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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zucken, und Sigefrid, der eine Haaresbreite vom Tod entfernt war, erstarrte. »Nein«, wiederholte ich.
    »Warum sollte ich ihn nicht töten?«, fragte Pyrlig, und seine Stimme war jetzt die Stimme eines Kriegers, hart und erbarmungslos, und seine Augen waren die Augen eines Kriegers, eiskalt und rasend vor Zorn.
    »Nein«, sagte ich wieder. Wenn Pyrlig Sigefrid tötete, würden Sigefrids Männer Rache nehmen.
    Auch Erik wusste das. »Du hast gewonnen, Priester«, sagte er leise. Dann ging er zu seinem Bruder. »Du hast gewonnen«, sagte er wieder zu Pyrlig, »also leg das Schwert nieder.« »Weiß er, dass ich ihn geschlagen habe?«, fragte Pyrlig und starrte in Sigefrids schwarze Augen. »Ich spreche für ihn«, sagte Erik. »Du hast den Kampf gewonnen, Priester, und du bist frei.« »Zuerst muss ich meine Botschaft überbringen«, sagte Pyrlig. Blut tropfte von Sigefrids Hand herunter. Immer noch starrte er den Waliser fassungslos an. »Die Botschaft, die wir von König Æthelstan bringen«, sagte Pyrlig und meinte Guthrum, »lautet, dass Ihr aus Lundene abziehen sollt. Es gehört nicht zu dem Gebiet, das Alfred dänischer Herrschaft überlassen hat. Versteht Ihr das?« Er ließ Schlangenhauch erneut zucken, aber Sigefrid antwortete nicht. »Und jetzt will ich Pferde«, sprach Pyrlig weiter, »und Herr Uhtred soll uns bis vor die Tore Lundenes begleiten. Sind wir uns einig?«
    Erik sah mich an, und ich nickte zustimmend. »Wir sind uns einig«, sagte Erik zu Pyrlig. Pyrlig übergab mir Schlangenhauch. Erik hielt den verwundeten Arm seines Bruders. Einen Moment lang glaubte ich, dass Sigefrid den unbewaffneten Waliser angreifen würde, doch es gelang Erik, ihn wegzuführen.
    Dann wurden Pferde geholt. Die Männer in der Arena schwiegen trotz ihrer Aufgebrachtheit. Sie hatten die Demütigung ihres Anführers mit angesehen und verstanden nicht, weshalb es Pyrlig erlaubt wurde, mit den anderen Gesandten wegzureiten, dennoch erkannten sie Eriks Entscheidung an.
    »Mein Bruder ist sehr halsstarrig«, erklärte mir Erik. Er hatte mich zur Seite genommen, während die Pferde gesattelt wurden.
    »Scheinbar versteht der Priester doch etwas vom Kämpfen«, sagte ich entschuldigend.
    Erik runzelte die Stirn, doch nicht verärgert, sondern verwirrt. »Der Christengott macht mich neugierig«, gab er zu. Er betrachtete seinen Bruder, der gerade verbunden wurde. »Ihr Gott scheint sehr mächtig zu sein«, sagte Erik. Ich ließ Schlangenhauch in die Scheide gleiten, und Erik sah das Silberkreuz, das den Knauf des Schwertes zierte. »Denkt Ihr auch so?«
    »Das war ein Geschenk«, sagte ich, »von einer Frau. Einer guten Frau. Einer Geliebten von mir.
    Dann hat sie der Christengott für sich beansprucht, und jetzt liebt sie keine Männer mehr.«
    Erik streckte die Hand aus und berührte zaghaft das Kreuz. »Glaubt Ihr, dass es Eurem Schwert besondere Macht verleiht?«, fragte er.
    »Das tut vielleicht die Erinnerung an ihre Liebe«, sagte ich, »aber die wahre Macht kommt von hier.«
    Ich berührte mein Amulett, den Hammer Thors.
    »Ich fürchte ihren Gott«, sagte Erik.
    »Er ist streng«, sagte ich, »lieblos. Er ist ein Gott, der gern Gesetze erlässt.«
    »Gesetze?«
    »Es ist verboten, die Frau seines Nachbarn zu begehren«, sagte ich.
    Erik lachte auf, doch dann sah er, dass ich es ernst meinte. »Wirklich?«, fragte er ungläubig. »Priester!«, rief ich zu Pyrlig hinüber. »Erlaubt es Euer Gott einem Mann, die Frauen seiner Nachbarn zu begehren?«
    »Er lässt es zu, Herr«, sagte Pyrlig demütig, »aber er missbilligt es.«
    »Hat er ein Gesetz darüber erlassen?«
    »Ja, Herr, das hat er getan. Und noch ein anderes, in dem er sagt, man soll nicht den Ochsen seines Nachbarn begehren.«
    »Seht Ihr«, sagte ich zu Erik, »man darf sich als Christ nicht einmal einen Ochsen wünschen.« »Merkwürdig«, sagte er nachdenklich. Er betrachtete Guthrums Gesandte, denen eben so knapp die Hälse gerettet worden waren. »Ihr habt nichts dagegen, sie zu begleiten?« »Nein.«
    »Vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn sie gehen«, sagte er ruhig. »Warum Guthrum einen Grund liefern, uns anzugreifen?« »Das würde er nicht«, sagte ich überzeugt, »ob Ihr sie nun tötet oder nicht.«
    »Möglicherweise nicht«, stimmte er zu, »aber wir haben vereinbart, dass alle am Leben bleiben, wenn der Priester gewinnt. Also lasst sie am Leben. Und Ihr seid sicher, dass Ihr nichts dagegen habt, sie zu begleiten?« » Natürlich

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