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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Priester hatte schon viele Male zuvor ein Schwert in der Hand gehabt, und er verstand zu kämpfen, und ich bezweifelte sehr, dass er bereit war, vor seinen Heiland zu treten. Der Priester war Pater Pyrlig. Wenn die Lehmerde deiner Äcker feucht ist und schwer, dann kannst du zwei Ochsen vor eine Pflugschar spannen, und du kannst die beiden Tiere mit dem Stachelstock antreiben, bis sie bluten, sodass die Schar den Boden umpflügt. Die Ochsen müssen gemeinsam ziehen, deshalb werden sie auch nebeneinander ins Joch gespannt, und im Leben heißt der eine Ochse Schicksal und der andere heißt Schwüre.
    Das Schicksal bestimmt, was wir tun. Wir können ihm nicht entkommen. Wyrd biö ful ärad. Wir haben im Leben keine Wahl, wie sollten wir auch? Denn vom Moment unserer Geburt an wissen die drei Schwestern, wohin unser Lebensfaden uns führen wird und zu welchen Mustern er sich verwebt und wie er enden wird. Wyrd biö ful ärad. Und doch wählen wir unsere Schwüre selbst. Als mir AI fred sein Schwert und seine Hände reichte, damit ich sie mit meinen Händen umschloss, hat er mir nicht befohlen, den Schwur auf ihn abzulegen. Er hat es mir angeboten, und ich habe gewählt. Aber war es tatsächlich meine Wahl? Oder haben die Parzen für mich gewählt? Und wenn sie es getan haben, warum soll ich mich dann um Schwüre scheren? Darüber habe ich mir oft den Kopf zerbrochen, und sogar jetzt, wo ich ein alter Mann geworden bin, zerbreche ich mir noch den Kopf darüber. Habe ich Alfred gewählt? Oder haben die Parzen miteinander gelacht, als ich mich vor ihn kniete und sein Schwert und seine Hände in meine nahm?
    An diesem kalten, klaren Tag in Lundene haben die drei Nornen bestimmt gelacht, denn im gleichen Augenblick, in dem ich erkannte, dass der dickbäuchige Priester Pater Pyrlig war, erkannte ich auch, dass nichts im Leben einfach ist. Mir war in diesem Moment klargeworden, dass die Parzen mir keinen goldenen Schicksalsfaden gesponnen hatten, der zu einem Thron führte. Ihr Gelächter schien von den Wurzeln des Lebensbaums Yggdrasil bis zu mir heraufzuschallen. Sie hatten einen Scherz mit mir getrieben, und nun musste ich meine Wahl treffen.
    Tat ich das? Vielleicht trafen auch die Parzen die Wahl für mich, doch in diesem Augenblick, in dem ich im Schatten des groben, düsteren Kreuzes stand, glaubte ich, meine Wahl zwischen den Brüdern Thurgilson und Pyrlig treffen zu müssen. Sigefrid war kein Freund von mir, aber er war ein Respekt einflößender Mann, und mit ihm als Verbündetem konnte ich König von Mercien werden. Und Gisela würde Königin. Ich könnte zusammen mit Sigefrid, Erik, Haesten und Ragnar Wessex ausplündern. Ich könnte reich werden. Ich würde ganze Heere anführen. Ich würde mein Banner mit dem Wolfskopf flattern lassen, und hinter Smoca würde eine Unzahl Speerwerfer in Kettenhemden reiten. Und das Donnern unserer Hufe würde meine Feinde bis in ihre Albträume verfolgen. All das wäre mein Leben, wenn meine Wahl darauf fiele, mich mit Sigefrid zu verbünden. Und wenn meine Wahl auf Pyrlig fiele, würde ich alles verlieren, was mir von dem toten Mann versprochen worden war. Was bedeutete, dass Bjorn gelogen hatte, doch wie konnte ein Mann lügen, der mit einer Botschaft von den Nornen aus seinem Grab herausgesandt worden war? Ich erinnere mich, all das in der Zeit des Herzschlags vor meiner Entscheidung gedacht zu haben, wenn ich in Wahrheit auch nicht zögerte. Nicht einmal einen Herzschlag lang zögerte ich. Pyrlig war ein Waliser, ein Britone, und wir Sachsen hassen die Britonen. Die Britonen sind heimtückische Diebe. Sie verstecken sich in ihren Hügelfestungen und kommen herunter, um unser Land zu plündern, und sie rauben unser Vieh und manchmal unsere Frauen und Kinder, und wenn wir sie verfolgen, dann ziehen sie sich noch tiefer in unwegsame Gebiete voller Nebel, Felsen, Sümpfe und Trübsal zurück. Und Pyrlig war außerdem noch ein Christ, und ich liebe die Christen nicht. Die Wahl schien so leicht! Auf der einen Seite ein Königreich, Freunde unter den Nordmännern und Reichtum und auf der anderen ein Britone, der Priester eines Glaubens war, der die Freude aus dieser Welt saugt, wie die Dämmerung das Tageslicht verschluckt. Doch ich dachte nicht nach. Ich wählte, oder das Schicksal wählte, und ich wählte die Freundschaft. Pyrlig war mein Freund. Ich hatte ihn im düstersten Winter kennengelernt, den Wessex je erlebt hat, als die Dänen nahezu das gesamte Königreich unter ihre

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