Schwertgesang
hatte. Die Männer des Fyrd waren Bauern, und sie kamen mit Äxten oder Jagdbögen. Ein paar hatten Schwerter oder Speere, noch ein paar weniger hatten eine bessere Rüstung aufzuweisen als ein Lederwams, und einige tauchten lediglich mit einer frisch geschärften Hacke auf. Wenn es Händel auf der Straße gibt, kann eine Hacke zu einer schrecklichen Waffe werden, doch sie eignet sich kaum, um einen Wikinger zu schlagen, der mit Kettenhemd, Schild, Axt, Kurzschwert und einer langen Klinge bewaffnet ist. Die Gruppe der einsatzfähigen Männer setzte sich aus meiner Haustruppe, der gleichen Anzahl Männer aus Æthelreds Haustruppe und dreihundert von Alfreds Wachen zusammen, die von dem grimmigen, sie um einen Kopf überragenden Steapa angeführt wurden. Diese kampferprobten Männer würden das eigentliche Kämpfen übernehmen, während alle anderen einfach dafür sorgen sollten, dass unsere Streitmacht groß und bedrohlich aussah.
Doch in Wahrheit würden Sigefrid und Erik genau wissen, wie bedrohlich wir waren. Den ganzen Winter und Vorfrühling hindurch waren immer wieder Reisende von Lundene stromauf gekommen, und einige von ihnen waren zweifellos Kundschafter der Brüder Thurgilson gewesen. Sie würden wissen, mit wie vielen Männern wir anrückten, wie viele dieser Männer echte Kämpfer waren, und die gleichen Kundschafter mussten Sigefrid noch am gleichen Tag, den wir mit der Überquerung des Flusses verloren hatten, berichtet haben, dass wir auf der nördlichen Uferseite weiterzogen.
Wir gingen ein Stück flussauf von Coccham über den Fluss, und wir benötigten dazu einen ganzen Tag. Æthelred murrte über die Verzögerung, doch die Furt, die wir benutzten, war den ganzen Winter über nicht passierbar gewesen und der Wasserstand dort war erneut so hoch, dass die Pferde nur mit gutem Zureden über den Fluss gingen. Die Vorräte mussten auf die Schiffe geladen werden; wenn auch nicht an Bord von Æthelreds Schiff, von dem er behauptete, es könne keine Ladung aufnehmen. Alfred hatte seinem Schwiegersohn für den Kriegszug die Heofonhlafzur Verfügung gestellt. Sie war das kleinere von Alfreds Flussschiffen, und Æthelred hatte über dem Heck gerade vor der Steuerplattform ein Dach errichten lassen, um einen regengeschützten Unterstand zu haben. Er hatte ihn mit Kissen und Pelzen, einem Tisch und Stühlen ausgestattet, und Æthelred verbrachte den gesamten Tag damit, von dort aus zuzusehen, wie wir über den Fluss setzten, während er sich von seinen Dienern mit Essen und Bier versorgen ließ. Er war in Gesellschaft von Æthelflaed, die zu meiner Überraschung ihren Ehemann begleitete. Ich bemerkte sie zum ersten Mal, während sie über das enge, etwas erhöhte Schiffsdeck der Heofonhlaf ging. sie mich sah, hob sie die Hand zum Gruß. Zur Mittagszeit wurden Gisela und ich zu ihrem Ehemann gerufen, und Æthelred begrüßte Gisela mit großem Aufheben wie eine alte Freundin und verlangte, dass ein Pelzumhang für sie herbeigebracht wurde. Æthelflaed betrachtete das Getue schweigend und warf mir einen ausdruckslosen Blick zu. »Reist Ihr zurück nach Wintanceaster, Herrin?«, fragte ich sie. »Ich komme mit euch«, sagte sie ausdruckslos. Ich erschrak. »Ihr kommt...«, begann ich, doch ich beendete den Satz nicht. »Mein Ehemann wünscht es«, sagte sie sehr förmlich, dann zeigte sich in einem winzigen Lächeln die alte Æthelflaed, »und ich bin froh darüber. Ich möchte eine Schlacht sehen.« »Ein Schlachtfeld ist kein passender Ort für eine Herrin«, sagte ich nachdrücklich. » Sorge dich nicht um die Frau, Uhtred!«, rief Æthelred über das Deck. Er hatte meine letzten Worte gehört.
»Mein Weib wird ganz und gar sicher sein, das habe ich ihr zugesagt.«
»Krieg ist nichts für Frauen«, beharrte ich.
»Sie wünscht uns siegen zu sehen«, gab Æthelred zurück, » also soll sie uns siegen sehen, nicht wahr, mein Entchen?«
»Quak, quak«, sagte Æthelflaed so leise, dass nur ich allein sie hören konnte. Aus ihrer Stimme klang Bitterkeit, doch als ich sie ansah, war da nichts als ein süßes Lächeln für ihren Ehemann. »Ich würde auch mitkommen, wenn ich könnte«, sagte Gisela und berührte ihren Bauch. Von dem Baby war noch nichts zu sehen. »Du kannst aber nicht«, sagte ich und erntete eine scherzhafte Grimasse von Gisela. In diesem Moment erklang vom Bug der Heofonhlaf wütende Stimme.
»Kann ein Mann nicht ein Mal in Ruhe schlafen?«, dröhnte es zornig. »Du sächsischer Earsling! Du
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