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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sagte Æthelred voller Begeisterung. »Wo inbrünstige Gebete flehen, Herr, wird demütiger Glaube belohnt!«
    »Ich will Lundene nicht«, gab Alfred schroff zurück, »es gehört zu Mercien, es gehört dir«, er neigte den Kopf leicht in Æthelreds Richtung, »aber vielleicht gestattest du es mir ja, einen Bischof und einen Statthalter einzusetzen?« »Gewiss, Herr«, sagte Æthelred. Ich war entlassen und ließ Schwiegervater und Schwiegersohn in der Gesellschaft des griesgrämigen Asser zurück. Dann stand ich draußen im Sonnenschein und dachte darüber nach, wie ich Lundene einnehmen sollte, denn ich wusste, dass ich es würde tun müssen, und zwar, ohne dass Æthelred auch nur das Geringste von meinem Vorgehen ahnte. Und es konnte gelingen, dachte ich, aber nur mit Gerissenheit und mit Glück. Wyrd bid ful araed.
    Darauf ging ich Gisela suchen. Ich überquerte den äußeren Hof und sah eine Gruppe Frauen neben einer der Türen die Köpfe zusammenstecken. Eanflaed war eine von ihnen, und ich wollte hinübergehen, um sie zu grüßen. Sie war früher eine Hure gewesen, dann war sie Leofrics Geliebte geworden, und jetzt war sie eine Gefährtin von Alfreds Frau. Ich bezweifelte, dass Ælswith von der Vergangenheit ihrer Freundin als Hure wusste, obwohl ich manchmal auch dachte, sie wisse es vielleicht und es kümmere sie nicht, denn was die beiden Frauen so eng miteinander verband, waren ihre Gefühle der Verbitterung. Æls hegte einen Groll darüber, dass man in Wessex die Frau des Königs nicht Königin nannte, während Eanflaed die Männer zu gut kannte, um irgendeinen von ihnen wirklich zu schätzen. Ich dagegen schätzte sie sehr und änderte meine Richtung, um mit ihr zu sprechen. Doch als sie mich kommen sah, schüttelte sie den Kopf, damit ich mich fernhielt. Also blieb ich stehen. Und da sah ich, dass Eanflaed ihren Arm um eine jüngere Frau gelegt hatte, die mit gesenktem Kopf auf einem Stuhl saß. Mit einem Mal blickte sie auf und sah mich. Es war Æthelflaed, und ihr hübsches Gesicht war bleich, schmerzerfüllt und verängstigt. Sie hatte geweint, und in ihren Augen glänzten noch immer die Tränen. Sie schien mich nicht zu erkennen, doch dann tat sie es und schenkte mir ein scheues Lächeln. Ich gab ihr das Lächeln zurück, verbeugte mich leicht und ging weiter. Und ich dachte über Lundene nach.

ZWEITER TEIL

Die Stadt
VIER
    Wir hatten in Wintanceaster vereinbart, dass Æthelred mit den Truppen von Alfreds Hof, seinen eigenen Kriegern und jedem Mann, den er sonst noch in seinen ausgedehnten Besitzungen im südlichen Mercien ausheben konnte, flussabwärts nach Coccham kommen sollte. Sobald er angekommen wäre, würden wir gemeinsam mit dem Fyrd von Berrocscire und meinen eigenen Haustruppen gegen Lundene ziehen. Alfred hatte betont, dass Eile geboten war, und Æthelred hatte versprochen, innerhalb von zwei Wochen bereit zu sein.
    Doch dann ging ein ganzer Monat ins Land und Æthelred war immer noch nicht da. Zwischen Bäumen, die noch nicht voll belaubt waren, wurden die ersten Vögel flügge. Die Birnbäume blühten weiß und die Bachstelzen flogen mit hastigem Flügelschlag ihre Nester unter dem Dachvorsprung unseres Hauses an. Ich beobachtete einen Kuckuck, der diese Nester sorgfältig im Auge behielt, um den richtigen Moment abzupassen, in dem er einer Bachstelze sein Ei ins Nest legen konnte. Der Kuckuck hatte noch nicht angefangen zu rufen, aber er würde es bald genug tun, und dann wollte Alfred Lundene von uns erobert sehen. Ich wartete. Ich langweilte mich und ebenso meine Haustruppen, denn sie waren bereit, in den Krieg zu ziehen, und deshalb litten sie am Frieden. Es waren gerade nur sechsundfünfzig Krieger. Eine kleine Anzahl, kaum ausreichend, um ein Schiff zu bemannen, aber Männer kosten Geld, und in diesen Tagen zog ich es vor, mein Silber zu horten. Fünf der Männer waren Neulinge, noch nie hatten sie die wichtigste Bewährungsprobe einer Schlacht überstehen müssen: den Schildwall. Deshalb unterwarf ich diese fünf Männer, während wir auf Æthelred warteten, Tag für Tag neuen Kampfesübungen. Osferth, Alfreds Bastard, war einer von ihnen. »Er taugt nichts«, sagte Finan wiederholt zu mir.
    »Er braucht Zeit«, sagte ich ebenso oft. »Er braucht eine dänische Klinge«, sagte Finan boshaft, »und dann kannst du beten, dass sie seinen Mönchswanst aufschlitzt.« Er spie aus. »Wollte ihn der König nicht zurück in Wintanceaster haben?« »Das wollte er.«
    »Warum schickst du

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