Schwertgesang
Rüstung, ein Krieger, der andere Krieger zum Kampf herausfordert, und ich sah auf dem Hügel hinter dem Feind keine verbündeten Truppen. Und wenn Æthelred abgezogen war, dachte ich, dann würden wir sterben.
Ich packte Schlangenhauchs Griff fester. Ich starrte auf Sigefrids Männer, dann schlug ich Schlangenhauchs Klinge gegen meinen Schild. Ich ließ sie drei Mal donnernd gegen den Schild fahren, und das Geräusch wurde von der Stadtmauer hinter mir zurückgeworfen, und dann drehte ich mich um und nahm wieder in meinem kleinen Schildwall Aufstellung.
Und mit Zornesschreien und dem Gebrüll von Männern, die den Sieg vor Augen haben, rückte Sigefrids Heer an, um uns zu töten. Ein Dichter hätte die Geschichte dieses Kampfes aufschreiben sollen. Dazu sind Dichter da.
Meine derzeitige Frau, die eine Närrin ist, bezahlt Dichter dafür, dass sie von Jesus Christus singen, der ihr Gott ist. Aber sie verfallen in beschämtes Schweigen, wenn ich hereinhinke. Sie kennen Dutzende von Liedern über ihre Heiligen, und sie singen traurige Weisen über den Tag, an dem ihr Gott ans Kreuz genagelt wurde, aber wenn ich da bin, singen sie die wahren Lieder, die Lieder, von denen mir der schlaue Priester erzählt hatte, dass sie für andere Männer geschrieben worden waren, deren Namen nun durch meinen ersetzt wurden. Das sind Lieder über die Schlacht, Lieder über Kämpfer, wahre Lieder. Krieger beschützen ihr Haus, sie beschützen Kinder, sie beschützen Frauen, sie beschützen die Ernte, und sie töten die Feinde, die kommen, um dies alles zu rauben. Ohne Krieger würde das Land veröden, verwahrlosen, und überall herrschte Jammern und Wehklagen. Doch die wahre Belohnung eines Kriegers sind nicht das Silber und Gold, das er an den Armen tragen kann, sondern sein Ruhm, und deshalb gibt es Dichter. Dichter erzählen die Geschichten der Männer, die das Land verteidigen und die Feinde eines Landes töten. Dazu sind Dichter da. Doch über den Kampf in Ludd's Gate gibt es kein Lied. Dort, wo früher Mercien war, gibt es ein Lied, in dem besungen wird, wie Herr Æthelred Lundene einnahm, und es ist ein schönes Lied, doch mein Name kommt darin nicht vor, und auch nicht Steapas Name, Pyrligs Name oder die Namen der anderen Männer, die an diesem Tag wirklich gekämpft haben. Wenn man dieses Lied hört, könnte man glauben, dass Æthelred anrückte und diejenigen, die von den Sängern »die Heiden« genannt werden, einfach davonliefen. Aber so war es nicht. So war es ganz und gar nicht. Ich sage dagegen, dass die Nordmänner auf uns zustürmten, und das taten sie auch, aber Sigefrid war kein Narr, wenn es ums Kämpfen ging. Er sah, wie wenige von uns den Torweg versperrten, und er wusste, dass wir unter diesem alten römischen Bogen sterben würden, wenn es ihm gelang, meinen Schildwall mit einem schnellen Vorstoß aufzubrechen.
Ich war wieder zu meiner Truppe zurückgekehrt. Der Rand meines Schildes lag über den Schildrändern der Männer, die neben mir standen, und ich bereitete mich auf den Angriff vor, als ich sah, was Sigefrid vorhatte. Seine Männer hatten nicht einfach nur auf das Tor gestarrt, sondern waren neu aufgestellt worden. Acht Krieger würden den ersten Angriff führen. Vier von ihnen trugen wuchtige, lange Speere, die mit beiden Händen gehalten werden mussten. Diese vier hatten keine Schilde, doch neben jedem Speermann ging ein kräftiger Kämpfer, der mit Schild und Axt ausgestattet war. Und hinter ihnen rückten weitere Männer mit Schilden, Speeren und Langschwertern auf uns zu. Ich wusste genau, was geschehen würde. Die vier Männer würden auf uns zuhetzen und ihre vier Speere in vier unserer Schilde fahren lassen. Das Gewicht der Speere und die Gewalt des Angriffs würden vier von uns gegen die Männer aus der zweiten Reihe treiben, und dann würden die Axtmänner zuschlagen. Sie würden nicht versuchen, unsere Schilde zersplittern zu lassen, sondern sie würden die Lücken vergrößern, die von den vier Speermännern in unseren Schildwall gerissen worden waren, sie würden sich mit ihren Äxten in die Schilde unserer zweiten Reihe einhaken und sie herunterziehen, sodass wir keinen Schutz vor den Langschwertern der Männer hatten, die hinter den Axtkämpfern anrückten. Sigefrid ging es vor allem um eines, und das war, unseren Schildwall so schnell wie möglich aufzubrechen, und ich zweifelte nicht daran, dass diese acht Männer nicht nur geübt hatten, einen Schildwall in ein paar Augenblicken
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