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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Tal, in dem kahle Apfelbäume ihre Äste in die hereinbrechende Dunkelheit reckten. Als wir Eilafs Palas erreichten, war es Abend geworden.
    Eilafs Männer begrüßten mich, als wäre ich schon ein König. Diener erwarteten uns am Tor der Palisade, um sich um unsere Pferde zu kümmern, und ein weiterer kniete am Eingang des Palas, um mir eine Schale mit Wasser zum Waschen und ein Tuch zum Abtrocknen meiner Hände anzubieten.
    Ein Verwalter nahm meine beiden Schwerter, Schlangenhauch mit der langen Klinge und den Bauchaufschlitzer Wespenstachel. Er nahm sie ehrerbietig, als ob er die Sitte ablehnte, nach der kein Mann eine Waffe mit in einen Palas nehmen durfte, aber es war ein sinnvoller Brauch. Klingen und Bier vertragen sich eben nicht gut. Im Palas herrschte dichtes Gedränge. Mindestens vierzig Männer, die meisten von ihnen in Kettenhemden oder Lederpanzern, standen um die Feuerstelle in der Mitte des großen Raumes, von der hohe Flammen aufloderten und Ruß zur Balkendecke aufstieg. Einige der Männer verbeugten sich, als ich eintrat, andere starrten mich nur an, als ich meinem Gastgeber entgegenging, der mit seiner Frau und zwei Söhnen beim Feuer wartete. Haesten stand grinsend an ihrer Seite. Ein Diener brachte mir ein Trinkhorn mit Bier. »Herr Uhtred!« Haesten grüßte mich so laut, dass jeder Mann und jede Frau im Palas wussten, wer ich war. Haestens Grinsen hatte etwas Mutwilliges, so als belustigten er und ich uns in diesem Palas an einem Scherz, den allein wir beide verstanden. Er hatte goldfarbenes Haar, ein kantiges Gesicht, helle Augen und trug einen Kittel aus feiner, grün gefärbter Wolle, über dem eine dicke Silberkette hing. Seine Arme waren bedeckt mit Ringen aus Silber und Gold, und Silberfibeln waren an seinen hohen Stiefeln befestigt. »Es ist gut, Euch zu sehen, Herr«, sagte er und deutete eine Verbeugung an.
    »Immer noch am Leben, Haesten?«, sagte ich, ohne meinen Gastgeber zu beachten. »Immer noch am Leben, Herr«, sagte er. »Und kein Wunder«, sagte ich, »denn das letzte Mal habe ich dich bei Ethandun gesehen.« »Ein regnerischer Tag, wie ich mich erinnere«, sagte er.
    »Und du bist gerannt wie ein Hase, Haesten«, sagte ich.
    Ein Schatten legte sich auf sein Gesicht. Ich hatte ihn der Feigheit bezichtigt, aber er verdiente meinen Angriff, denn er hatte geschworen, mein Mann zu sein, und diesen Schwur gebrochen, indem er aus meinem Heer davonlief. Eilaf, der ahnte, dass ein Streit drohte, räusperte sich. Er war ein massiger, hochgewachsener Mann, und sein Haar leuchtete so rot, wie ich es noch niemals gesehen hatte. Es war gelockt, und auch sein Bart war gelockt, und die Farbe erinnerte an ein loderndes Feuer. Eilaf der Rote wurde er genannt, und obwohl er groß und wuchtig war, wirkte er doch kleiner als Haesten, der über ein außergewöhnlich starkes Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten verfügte. »Seid willkommen, Herr Uhtred«, sagte Eilaf.
    Ich beachtete ihn nicht. Haesten beobachtete mich, dieStirn immer noch umwölkt, doch da grinste ich.
    »Allerdings ist Guthrums gesamtes Heer an diesem Tag davongelaufen«, sagte ich, »und die Kämpfer aus seiner Truppe, die es nicht getan haben, sind alle tot. Also bin ich froh, dass ich dich habe weglaufen sehen.«
    Da begann er zu lächeln. »Ich habe bei Ethandun acht Männer getötet«, sagte er, begierig, seine Männer wissen zu lassen, dass er kein Hasenfuß war.
    »Dann schätze ich mich glücklich, deinem Schwert nicht begegnet zu sein«, sagte ich und glich meine Beleidigung mit falscher Schmeichelei aus. Dann wandte ich mich an den rothaarigen Eilaf. »Und Ihr?«, fragte ich, »Wart Ihr in Ethandun?« »Nein, Herr«, sagte er. »Dann habt Ihr einen denkwürdigen Kampf versäumt«, sagte ich. »Stimmt es nicht, Haesten? Es war ein Kampf, den man nie vergisst!« »Ein Blutbad im Regen, Herr«, sagte Haesten. »Und ich hinke seitdem«, sagte ich, und das stimmte, wenn es auch nur ein leichtes Hinken war, das mich kaum behinderte. Ich wurde drei anderen Männern vorgestellt. Alle drei waren Dänen, und alle waren gut gekleidet und trugen Armringe, um ihre Tapferkeit zu zeigen. Heute weiß ich ihre Namen nicht mehr, aber sie waren da, um mich kennenzulernen, und sie hatten ihre Gefolgsleute mitgebracht. Als Haesten uns einander vorstellte, wurde mir klar, dass er sich mit mir hervortun wollte. Er wollte beweisen, dass ich mich mit ihm zusammengetan hatte und dass es deshalb auch für sie sicher war, sich mit ihm

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