen war schwer anzugreifen, und ich schätzte, Sigefrid wollte wenigstens dreitausend Männer haben, bevor er das Wagnis des Krieges einging, und um diese Männer zu bekommen, brauchte er das Lösegeld. »Weißt du, was du zu tun hast? «, fragte ich Ralla. »Ich weiß es«, sagte er geduldig, denn er wusste, dass ich meine Frage mehr aus Unruhe denn aus Notwendigkeit gestellt hatte. »Ich fahre auf die Seeseite der Insel Caninga«, sagte er, »und nehme Euch an ihrem östlichen Ende wieder auf.« »Und wenn die Durchfahrt über den Flussarm nicht offen ist?«, fragte ich.
    Ich spürte sein Grinsen in der Dunkelheit. »Dann nehme ich Euch auf«, sagte er, »und Ihr könnt diese Frage beantworten.«
    Denn wenn ich damit scheiterte, das Schiff zu bewegen, das den Hothlege versperrte, dann wäre Aethelflaed in dem Flussarm gefangen und ich müsste entscheiden, ob ich mit dem Seeadler Kampf gegen ein Schiff mit höheren Seiten und einer wütenden Besatzung wagen sollte. Ich wollte diesen Kampf nicht und bezweifelte, dass wir ihn würden gewinnen können. Und das bedeutete, dass ich die Durchfahrt öffnen musste, bevor solch ein Kampf notwendig wurde. »Langsam!«, rief Ralla den Männern an den Rudern zu. Er hatte das Schiff nach Norden ausgerichtet, und wir ruderten langsam und vorsichtig auf das schwarze Ufer von Caninga zu. »Ihr werdet nass werden«, erklärte er mir.
    »Wie lange noch bis zur Dämmerung?« »Fünf Stunden. Sechs?«, schätzte er. »Lange genug«, sagte ich, und in diesem Moment berührte der Bug des Seeadlers schweren Schlick, und sein langer Rumpf erzitterte. »Ruder zurück!«, rief Ralla, und die Ruderer wühlten das seichte Wasser auf bei ihrem

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