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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nicht.«
    »Danach kommt Ihr wieder her«, sagte Erik herzlich, »wir brauchen Euch.«
    »Ihr braucht Ragnar«, sagte ich.
    »Stimmt«, gab er zu und lächelte. »Bringt diese Männer sicher aus der Stadt, und dann kommt wieder.«
    »Ich habe Frau und Kinder, die ich zuerst holen muss.«
    »Ja«, sagte er und lächelte erneut. »Ihr könnt Euch glücklich schätzen. Aber werdet Ihr zurückkommen?«
    »Bjorn der Tote hat es so gesagt«, wich ich seiner Frage vorsichtig aus.
    »Das hat er«, sagte Erik. Er umarmte mich. »Wir brauchen Euch«, sagte er wieder, »und zusammen können wir diese ganze Insel einnehmen.« Dann ritten wir los, durch die Straßen der Stadt, durch das Westtor, das als Ludd's Gate bekannt war, und bis hinunter zu der Furt über den Fleot. Graf Sihtric hing über seinem Sattelknauf, immer noch quälten ihn die Schmerzen, die ihm Sigefrid mit seinen Fußtritten zugefügt hatte. Ich blickte über die Schulter zurück, als wir den Fluss überquert hatten, weil ich halb erwartete, dass Sigefrid die Entscheidung seines Bruders widerrufen und seine Männer auf uns gehetzt hatte, doch es tauchte keiner von ihnen auf. Schnell ritten wir durch das sumpfige Flusstal und dann die sanfte Anhöhe bis zur sächsischen Stadt hinauf. Ich blieb nicht auf der Straße Richtung Westen, sondern wandte mich zu den Anlegeplätzen, an denen einige Schiffe vertäut waren. Es waren Flussschiffe, mit denen Handel zwischen Wessex und Mercien betrieben wurde. Nur wenige der Schiffsführer fuhren gern durch die gefährliche Lücke in der zerfallenen Brücke, die einst von den Römern über die Temes gebaut worden war. Daher waren die Händlerschiffe kleiner, mit Ruderleuten bemannt, und alle hatten mir in Coccham Abgaben gezahlt. Sie alle kannten mich, denn sie machten auf jeder Reise Geschäfte mit mir. Wir drängten uns zwischen aufgestapelten Handelswaren hindurch, vorbei an offenen Feuern und durch die Sklavengruppen, die Fracht einluden oder ausluden. Nur ein Schiff war zum Ablegen bereit. Es trug den Namen Swan, ich kannte es gut. Der Swan eine sächsische Besatzung, die nun schon am Landeplatz versammelt war, während der Schiffsführer, ein Mann namens Osric, seinen Handel mit dem Kaufmann abschloss, dessen Waren er beförderte. »Ihr nehmt auch uns mit«, verkündete ich ihm.
    Wir ließen die meisten Pferde zurück, doch ich bestand darauf, dass für Smoca Platz gefunden wurde, und auch Finan wollte seinen Hengst mitnehmen. Also wurden die beiden Tiere mit viel gutem Zureden in den offenen Laderaum des Swan ührt, wo sie zitternd stehen blieben. Dann legten wir ab. Die Flut kam, die Ruder tauchten ins Wasser, und wir glitten flussaufwärts. »Wohin soll ich Euch bringen, Herr?«, fragte mich der Schiffsführer Osric.
    »Nach Coccham«, sagte ich. Und zurück zu Alfred. Der Fluss war breit, grau und träge. Die Strömung war stark, denn sie wurde von den Regenfällen des Winters genährt, und die hereinkommende Flut hatte ihr weniger und weniger entgegenzusetzen. Die zehn Ruderleute hatten schwer zu kämpfen, und ich fing Finans Blick auf und wir lächelten uns an. Er erinnerte sich, genau wie ich selbst, an unsere langen Monate als Rudersklaven auf einem Händlerschiff. Wir hatten gelitten, geblutet und gezittert, und wir hatten geglaubt, nur der Tod könne uns von diesem Schicksal erlösen, aber jetzt wurden wir von anderen gerudert, und der Swan ämpfte sich durch die weiten Schleifen der Temes, deren Ufer vom Hochwasser, das bis weit auf der Flussaue stand, fast aufgelöst wurden. Ich saß auf der kleinen Plattform, die in dem stumpfen Bug des Schiffes errichtet worden war, als Pater Pyrlig zu mir kam. Ich hatte ihm meinen Umhang gegeben, und er hatte ihn sich eng um den Körper geschlungen. Irgendwo hatte er Brot und Käse aufgetrieben, was mich wenig verwunderte, denn ich habe niemals einen anderen Mann gekannt, der so viel aß. »Woher habt Ihr gewusst, dass ich Sigefrid schlagen würde?«, fragte er. »Das wusste ich gar nicht«, sagte ich. »Eigentlich habe ich sogar gehofft, dass er Euch schlagen würde, sodass wir es mit einem Christen weniger zu tun gehabt hätten.«
    Er lächelte über meine Worte und richtete seinen Blick dann auf einen Wasservogel, der auf den Wellen des angeschwollenen Flusses schaukelte. »Mir war klar, dass ich nur zwei oder drei Hiebe haben würde«, sagte er, »bevor er erkannte, dass ich sehr wohl wusste, was ich tat. Dann hätte er mir das Fleisch von den Knochen gehauen.« »Das

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