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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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vermutlich auf der Nordseite der Temes verstecken, und Oslac glaubte die Geschichte. Sie würde Alfred schnell genug zu Ohren kommen. Der Mann, der die Einladung Bjorns überbracht hatte, war unser Führer. Er hieß Huda, und er erzählte mir, er diene einem Dänen namens Eilaf, dessen Grundbesitz an der östlichen Seite der Wssangrenzte. Somit war Eilaf ein Ostanglier und ein Untertan König Guthrums. »Ist Eilaf denn Christ?«, fragte ich Huda. »Wir alle sind Christen, Herr«, sagte Huda. »Das verlangt König Guthrum von uns.« »Und was trägt Eilaf um den Hals?« »Das Gleiche wie Ihr, Herr«, sagte er. Ich trug Thors Hammer, weil ich kein Christ war, und Hudas Antwort sagte mir, dass Eilaf, genau wie ich, den alten Göttern huldigte, um seinem König Guthrum zu gefallen aber vorgab, an den Christengott zu glauben. Ich hatte Guthrum zu den Zeiten gekannt, in denen er große Heere gegen Wessex geführt hatte, doch jetzt wurde er alt. Er hatte den Glauben seines Feindes angenommen, und wie es aussah, war er nicht mehr auf die Herrschaft über ganz Britannien aus, sondern gab sich mit den ausgedehnten, fruchtbaren Feldern Ostangliens als seinem Königreich zufrieden. Doch viele andere in seinem Land waren durchaus nicht zufrieden. Sigefrid, Erik, Haesten und vermutlich auch Eilaf. Sie waren Norweger und Dänen, sie waren Krieger, sie opferten Thor und Odin, sie hielten ihre Schwerter scharf und sie träumten, wie es alle Nordmänner tun, vom reicheren Wessex.
    Wir ritten durch Mercien, dem Land ohne König, und ich sah, wie viele Bauerngehöfte niedergebrannt worden waren, sodass nur noch ein Stück verbrannte, unkrautbewachsene Erde von ihnen zeugte. Noch mehr Unkraut wucherte, wo einmal Ackerland gewesen war. Haselnussschösslinge hatten sich auf den Weidegründen ausgebreitet. Wo noch Leute lebten, da lebten sie in Angst, und wenn sie uns kommen sahen, flüchteten sie in den Wald oder schlossen die Tore ihrer Palisadenzäune. »Wer regiert hier?«, fragte ich Huda.
    »Dänen«, sagte er, und dann deutete er mit dem Kann Richtung Westen, »und da drüben Sachsen.« »Will Eilaf dieses Land nicht?« »Ihm gehört viel davon, Herr«, sagte Huda, »aber die Sachsen machen ihm ständig Schwierigkeiten.« Laut dem Friedensvertrag zwischen Alfred und Guthrum war dieses Land sächsisch, aber die Dänen sind begierig auf Land, und Guthrum konnte nicht alle seine Thegn überwachen. Und deshalb war dies ein Kampfgebiet, auf dem beide Seiten einen nicht enden wollenden, mühsamen kleinen Krieg führten, und die Dänen boten mir seine Krone an.
    Ich bin Sachse. Ich komme aus dem Norden. Ich bin Uhtred von Bebbanburg, aber ich bin bei den Dänen aufgewachsen, und ich kannte ihr Wesen. Ich sprach ihre Sprache, ich hatte eine Dänin geheiratet, und ich huldigte ihren Göttern. Wenn ich hier König werden sollte, dann hätten die Sachsen einen sächsischen Herrscher, während die Dänen mich anerkennen würden, weil ich für Graf Ragnar wie ein Sohn gewesen war. Aber hier König zu werden würde bedeuten, sich gegen Alfred zu wenden, und wenn der tote Mann die Wahrheit sprach, würde es bedeuten, Alfreds trinkfreudigen Neffen auf den Thron von Wessex zu setzen. Wie lange würde Æ regieren? Noch bevor ein Jahr vergangen war, so schätzte ich, würden ihn die Dänen umgebracht haben, und dann wäre ganz England unter dänischer Herrschaft, mit Ausnahme von Mercien, wo ich, ein Sachse, der wie ein Däne dachte, König wäre. Und wie lange würden die Dänen mich wohl dulden? »Willst du König sein?«, hatte Gisela mich am Abend gefragt, bevor wir losgeritten waren. »Ich habe nie daran gedacht, dass ich einer werden könnte«, antwortete ich ausweichend. »Warum willst du dann dorthin?« Ich hatte ins Feuer gestarrt. »Weil der tote Mann eine Botschaft von den Parzen überbringt«, erklärte ich ihr.
    Sie hatte ihr Amulett angefasst. »Vor den Parzen kann niemand ausweichen«, sagte sie leise. Wyrd biö ful arsd.
    »Deshalb muss ich gehen«, sagte ich, »weil es das Schicksal von mir verlangt. Und weil ich einen Toten reden sehen will.« »Und wenn der tote Mann sagt, dass du König werden wirst?«
    »Dann wirst du eine Königin«, sagte ich. »Und du wirst gegen Alfred kämpfen?« »Wenn es die Parzen sagen.« »Und der Eid, den du ihm geschworen hast?« »Die Antwort darauf kennen die Parzen«, sagte ich, »aber ich kenne sie nicht.« Und jetzt ritten wir zwischen buchenbestandenen Hügeln, die nach Osten und Norden abfielen.

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