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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ihn also nicht zurück? Er ist uns vollkommen unnütz.«
    »Alfred hat zu viele andere Sachen im Kopf«, sagte ich, ohne auf Finans Frage einzugehen, »und denkt nicht mehr an Osferth.« Das traf nicht zu. Alfreds Denken verlief höchst wohlgeordnet, und er hatte weder Osferths Abwesenheit von Wintanceaster vergessen noch meinen Ungehorsam, der darin bestand, dass ich den Jungen nicht zu seinen Studien zurücksandte.
    »Aber warum willst du ihn nicht zurückschicken?«, beharrte Finan.
    »Weil ich seinen Onkel mochte«, sagte ich, und das stimmte auch. Ich hatte Leofric geliebt, und um seinetwillen würde ich seinen Neffen gut behandeln.
    »Oder willst du etwa bloß den König verdrießen, Herr?«, fragte Finan grinsend und ging weg, ohne eine Antwort abzuwarten. »Einhaken und ziehen, du Bastard!«, brüllte er Osferth an. »Einhaken und ziehen!«
    Osferth drehte sich nach Finan um, und augenblicklich fuhr ein Eichenprügel auf seinen Kopf nieder, den Clapa geschwungen hatte. Wenn es eine Axt gewesen wäre, hätte sie Osferths Helm gespalten und wäre tief in seinen Schädel gefahren, aber der Prügel betäubte ihn bloß halb, sodass er auf die Knie sank.
    »Komm hoch, du Weichling!«, knurrte Finan. »Komm hoch, hake dich ein und zieh!« Osferth mühte sich aufzustehen. Sein bleiches Gesicht sah kläglich unter dem verbeulten Helm hervor, den ich ihm gegeben hatte. Er schaffte es, auf die Füße zu kommen, doch augenblicklich schwankte er wieder und sank erneut in die Knie. »Gib her«, sagte Finan und schnappte die Axt aus Osferths kraftlosen Händen. »Und jetzt pass auf! Es ist nicht schwer! Das könnte sogar meine Frau!« Die fünf neuen Männer waren fünf meiner erfahrenen Krieger gegenübergestellt worden. Den Jungen waren Äxte, echte Waffen, gegeben worden, und dann hatten sie die Anweisung erhalten, den Schildwall aufzubrechen, dem sie gegenüberstanden. Es war nur ein kleiner Wall, gerade fünf überlappende Schilde, die mit Holzknüppeln verteidigt wurden. Clapa grinste, als Finan näher kam.
    »Was du zu tun hast«, erklärte Finan an Osferth gewandt, »ist, die Schneide der Axt über dem oberen Schildrand des feindlichen Bastards einzuhaken. Ist das wirklich so schwer? Du hakst dich ein, ziehst den Schild herunter und lässt deinen Nebenmann den Earsling dahinter umbringen. Wir machen es langsam, Clapa, damit er begreift, wie es geht. Und hör auf zu grinsen.« Sie machten das Einhaken und Herunterziehen in lächerlicher Langsamkeit vor. Die Axt kam gemächlich hoch, um sich mit der Schneide hinter Ciapas Schild einzuhaken, und dann ließ Clapa zu, dass Finan den oberen Rand des Schildes in seine Richtung herabzog.
    »So«, Finan drehte sich zu Osferth um, nachdem Ciapas Körper ungeschützt einem Hieb preisgegeben war, »bricht man einen Schildwall auf! Und jetzt machen wir's richtig, Clapa.« Clapa grinste erneut, denn er witterte eine Gelegenheit, Finan mit seinem Knüppel eins überzuziehen. Finan tat einen Schritt zurück, leckte sich über die Lippen, und dann schlug er blitzschnell zu. Er schwang die Axt genauso, wie er es vorgemacht hatte, doch Clapa kippte den Schild nach hinten, damit der Hieb die hölzerne Vorderseite traf, und in derselben Bewegung rammte er seinen Knüppel mit aller Kraft unter dem Schild hindurch, um Finans Schritt zu treffen. Es war immer ein Vergnügen, den Iren kämpfen zu sehen. Finan war mit der Klinge schneller als jeder andere Mann, dem ich je begegnet bin, und ich bin vielen begegnet. Ich dachte, Ciapas Vorstoß würde ihn in der Mitte zusammenklappen und betäubt auf die Wiese sinken lassen, doch Finan wich mit einem Schritt seitwärts aus, packte mit der Linken den unteren Rand des Schildes und riss ihn kraftvoll nach oben, sodass der eisenbeschlagene obere Rand gegen Ciapas Gesicht fuhr. Clapa taumelte rückwärts, seine Nase war blutig, dann senkte sich die Axt mit der Geschwindigkeit einer zustoßenden Schlange, und die Klinge hakte sich um Ciapas Knöchel. Finan zog, Clapa fiel auf den Rücken, und jetzt war es der Ire, der grinste. »Das ist nicht das richtige Einhaken und Ziehen«, sagte er zu Osferth, »aber im Grunde geht es genauso.« »Wenn Ihr einen Schild gehabt hättet, wäre es nicht gegangen«, maulte Clapa. »Was du da im Gesicht hast, Clapa«, sagte Finan, »das Ding, das immerzu auf und zugeht. Dieses hässliche Ding, in das du dein Essen hineinschaufelst. Lass es zu.« Er warf Osferth die Axt zu. Der Junge versuchte, den Griff in der Luft zu

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